Reiseanbieter Thomas Cook geht das Geld aus
Das Unternehmen verhandelt um einen Zuschuss für seine Sanierung. Tausende Urlauber sind in Sorge
London Der angeschlagene britische Touristikkonzern Thomas Cook verhandelt weiter mit Investoren um mehr Geld für seine Sanierungspläne. Am Sonntag sollte ein Treffen mit Geldgebern stattfinden, wie aus informierten Kreisen zu erfahren war. Thomas Cook strebt nach Angaben vom Freitag eine zusätzliche Finanzierung in Höhe von 200 Millionen Pfund an – umgerechnet 226 Millionen Euro.
Das Unternehmen mit Marken wie Neckermann-Reisen und der deutschen Fluglinie Condor braucht dringend Geld, um in die Zukunft seines Geschäfts zu investieren. Erschwerend kommt hinzu, dass das Unternehmen im Winter üblicherweise weniger einnimmt. Die benötigten 200 Millionen Pfund kämen zu einem bereits ausgehandelten 900 Millionen Euro schweren Paket hinzu. Die angestrebte Summe soll finanzielle Stabilität für die Zukunft bringen.
Thomas Cook verhandelt zum einen mit dem chinesischen Mischkonzern Fosun, der den Tui-Konkurrenten übernehmen will, aber auch mit Banken und Anleihegläubigern. Berichten zufolge spitzt sich die Lage für das Unternehmen zu. Inzwischen habe es die Regierung in London um Finanzhilfe gebeten, berichteten die Fernsehsender BBC und Sky News und die Financial Times mit Bezug auf namentlich nicht genannte Quellen. Ein Sprecher des britischen Transportministeriums sagte auf Nachfrage: „Wir spekulieren nicht über die finanzielle Situation einzelner Unternehmen.“In der Regel greife man nicht ein, „es sei denn, es gibt eine gute strategische Begründung dafür“, sagte der britische Außenminister Dominic Raab am Sonntag.
Am Wochenende hat Thomas Cook via Twitter mehrfach Kunden beschwichtigt, die sich wegen Medienberichten über die Finanzierungsprobleme des Konzerns Sorgen um ihre Buchungen machen. „Alle unsere Urlaube finden normal statt“, schrieb das Unternehmen. Zum Ende der Sommersaison befinden sich hunderttausende Kunden mit Thomas Cook im Urlaub. Einem Bericht der Bild zufolge könnten 600 000 Urlauber weltweit stranden, sollte Thomas Cook das Geld ausgehen. Die konzerneigenen Fluggesellschaften gelten als Gewinnbringer von Thomas Cook. Sorgenkind ist vor allem das britische Veranstaltergeschäft.
Thomas Cook war in den vergangenen Jahren immer wieder in Schieflage geraten. Bereits 2012 retteten mehrere Banken den Konzern nach immensen Abschreibungen auf das britische Geschäft und IT-Systeme mit frischem Geld vor dem Untergang. Auch dadurch sitzt Thomas Cook auf einem Schuldenberg in Milliardenhöhe und ächzt unter der hohen Zinslast. Der jüngste Preiskampf im Reise- und Fluggeschäft droht der Firma nun den Garaus zu machen. Hinzu kommt die anhaltende Unsicherheit um den Brexit, die die Urlaubsfreude der britischen Kunden dämpft.