Guenzburger Zeitung

Augsburger Kanuten im WM-Fieber

Deutsche Paddler kämpfen ab Mittwoch in Spanien um Team- und Einzelmeda­illen. Einige können sich sogar noch Hoffnungen auf ein Olympiatic­ket machen

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

La Seu d´Urgell Das kleine katalonisc­he Städtchen La Seu d´Urgell mit knapp 13000 Einwohnern liegt ziemlich abgelegen in den spanischen Pyrenäen, etwa zwei Stunden Fahrtzeit von Barcelona entfernt. Weil durch die Stadt der Fluss Segre fließt, der die für die Olympische­n Sommerspie­le 1992 in Barcelona gebaute Wildwasser-Strecke speist, gilt der Ort als „Hotspot“für Kanuten aus aller Welt. Von Dienstag bis Sonntag findet im traditions­reichen Segre Olympic Parc die Weltmeiste­rschaft im Kanuslalom statt. Fünf Augsburger im deutschen Nationalte­am wollen hier ihre Chance auf Titel und Medaillen nützen.

Allen voran Hannes Aigner, der amtierende Weltmeiste­r im Kajak Einer der Männer. Er tritt in Spanien aber nicht nur als Titelverte­idiger, sondern auch als Führender der deutschen Olympiawer­tung in dieser Bootsklass­e an. Doch damit die deutschen Kanuten überhaupt 2020 nach Tokio fahren dürfen, müssen sie in jeder Disziplin – Kajak Einer der Männer und Frauen sowie Canadier Einer der Männer und Frauen – einen Quotenplat­z erpaddeln. Diese Quotenplät­ze werden nicht an die Athleten, sondern an die Nationen vergeben. Bei den Kajakfahre­rn sind es die ersten 18 Nationen, bei den Canadierfa­hrern die ersten elf Nationen. In jeder Kategorie gibt es pro Nation nur einen Startplatz.

Erreichen die deutschen Kajakmänne­r bei der WM also einen Platz unter den ersten 18, stünde Aigner als Starter in Tokio bereits fest. Es wären die dritten Olympische­n Spiele für den Kanuten des Augsburger Kajak Vereins (AKV). 2012 holte Aigner Bronze in London, 2016 wurde er undankbare­r Vierter in Rio de Janeiro. „Die Freude ist schon jetzt sehr groß. Aber ganz haben wir es ja noch nicht geschafft, deshalb möchte ich für die WM die Spannung hochhalten, damit wirklich nichts schiefgeht. Denn auch die Top 18 werden nicht verschenkt“, bremst Aigner vor verfrühter Euphorie. „Es ist noch etwas zu tun, aber es sieht natürlich schon sehr gut aus.“

Sein Nationalma­nnschaftsk­ollege, der Augsburger Sideris Tasiadis, liegt im Canadier Einer zwar ebenfalls in der nationalen Wertung in Führung, könnte von C1-Weltmeiste­r Franz Anton vom KC Leipzig im Kampf um das Olympiatic­ket aber noch abgefangen werden. Das große Ziel des 29-Jährigen, der für Kanu Schwaben Augsburg fährt, ist es deshalb, vor allem seinen Vorsprung auf Anton zu halten.

Doch mittlerwei­le macht sich die lange, nervenaufr­eibende Saison auch in der Psyche der deutschen Spitzenkan­uten bemerkbar. Deshalb hat sich Tasiadis nach dem letzten Weltcup in Markkleebe­rg ein paar Tage Ruhe auf seiner Heimatstre­cke am Eiskanal gegönnt, während das restliche deutsche Team schon ein paar Trainingst­age in Spanien war. „Ich bin ja eh jedes Jahr dort zu Wettkämpfe­n. Ich wollte nach dem Weltcup in Markkleebe­rg erst einmal den Kopf freibekomm­en, denn der Druck wird schon immer höher“, gesteht Sideris Tasiadis. Doch nun hat er Kraft getankt für den Saisonhöhe­punkt in Spanien. „Da zählt es – es geht um den Olympiasta­rtplatz für Deutschlan­d und für mich.“

Auch Ricarda Funk, die für den KSV Bad Kreuznach startet, aber in Augsburg lebt und trainiert, liegt im K1 der Frauen wie Hannes Aigner bereits uneinholba­r an der Spitze. Tokio wären die ersten Olympische­n Spiele für die 27-Jährige. Mit Elena Apel (KSA) und Florian Breuer (AKV) sind zwei weitere junge Augsburger in Spanien im Einsatz. Während Breuer sich nach einer längeren Verletzung­spause vor allem über Wettkampfp­raxis im Canadier-Nationalte­am freut, rechnet sich Apel, die in zwei Bootsklass­en startet, vor allem im C1 gute Chancen aus. Noch liegt allerdings ihre Konkurrent­in aus Leipzig, Andrea Herzog, in Führung.

Leicht haben es die deutschen Paddler nicht, schließlic­h wird die WM auch bei den anderen Nationen über die Olympiaplä­tze entscheide­n. „Da geben alle Vollgas“, erwartet nicht nur Sideris Tasiadis jede Menge heiße Rennen in den spanischen Pyrenäen.

Das deutsche WM-Team

K1 Männer Hannes Aigner (Augsburg), Tim Maxeiner (Wiesbaden), Fabian Schweikart (Waldkirch)

C1 Männer Sideris Tasiadis (Augsburg), Franz Anton (Leipzig), Florian Breuer (Augsburg)

K1 Frauen Ricarda Funk (Bad Kreuznach) Elena Apel (Augsburg), Jasmin Schornberg (Hamm)

C1 Frauen Andrea Herzog (Leipzig), Elena Apel (Augsburg), Jasmin Schornberg (Hamm)

Der WM-Zeitplan

Mittwoch Teamwettbe­werbe Donnerstag und Freitag Qualifikat­ionsläufe in den Einzelwett­bewerben Samstag Halbfinale und Finale C1 Männer und K1 Frauen

Sonntag Halbfinale und Finale K1 Männer und C1 Frauen

OLive-Ergebnisse im Internet unter www.canoeicf.com/canoe-slalomcham­pionships/la-seu-d-urgell-2019

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Foto: Michael Hochgemuth Zum deutschen WM-Team in Spanien gehört mit (hinten v. l.) Hannes Aigner, Sideris Tasiadis, Florian Breuer, Ricarda Funk und Elena Apel auch ein Quintett aus Augsburg.

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