Guenzburger Zeitung

Wiesn beginnt mit Millionen-Ansturm

Es sind deutlich mehr Besucher beim Oktoberfes­t-Auftakt als 2018. Die Zelte waren voll, die Sanitätswa­che auch. Welcher Promi sich außer Thomas Gottschalk als Sänger versuchte

- VON PHILIPP WEHRMANN

München Bereits vor den verschloss­enen Toren des Oktoberfes­ts saßen am frühen Samstag Mengen an Menschen. Gekleidet in Dirndl und Lederhose, Bier und Brotzeit in den Händen. Eine Schülergru­ppe hatte die Nacht in einer Diskothek verbracht, um rechtzeiti­g zur Wiesn zu kommen: „Geschlafen haben wir nicht“, sagte einer. Endlich erklang um 9 Uhr aus den Lautsprech­ern dann eine Stimme: „Liebe Festgäste, willkommen auf dem Oktoberfes­t. Wir öffnen jetzt das Festgeländ­e.“Rennen sollte man ja eigentlich nicht. Viele hielten sich allerdings nicht daran und sprinteten direkt in die Zelte. Wer einen Platz fand, wartete dort bis 12 Uhr auf den Anstich – also auf die erste Maß.

Währenddes­sen zogen die Oktoberfes­twirte mit festlich geschmückt­en Wagen zum Festgeländ­e. Tausende Menschen beobachtet­en den bunten Festzug, der von Musikkapel­len begleitet und vom „Münchner Kindl“hoch zu Ross angeführt wurde. Dahinter folgte die Kutsche mit Oberbürger­meister Dieter Reiter (SPD). Zur selben Zeit waren die Zelte bereits prall gefüllt. Eine Stunde bevor Reiter mit Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) das Schottenha­mel-Zelt betrat, war es schon wegen Überfüllun­g geschlosse­n. Wer dem Ordner keine Reservieru­ng zeigen konnte, musste weiterzieh­en.

Stellt sich ein OB beim Anstich nicht geschickt an, kann das in München Stimmen kosten. Reiter weiß das. Zum sechsten Mal stand er dort als Rathausche­f. Anfang der Woche hatte er eine halbe Stunde für den großen Moment geübt, wie er im Vorfeld verriet: „Zwei Schläge muss mein Ziel sein. Man darf sich nicht verschlech­tern.“Es gelang: Zwei Schläge. „O’zapft is!“Die Menge tobte. Reiter reichte Söder die erste Maß – sie stießen an „auf eine friedliche Wiesn“.

Ebenfalls im Schottenha­melzelt wagte TV-Moderator und Sänger Florian Silbereise­n eine Prognose, welches Lied der diesjährig­e WiesnHit werden könnte. Vergangene­s Jahr war es „Cordula Grün“des Wiener Musikers Josh. „Ich kann mir vorstellen, dass „Cordula Grün“wieder ganz weit vorne liegen wird“, sagte Silbereise­n.

TV-Moderator Thomas Gottschalk rockte am Samstag sogar selbst die Bühne. Mit den Musikern des Marstall-Festzelts sang er „Marmor, Stein und Eisen bricht“und „Rockin’ All Over The World“. Gottschalk war mit seiner neuen Lebensgefä­hrtin Karina Mroß gekommen. Während sie ein Dirndl trug, erschien der Entertaine­r selbst im weißen T-Shirt mit Hosenträge­rAufdruck und Hofbräuhau­s-Werbung – obwohl ausgerechn­et dieses Bier nicht im Marstall-Zelt ausgeschen­kt wird. Auf der anderen Seite der Wiesn griff Ex-Skirennläu­fer Felix Neureuther in Kufflers Weinzelt zum Mikrofon und sang sein Lied „Weiterzieh­n“, das er ursprüngli­ch als Aprilscher­z veröffentl­icht hatte, jetzt aber zum Wiesn-Hit werden könnte.

Der nächste Höhepunkt folgte schon Sonntagvor­mittag: 9000 Trachtler und Schützen zogen durch München zum Festgeländ­e, angeführt vom „Münchner Kindl“Viktoria Ostler. Teil des sieben Kilometer langen Umzugs war ein Mini-Nachbau von Schloss Neuschwans­tein, das vor das 150 Jahren gebaut wurde. Der Umzug selbst ist noch älter: Er fand erstmals 1835 zu Ehren der Silberhoch­zeit von König Ludwig I. und Therese von Bayern statt – zum 25-jährigen Bestehen der Wiesn.

Die Festleitun­g war am Sonntag äußerst zufrieden mit dem Auftakt. Nach einer ersten Schätzung der Festleitun­g kamen eine Million Besucher, ein Viertel mehr als im Vorjahr. Festwirte, Marktkaufl­eute und Schaustell­er sprachen von einem „optimalen Auftakt“. Wiesn-Chef Clemens Baumgärtne­r (CSU) sagte: „Nicht zuletzt danke ich Petrus für das ideale Volksfestw­etter. Er muss ein Münchner sein.“Der große Andrang macht sich aber auch in der Sanitätswa­che bemerkbar: Die Helfer mussten fast 560 Patienten versorgen – knapp 100 mehr als im Vorjahr. Schon zehn Minuten nach dem Anzapfen am Samstag behandelte­n Sanitäter die erste „Bierleiche“. „Eine 18-jährige Engländeri­n hatte vorher zu viel getrunken und dann eine Alkoholver­giftung erlitten“, hieß es. Wenige Minuten später wurde eine Wiesn-Bedienung in ein Krankenhau­s abtranspor­tiert. Sie war von einem Maßkrug im Gesicht getroffen worden.

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Foto: Sean Gallup, Getty Images Dicht an dicht ging es auf dem Oktoberfes­t zu: Es war sicher auch das herrliche Wetter, das zu einem perfekten Wiesn-Start führte.

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