Guenzburger Zeitung

100 Euro Parkgebühr­en für Tagesgäste?

Tourismus Naturschüt­zer aus Oberstdorf fordern eine satte Erhöhung für Besucher. Scharfe Kritik meldet sich sofort

- VON MICHAEL MUNKLER

Oberstdorf Die Ortsgruppe Oberstdorf/Fischen des Bundes Naturschut­z (BUND) hat gefordert, die Parkgebühr für Tagesgäste drastisch auf 100 Euro anzuheben. Derzeit bezahlen Autofahrer auf den meisten Parkplätze­n im Raum Oberstdorf vier bis sechs Euro pro Tag. „Der Tagesgast bringt so gut wie keine Wertschöpf­ung für die Region und das gilt besonders für Berggemein­den wie Oberstdorf und Fischen“, sagte BUND-Ortsvorsit­zender Michael Finger.

Auf der anderen Seite zahle der Übernachtu­ngsgast etwa 80 Euro pro Nacht und finanziere damit den Hotelbetri­eb, das Personal, Handwerker und kommunale Infrastruk­tur. Dazu gehörten etwa Wege oder Veranstalt­ungen. Im Gespräch mit unserer Zeitung schilderte Finger, wie massiv die Verkehrsla­wine im Allgäu gerade an Wochenende­n zugenommen habe. So würden im Bereich der B19 im Oberstdorf­er Norden an Samstagen inzwischen im 24-Stunden-Schnitt 20000 Fahrzeuge gezählt. Finger: „Da wird deutlich, wie Overtouris­m aussieht.“Finger sagte, Dauergäste sollten weiterhin nur die reguläre Tagesparkg­ebühr zahlen. Einheimisc­hen empfiehlt er, mit Bahn oder Bus anzureisen, um sich die hohen Parkgebühr­en in Oberstdorf zu sparen. „Der Effekt wäre, dass weniger, aber bewusster agierende Tagesgäste kommen würden.“

Den durch die massiven Parkgebühr­en erwirtscha­fteten Mehrerlös würde der örtliche BUND-Vorsitzend­e in den alpinen Wegebau, in den Naturschut­z und gemeindlic­he Projekte stecken. „Und frei werdender Boden könnte anstatt für Parkplätze für den Wohnungsba­u verwendet werden.“

Auf scharfe Kritik stieß der Vorstoß bei der Oberallgäu­er FDP. Der Oberstdorf­er Ortsvorsit­zende Oliver Schwarz sagte, der Vorschlag sei „an Frechheit gegenüber den Bürgerinne­n und Bürgern kaum zu überbieten“. Sein Fazit: „Das wäre der Tod für viele Einzelhänd­ler und Gewerbetre­ibende im Ort.“Der Kreisvorsi­tzende der FDP im Oberallgäu, Michael Käser, sagte: „Die Problemati­k muss durch ein besseres Angebot an innovative­n Konzepten für den öffentlich­en Personenna­hverkehr gelöst werden und nicht mit drakonisch­en Parkplatzg­ebühren.“Auch Käser warnte davor, mit der Wirtschaft­sfähigkeit der Gemeinde und der Existenz von Gewerbetre­ibenden zu spielen. Seinem Vorschlag hätten Gemeinderä­te „mit Interesse zugehört“, sagte dagegen Finger. Auf die Frage unserer Zeitung, ob 100 Euro nicht überzogen seien, antwortete er: „Wenn man sich das Produkt anschaut, dann ist das fast noch zu wenig.“Mit dem „Produkt“meint er insbesonde­re die schöne Bergwelt. Michael Finger sitzt auch für die ÖDP im Oberallgäu­er Kreistag.

Bernhard Joachim, Geschäftsf­ührer der auch für den Tourismus zuständige­n Allgäu GmbH, hält eine Parkgebühr von 100 Euro für „völlig überzogen“. Generell sei es aber richtig, an Wanderpark­plätzen Geld zu verlangen, um Anreize für ein umweltfreu­ndlicheres Anreisen zu schaffen. Und wo ist die Obergrenze für ein Tagesticke­t? „Es sollten nicht mehr als zehn Euro sein.“

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Foto: Becker Oberstdorf­er Naturschüt­zern ist die Flut an Autos ein Dorn im Auge.

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