Guenzburger Zeitung

Sagen wir unentschie­den

Mit dem 1:1 können sowohl Christian Streich als auch Martin Schmidt gut leben. Nicht nur, weil sich die Trainer des SC Freiburg und des FC Augsburg einfach gut leiden können

- VON ROBERT GÖTZ

Freiburg Wer Christian Streich, 54, und Martin Schmidt, 52, so über den Rasen im Schwarzwal­dstadion schlendern sah – der Freiburger Trainer hatte freundscha­ftlich den Arm um seinen Augsburger Kollegen gelegt –, hätte nicht darauf schließen können, dass sich die Trainer vorher über 90 Minuten mit allen möglichen taktischen Finessen beharkt hatten. Dass sich ihre Teams 1:1 (1:1) trennten – ein besseres Ergebnis hätte es fast nicht geben können. Ein Punkt für den SC Freiburg, ein Punkt für den FC Augsburg. Schmidt und Streich – zwei Trainer, die miteinande­r können.

Natürlich trauerte Streich den beiden Pfostentre­ffern in der Schlusspha­se durch Nicolas Höfler (86.) und Nils Petersen (88.) nach, doch so wirklich ärgerte er sich nicht darüber. „Diesmal waren wir nicht so effizient. Von daher bin ich nicht zufrieden mit dem Ergebnis, aber wir leben mit dem Punkt.“

Martin Schmidt hatte ein ähnliches Statement ein paar Minuten zuvor abgegeben: „Das Spiel hatte zwei Gesichter. Zur Pause war es ein Unentschie­den. Bis zur 85. Minute war es gerecht, dann ist es auf die Freiburger Seite gekippt. Aber wir sind mit dem Punkt zufrieden.“

25 Minuten schien es allerdings so, als würde der Tabellendr­itte die Augsburger aus dem Stadion schießen. Wieder einmal. Sechs von sieben Auswärtssp­ielen in der Bundesliga hatte der FCA in Freiburg verloren. Beim achten, dem ersten unter seiner Regie, setzte Schmidt auf die gleiche Ausrichtun­g wie beim 2:1-Sieg gegen Frankfurt. Denn der SC Freiburg agierte wie die Hessen mit einer Dreierkett­e. Dagegen hatte Schmidt ein 4-4-2-System verordnet. Streichs Taktik ging zunächst besser auf. Während Schmidt seine Mannschaft­en auf schnelles, damit auch störanfäll­iges Umschaltsp­iel trimmt, setzt Streich mehr auf Ballbesitz und kontrollie­rten Spielaufba­u. Dabei nützt er auch das kürzeste Spielfeld der Bundesliga.

Seit acht Jahren prägt er diesen Spielstil in Freiburg, in seiner Startelf stand bis auf den Ex-Augsburger Jonathan Schmid kein Neuzugang. Schmidt ist hingegen erst seit fünf Monaten in Augsburg im Amt und hatte gleich sechs neue Spieler zum Anpfiff aufgeboten. Kein Wunder, dass die Freiburger nach ihrem formidable­n Saisonstar­t mit viel Selbstvert­rauen loslegten und durch den Treffer von Luca Höler (24.) verdient 1:0 führten. „Spitzenrei­ter, Spitzenrei­ter!“, skandierte­n die SCFans mit Blick auf die Live-Tabelle.

Den rund 1500 FCA-Fans unter den 23800 Zuschauern schwante Böses. Doch dann veränderte Schmidt schon während des Spiels das Anlaufverh­alten und plötzlich bekam der FCA das Spiel besser in den Griff. Der 1:1-Ausgleich in der 39. Minute ausgerechn­et durch den Ex-Freiburger Florian Niederlech­ner nach einer der seltenen flüssigen FCA-Kombinatio­nen hatte sich die Minuten zuvor schon angedeutet.

In der Halbzeit zeigte Schmidt noch eine Videoseque­nz und ein paar Kniffe am Taktikboar­d, die passten. Nach dem Wechsel kontrollie­rte der FCA unter den Augen von Bundestrai­ner Joachim Löw die Partie, ohne selbst groß gefährlich zu werden. Da half es auch nichts, dass Streich auf ein 4-4-2 umstellte. Die Intensität blieb zwar hoch, doch Torchancen blieben bis zu den furioglück­liches sen Schlussmin­uten Mangelware. „Daheim gewonnen, auswärts ein Pünktchen – wir können damit leben“, bilanziert­e Schmidt mit Blick auf die kommenden Aufgaben. Leverkusen, Gladbach, Bayern, Wolfsburg, Schalke lauten die namhaften Gegner. Seinen Kollegen Christian Streich bat er da um einen Freundscha­ftsdienst. „Es ist schön, euch da vorne zu sehen. Gebt Gas, nehmt denen da hinten schön die Punkte weg. Dann werden wir irgendwann auch in der Mitte landen.“

Weder Streich lässt sich von den bisher erreichten zehn Punkten blenden noch sich Schmidt durch die fünf beängstige­n. Beide Trainer wissen, was sie wollen: Eine sorgenfrei­e Saison – die beiden schwimmen eben auf einer Wellenläng­e.

SC Freiburg Schwolow – Lienhart, R. Koch, Heintz – Schmid, Höfler, Frantz (34. Grifo), Günter – Haberer, Höler (75. L. Waldschmid­t) – Petersen FCA Koubek – Lichtstein­er, Jedvaj, Uduokhai, Max – Moravek (46. Oxford), R. Khedira – Hahn (70. M. Richter), Vargas – Finnbogaso­n, Niederlech­ner (80. Gregoritsc­h) Tore 1:0 Höler (24.), 1:1 Niederlech­ner (39.) Schiedsric­hter Dankert (Rostock) Zuschauer 23 800

 ?? Foto: Patrick Seeger, dpa ?? Christian Streich und Martin Schmidt hatten nach dem 1:1 des SC Freiburg gegen den FC Augsburg einiges zu besprechen.
Foto: Patrick Seeger, dpa Christian Streich und Martin Schmidt hatten nach dem 1:1 des SC Freiburg gegen den FC Augsburg einiges zu besprechen.

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