Weiter als gedacht
Bis zum Achtelfinale enttäuschte die deutsche Mannschaft. Im ersten K. o.-Spiel aber zeigt sie ihre stärkste Leistung. Im Viertelfinale wartet nun das weltbeste Team
Apeldoorn In ihrem schicken Hotel am Waldrand von Apeldoorn mussten die deutschen Volleyballer für den Kracher gegen Weltmeister Polen erst mal wieder Kraft tanken. Mit Charakterstärke und Aggressivität hat sich der Vize-Europameister von 2017 ins Viertelfinale geackert und seine Medaillenchancen nach einer Vorrunde voller Rückschläge am Leben gehalten. Im prickelnden Duell am Montag (20 Uhr, Sport1+) gegen den Topfavoriten um den ehemaligen Bundestrainer Vital Heynen hält Ausnahmespieler Georg Grozer sogar die Sensation nicht für ausgeschlossen. „Ich hoffe, wir halten das Niveau und dann können wir den Polen die Stirn bieten. Ich sage immer: In einem Turnier ist nichts unmöglich, es ist immer noch Volleyball, es ist alles machbar“, erklärte der Diagonalangreifer nach der besten Turnierleistung beim 3:1 gegen die Niederlande im Achtelfinale, als sich die Deutschen am Samstag auch von sechs ungenutzten Matchbällen im dritten Satz nicht vom Kurs abbringen ließen.
Grozer, ohnehin von einer unrunden Vorbereitung beeinträchtigt, war nach dem sechsten Spiel in neun Tagen geschafft. Angesprochen auf die erstmals auf 24 Mannschaften in gleich vier Ländern aufgeblähte Endrunde platzte ihm der Kragen. „Das ist völliger Quatsch. Es ist völlig belastend für einen Sportler, andauernd die Tasche zu packen, andauernd zu reisen. Ich glaube, die, die das organisiert haben, haben darüber nicht nachgedacht oder fühlen einfach mit den Spielern nicht mit“, schimpfte Grozer.
Brüssel, Antwerpen, Apeldoorn, Ljubljana, Paris – was für Touristen vielleicht ein ansehnlicher Städtetrip ist, wäre für die deutschen Volleyballer die Reiseroute bis ins Finale. „Keine Angst“dürfe seine Mannschaft vor Polen haben, meinte Nationaltrainer Andrea Giani, auch wenn er den Weltmeister mit einer Fluglinienmetapher in die „Business Class“des Volleyballs beförderte. Eigentlich sind die Polen ja „First Class“. Grozer & Co. müssen versuchen, sich dorthin vorzuarbeiten, um das Weltklasseteam in Bedrängnis zu bringen.
Die Kulisse von 6500 Zuschauern und das Aufeinandertreffen mit Heynen können die rechtzeitig zur K. o.-Phase wiedererstarkten Deutschen aber durchaus weiter beflügeln. „Vielleicht sind das diese Sachen, die uns auch diesen gewissen Kick geben, diesen Extraanreiz zu wissen, dass wir mehrere schöne Sachen erreichen können: Unseren Ex-Trainer besiegen und ich kann durch Polen mit einem Lächeln durchs Land laufen“, meinte der im Weltmeisterland angestellte Kapitän Lukas Kampa vergnügt. BUNDESLIGA, FRAUEN 3. LIGA SÜD, FRAUEN 3. LIGA SÜD, MÄNNER