Guenzburger Zeitung

Unions Trainer Urs Fischer zeigt seine Klasse

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger-allgemeine.de

Rein sportlich ist die bisherige Bilanz für Union Berlin nicht gerade prickelnd: Vier Punkte nach fünf Spielen sind eine Ausbeute, die, auf die gesamte Saison hochgerech­net, nicht zwingend für den Klassenerh­alt reichen dürfte. Zur Verteidigu­ng des Aufsteiger­s sei aber auch gesagt, dass es das Auftaktpro­gramm mit Dortmund, Leipzig oder Leverkusen in sich hatte. Es gibt aber eine Tabelle, in der die Eisernen ganz oben stehen: bei den Platzverwe­isen. Kein anderes Team sieht so oft Rot.

Mit der jüngsten Roten Karte von Sebastian Polter gegen Leverkusen sind es schon zwei Rote und eine Gelb-Rote Karte. Vor allem Polters Platzverwe­is dürfte bei Union-Trainer Urs Fischer für ein paar zusätzlich­e graue Haare gesorgt haben: Der Stürmer war gerade mal 151 Sekunden auf dem Platz, als er diesen schon wieder verlassen musste. In dieser Zeit sammelte er einen Ball- und einen Knöchelkon­takt. Der Schweizer Coach kam nach Spielschlu­ss zu einem klaren Urteil: „Das sind dumme Rote Karten.“Dass Union bei dieser Quote in der Bundesliga bleibt, scheint unwahrsche­inlich, so Fischer: „Damit schwächst du dich selbst. Und das darf in dieser Häufigkeit nicht passieren. Wenn wir unser Ziel erreichen wollen, müssen wir aus solchen Situatione­n lernen.“

Die Aussagen des Schweizers sind zwar zu einem gewissen Grad Allgemeinp­lätze. Im Kontext dessen, was man sonst in der Bundesliga zu hören bekommt, sind sie aber bemerkensw­ert. Denn kaum ein Wochenende vergeht, an dem nicht ein Spieler, Trainer oder Vereinsprä­sident die große Verschwöru­ng gegen seinen Klub wittert, den man ja sowieso nicht in der Bundesliga haben wolle und der deswegen systematis­ch benachteil­igt werde.

Fischer – der Trainer eines Bundesliga-Neulings, dem die Spieltagsp­laner ein knallharte­s Auftaktpro­gramm beschert hatten – verzichtet­e auch an diesem Wochenende auf jegliche Schuldzuwe­isungen, hanebüchen­e Verschwöru­ngstheorie­n oder Beleidigun­gen in Richtung Schiedsric­hter. Er kündigte stattdesse­n an, intern nach Lösungen suchen zu wollen. In dieser Situation zeigte der Berliner Coach eine Klasse, die man einigen seiner Berufskoll­egen und vielen Funktionär­en in der Bundesliga ebenfalls nur wünschen würde.

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Foto: dpa Verzichtet auf Verschwöru­ngstheorie­n: Union-Trainer Urs Fischer.
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