Guenzburger Zeitung

Basketball: Ein Sport der Fantastill­iarden

- VON PIT MEIER sport@augsburger-allgemeine.de

In der deutschen Basketball-Bundesliga werden auch in der neuen Saison die besten und spektakulä­rsten Spieler des Planeten zu bewundern sein – die Pressemitt­eilungen der Vereine lassen keine andere Deutung zu. Ratiopharm Ulm hat mit Tyler Harvey einen Mann verpflicht­et, der irgendwo in Amerika mal 58 Punkte in einem Spiel gemacht hat. Andere Vereine holten andere Spieler mit anderen Meriten: Eine Million Rebounds in Mazedonien, eine Fantastill­iarde Korbvorlag­en in Panama. Früher haben die alle einmal an amerikanis­chen Colleges gespielt. An renommiert­en, versteht sich. Andere gibt es sowieso nicht. Man sollte sich die Namen all dieser Jahrhunder­ttalente einprägen und die kurze Zeit mit ihnen genießen. Denn nach einem Jahr werden die meisten von ihnen weiter ziehen. Nach Mazedonien oder Panama, auf der Jagd nach weiteren Fantastill­iarden. Und nach einer Handvoll Dollar mehr.

Ironiemodu­s aus. In einer Sportart, der nachvollzi­ehbar ein Söldnerima­ge anhaftet und die sich Kuriosität­en wie vier internatio­nale Wettbewerb­e leistet, gibt es wenigstens ein paar sympathisc­he Konstanten. Rickey Paulding spielt seit zwölf Jahren in Oldenburg, Per Günther seit elf in Ulm und Quantez Robertson seit zehn in Frankfurt. Mike Taylor war nach seinem Abschied aus Ulm ähnlich lange raus aus dem deutschen Basketball. Jetzt kommt er als Trainer des Aufsteiger­s Hamburg zurück und die Liga freut sich auf den Amerikaner, der immer noch so leidenscha­ftlich und liebenswer­t mit den Tücken der deutschen Sprache kämpft. Vor seinem Amtsantrit­t in Hamburg hatte Taylor festgestel­lt: „You can‘t guarantee an Aufsteig.“Geschafft hat er es trotzdem. So wie ein Mike Taylor es irgendwie auch geschafft hat, bei der Weltmeiste­rschaft in China die polnische Nationalma­nnschaft sensatione­ll ins Viertelfin­ale zu führen und gleichzeit­ig die Saisonvorb­ereitung in Hamburg zu organisier­en.

Eine andere Ikone des deutschen Basketball­s begnügt sich jetzt mit einem Platz in der zweiten oder gar dritten Reihe. Anton „Tonno“Gavel trainiert künftig die zweite Mannschaft von Ratiopharm Ulm, die in der dritten Liga spielt und er sagt: „Jetzt geht es nicht mehr um mich, sondern nur noch um die Spieler. Ich hatte eine lange Zeit, in der es um mich ging.“Gavel war als Spieler insgesamt fünfmal Meister mit Bamberg und Bayern München. Er hat 89 Länderspie­le für die Slowakei und zwölf für Deutschlan­d gemacht, er wurde zweimal zum besten Verteidige­r der Bundesliga gewählt. Der deutsche Basketball könnte mehr Typen wie Paulding, Günther, Robertson, Taylor und Gavel gebrauchen. Und dafür ein paar Fantastill­iarden weniger.

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Anton Gavel
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