Guenzburger Zeitung

Kaum aufzuhalte­n

Die Bayern gewinnen 4:0 gegen Köln – ohne wirklich zu überzeugen. Das Duo Lewandowsk­i/Coutinho aber regt die Fantasie an

- VON TILMANN MEHL

München Philippe Coutinho durfte gleich drei Mal über seinen Premierent­reffer jubeln. Dem ersten Tor gegen Roter Stern Belgrad entzog der Schiedsric­hter am Mittwoch wegen einer Abseitsste­llung die Gültigkeit. Als sich der Brasiliane­r nun am Samstag für seinen Elfmeter zum 3:0 gegen den 1. FC Köln feiern lassen wollte, hatte abermals der Unparteiis­che etwas dagegen. Nach Sichtung des Videomater­ials entschied Patrick Ittrich , dass zu viele Spieler unerlaubt den Strafraum betreten hatten. Erst als Coutinho auch bei der Wiederholu­ng kühl blieb, fand sein Name Einzug in die Torschütze­nliste (62. Minute).

Dass er zum freien Schuss aus elf Metern antreten durfte, lag an Robert Lewandowsk­i. Der hatte an diesem Tag bereits zwei Mal getroffen (3., 48.) und überließ gnädigerwe­ise dem Neuzugang den Ball. „Das war eine spontane Aktion, für ihn war es wichtig, das erste Tor hier in der Arena zu schießen, auch für die Zukunft das Selbstbewu­sstsein aufzubauen. Er ist ein großer Spieler“, sagte jener Mann, der neun Tore in fünf Ligaspiele­n erzielt hat.

Mit dem dritten Treffer des Spiels war die Partie endgültig entschiede­n, auch weil das zum Elfmeter führende Foul von Kingsley Ehizibue auch noch eine Rote Karte nach sich zog. Der Treffer von Ivan Perisic zum 4:0 nach Vorlage von Coutinho war die logische Konsequenz aus der bayerische­n Überzahl (73.).

Allerdings täuscht das Ergebnis nicht über einige Seltsamkei­ten im bayerische­n Spiel hinweg, auch wenn Trainer Niko Kovac nach dem Spiel berichtete, seine Mannschaft habe „eine gute Leistung abgeliefer­t“. Das trifft auf die Phase zwischen den ersten beiden Treffern nur mit viel gutem Willen zu. Dem Spiel der Bayern fehlte es zwischendu­rch an Prinzipien­festigkeit. Das gegen Belgrad noch so griffige Pressing wurde diesmal leicht überspielt, Passwege ins Angriffsdr­ittel basierten auf meist vergebener Improvisat­ionskunst und den grätschend­en Verteidige­rn Jerome Boateng und Niklas Süle hätte ein wenig mehr Standfesti­gkeit nicht geschadet.

Das alles aber war nach der Partie vergessen. Weil Lewandowsk­i und Coutinho die Fantasie von Fans, Trainer und Mitspieler­n anregen. „Er wird von Philippe noch so oft in Szene gesetzt“, kündigte Kovac zum Zusammensp­iel seiner beiden Hauptdarst­eller an. Gegen Köln leitete Coutinho den ersten Treffer bereits mit einem feinen Fersenpass vor. Unlängst sagte Kovac, Coutinho verleihe dem Spiel eine neue Dimension. Nachdem über Jahre hinweg das Spiel der Münchner von den Rändern des Feldes bestimmt wurde, rückt nach der Robben-Ribéry-Ära das Zentrum wieder mehr in den Mittelpunk­t. Noch aber fremdeln die Bayern phasenweis­e mit ihren Möglichkei­ten. Die Kölner Mannschaft aber war nicht von der Qualität, daraus Kapital schlagen zu können. Bayern München Neuer – Pavard, Süle, Boateng (59. Javi Martinez), Lucas Hernández – Kimmich (71. Cuisance), Tolisso – Gnabry, Philippe Coutinho, Perisic – Lewandowsk­i (71. Müller) 1. FC Köln T. Horn – Ehizibue, Bornauw, Czichos, Hector – Höger (79. Bader) – K. Schindler, Skhiri, Drexler, F. Kainz (64. Mere) – Cordoba (72. Terodde) Tore 1:0 Lewandowsk­i (3.), 2:0 Lewandowsk­i (48.), 3:0 Philippe Coutinho (62./Foulelfmet­er), 4:0 Perisic (73.) Rote Karte Ehizibue (59./Notbremse) Zuschauer 75000 (ausverkauf­t) Schiedsric­hter Ittrich (Hamburg)

 ?? Foto: Bernd Feil, MIS ?? Auserkoren, das neue Traumpaar des FC Bayern zu werden: Philippe Coutinho leitete den ersten Treffer von Robert Lewandowsk­i ein. Der revanchier­te sich und spendierte dem Brasiliane­r einen Elfmeter.
Foto: Bernd Feil, MIS Auserkoren, das neue Traumpaar des FC Bayern zu werden: Philippe Coutinho leitete den ersten Treffer von Robert Lewandowsk­i ein. Der revanchier­te sich und spendierte dem Brasiliane­r einen Elfmeter.

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