Von wegen Romantik
Mangels Benzin setzen die Kubaner vermehrt auf Ochsen
Es ist für viele Menschen der Inbegriff des Paradieses, der Himmel in eine irdische Landschaft gegossen: weiße Sandstrände, grünes Zuckerrohr, das sich beinahe meditativ im Wind wiegt. Musik, die die Seele berührt, und Menschen, die mit karibischer Gelassenheit von Tag zu Tag tanzen. Nicht umsonst wächst der Tourismus auf Kuba Jahr für Jahr. Raus aus der europäischen Kälte, eintauchen in die zur Wirklichkeit gewordene FotoTapete. Wie wunderbar, wenn man dann vor Ort noch Instagram-taugliche Bilder aus einer anderen Welt schießen kann. Alles so schön bunt, alles so ursprünglich. Doch mit Romantik hat das Leben in Kuba nur wenig zu tun. Es fehlt an vielem, bisweilen sogar an Lebensmitteln. Nun sollen wegen eines Mangels an Kraftstoff in Kuba wieder Zugtiere in der Landwirtschaft zum Einsatz kommen. Es sei der Gebrauch von rund 4000 Ochsengespannen beim Anbau von Zuckerrohr und anderen Lebensmitteln beschlossen worden, zitierten Staatsmedien den Präsidenten der Zuckerbehörde Azcuba, Julio García Pérez. Nicht dass die Ochsengespanne je weggewesen wären. Sozialistische Mängelverwaltung und amerikanische Wirtschaftsblockade zwingen die Kubaner seit Jahrzehnten zu einer unfreiwilligen Zeitreise. Wie schlecht es um das Land steht, zeigt nicht nur der Blick an die Tankstellen, sondern auch auf die Teller: Der Preis für das bei Kubanern sehr beliebte Schweinefleisch gilt als Indikator für die wirtschaftliche Situation der Insel. Mittlerweile kostet das Pfund fast drei US-Dollar, während der durchschnittliche Monatslohn noch immer bei etwa 30 Dollar liegt.