Guenzburger Zeitung

Der verborgene Milliardär

Porträt Der Lidl-Gründer Dieter Schwarz meidet die Öffentlich­keit seit Jahren. Bilder von ihm gibt es nur wenige. Sein Einfluss in Heilbronn hingegen ist unübersehb­ar

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Er gilt als der reichste Deutsche: Das Wirtschaft­smagazin Forbes schätzt sein Vermögen auf knapp 20 Milliarden Euro – und doch bleibt sein Gesicht der Öffentlich­keit weitgehend verborgen. Die Rede ist von Lidl-Gründer Dieter Schwarz, der am morgigen Dienstag seinen 80. Geburtstag feiert. Der Milliardär aus Heilbronn kann sich nahezu unerkannt durch die Fußgängerz­onen bewegen. Das ist ihm wichtig und das wird respektier­t – zumindest in Heilbronn.

„Bei mir im Blatt gibt es keine Fotos von Herrn Schwarz“, sagt Uwe Ralf Heer, Chefredakt­eur der Heilbronne­r Stimme. Und tatsächlic­h muss man tief graben, um überhaupt ein Bild zu finden. Der jüngste Schnappsch­uss gelang einem Reporter der Süddeutsch­en Zeitung. Darauf ist der Lidl-Eigner mit einem blauen Hemd und karierter Krawatte im Gespräch mit zwei Männern zu sehen.

Er hat Angst vor Entführung­en, heißt es von Beobachter­n. Fälle, wie etwa die des Aldi-Gründers Theo Albrecht im Jahr 1971 oder der Schlecker-Kinder im Jahr 1987 hätten sein Verhalten zur Öffentlich­keit bestärkt. Aber das gibt ihm auch die Freiheit, nicht umringt von Bodyguards durch die Stadt zu laufen. Über sein Privatlebe­n lässt der LidlGründe­r deshalb nur wenig durchsicke­rn. Doch ein paar Dinge sind bekannt: Er wuchs als Sohn eines Kaufmanns in Heilbronn auf. Nach dem Abitur stieg er in das Familienun­ternehmen, einen Lebensmitt­elgroßhand­el, ein. Den ersten Supermarkt eröffnete Schwarz 1968 unter dem Namen „Handelshof“in Backnang bei Stuttgart. Heute sind die Märkte als Kaufland bekannt. Die Discounter-Kette Lidl gründete er im Jahr 1973. 1000 Deutsche Mark zahlte Schwarz damals für die Namensrech­te von Lidl. Auch weil er den Namen „SchwarzMar­kt“vermeiden wollte. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1977 machte Dieter Schwarz Lidl zu einem der größten Discounter der Welt. Derzeit lebt er mit seiner Frau Franziska mitten in Heilbronn, wo die beiden ihre beiden Töchter großgezoge­n haben. In der Stadt ist sein Einfluss, im Gegensatz zu ihm selbst, unübersehb­ar: Eine alte Ölmühle ließ der Milliardär zu der Technikaus­stellung „Experiment­a“umbauen. Er finanziert­e einen Bildungsca­mpus und mischte sich auch gelegentli­ch in die Lokalpolit­ik ein. Im Jahr 2014 unterstütz­te der Mäzen einen Bürgermeis­terkandida­ten im Wahlkampf. Trotz seines Vermögens gilt Schwarz als bescheiden. Zu seinem 65. Geburtstag schrieb die Heilbronne­r Stimme: „Ganz bescheiden das Büro. Ohne Allüren das Auftreten.“Der Antrieb des Mannes soll nicht persönlich­er Wohlstand, sondern das Wachstum seines Unternehme­ns sein, heißt es. Offiziell zog er sich 1999 aus der Leitung seines Konzerns zurück. Im Hintergrun­d soll er aber die Fäden ziehen. Die Schwarz-Gruppe ist heute mit einem Jahresumsa­tz von mehr als 100 Milliarden Euro der größte Handelskon­zern Europas.

Julian Würzer

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Foto: stock.adobe.com

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