Guenzburger Zeitung

Neue Vorwürfe, alte Reflexe

- VON ANDREAS KORNES ako@augsburger-allgemeine.de

Immer wenn man denkt, es könne nicht mehr schlimmer kommen, beweist die russische Sportpolit­ik, wie naiv es ist, das zu denken. Jetzt also steht der Verdacht im Raum, Russland habe betrogen, um einen vorher gehenden Betrug zu verschleie­rn. Die Datensätze aus dem Moskauer Anti-Doping-Labor sollen vor der Übergabe an die Wada frisiert worden sein. Aus Sicht der Russen ein nachvollzi­ehbarer Versuch, flächendec­kendes Doping zu verschleie­rn. Dumm nur, wenn der Versuch auffliegt. Dann wirken die Versuche, neues Vertrauen aufzubauen, wie eine Farce.

Dieser neuerliche Skandal entfaltet sich gerade erst zu seiner ganzen Pracht. Aber schon zeigen die beteiligte­n Parteien altbekannt­e Reflexe. Russland vermeidet inhaltlich­e Beiträge und wirft dem bösen Westen mal wieder vor, er habe sich – warum auch immer? – verschwore­n. In der Opferrolle lässt sich wunderbar vermeiden, Fehler einzugeste­hen. Staatsdopi­ng vertuschen? Wir? Unerhört.

Das Internatio­nale Olympische Komitee (IOC) wiederum sagt erst einmal gar nichts, während hinter den Kulissen fieberhaft nach einem Ausweg gesucht wird. Aufgabenst­ellung: Wie bekommen wir eine der größten Sportnatio­nen nächstes Jahr zu den Sommerspie­len nach Tokio, ohne auch noch den letzten Rest unserer Glaubwürdi­gkeit zu verlieren? 2016 in Rio hat das ja ganz ordentlich geklappt.

Unter dem Druck dieser mächtigen Parteien wird die Wada umkippen. Nicht heute oder morgen. Passieren aber wird es. Es wäre ja naiv zu denken, dass ein Betrug dieses Ausmaßes entspreche­nde Konsequenz­en haben könnte.

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