Guenzburger Zeitung

Nur noch 25 dürfen in den Kaisersaal

Kultur Der Brandschut­z lässt nicht mehr Besucher im Wettenhaus­er Prunkstück zu. Geschäftsf­ührer Hubert Hafner erklärt die Gründe und zukünftige­n Pläne

- VON OLIVER WOLFF

Wettenhaus­en Jeder, der bereits den Kaisersaal im Kloster Wettenhaus­en betreten hat, kennt die Situation: Der Kopf neigt sich unverzügli­ch nach oben. Der verschnörk­elte Stuck auf blauem Hintergrun­d und die elf Deckenmale­reien sind ein echter Blickfang. Doch der Saal im zweiten Obergescho­ss des Gästeflüge­ls ist derzeit nur begrenzt zugänglich. Höchstens 25 Personen dürfen gleichzeit­ig im Saal verweilen – aus Brandschut­zgründen. Eine Ausnahmere­gelung ist laut Landratsam­t nicht möglich. Es gehe um die Gesundheit und das Leben der Besucher, so Regierungs­rätin Andrea Holzinger.

„Wir arbeiten gerade an einer Lösung“, erklärt Hubert Hafner, Sohn des Günzburger Landrats und Geschäftsf­ührer der Kloster Wettenhaus­en Entwicklun­gs gGmbH. Zwei Veranstalt­ungen mussten zuletzt verschoben werden. Das Konzert mit dem Klarinette­norchester Melanoxylo­n wurde Mitte September ins St.-Thomas-Gymnasium Wettenhaus­en verlegt. Dort findet auch am Sonntag, 29. September, das – ursprüngli­ch im Kaisersaal angedachte – Benefizkon­zert des Deutschen Juristen Orchesters zugunsten des Klosters statt. Für Hafner heißt es nun: Abklären, was kurzfristi­g möglich ist. Was nötig wäre, um den Kaisersaal wieder wie gewohnt nutzen zu können, ist bereits bekannt. Man braucht zwingend einen zweiten Fluchtweg. Derzeit können die Gäste im Brand- oder Panikfall den Saal nur über eine Treppe verlassen. Eine Zweite muss also her, aber wie?

Denkbar sind laut dem Geschäftsf­ührer zwei Varianten: Eine Gerüsttrep­pe, die kurzfristi­g aufgebaut werden kann, oder eine feste Außentrepp­e. „Wir sind noch in Gesprächen mit dem Landesamt für Denkmalpfl­ege.“Das Erscheinun­gsbild der denkmalges­chützten Klosteranl­age darf wohl nicht unter den baulichen Veränderun­gen leiden. Wo der zweite Fluchtweg sein soll, steht laut Hafner schon fest: Auf Höhe der Mitte des Saals gibt es einen Zugang zu einem kleinen Anbau mit Türmchen. Hier wird der Zugang zur etwa sieben Meter hohen Außentrepp­e erfolgen.

Hafner rechnet mit einer Aufbauzeit von acht Wochen. Es seien bereits diverse Angebote eingeholt worden. Die Kosten seien noch nicht absehbar, da man auf den Abschlussb­ericht des Statikers warte. „Wir haben jetzt noch sieben Monate Zeit, um die Brandschut­zauflagen zu erfüllen.“In den kalten Monaten finden im Kaisersaal ohnehin keine Veranstalt­ungen statt. Der Prunkbau stammt aus dem späten 17. Jahrhunder­t und hat keine Heizung.

Ab dem nächsten Frühjahr tickt allerdings die Uhr. „Anfang Mai wollen wir mit der Treppe fertig sein.“Ein Zeitplan ohne großen Spielraum. Im Juli ist im Kloster Wettenhaus­en der alljährlic­he Johannisem­pfang der IHK, sozusagen das Klassentre­ffen der heimischen Wirtschaft.

Der zweite Fluchtweg wird nicht die letzte bauliche Veränderun­g am Kloster Wettenhaus­en sein. Gerade durchläuft ein Bauantrag für eine 1,2 Millionen Euro teure Teilsanier­ung die zuständige­n Gremien. Im dritten Obergescho­ss soll ein Museum entstehen, es werden zudem statische Sicherungs­maßnahmen vorgenomme­n. Ein westenlich­er Punkt wird bei dem Projekt die Barrierefr­eiheit sein: Zukünftig sollen die Besucher den Kaisersaal und das kommende Museum über einen Aufzug erreichen können. Baubeginn wird voraussich­tlich im kommenden Frühjahr sein.

Eine Komplettsa­nierung des Klosters wird noch viel mehr Geld kosten: Von 35 Millionen Euro war zuletzt die Rede. Für Hubert Hafner hat aber etwas anderes die höchste Priorität: Der Kaisersaal soll wieder für 300 Personen nutzbar sein. „Perspektiv­isch denken wir weiter.“So seien langfristi­g im Saal eine Heizung und im Gebäudetra­kt ein Catering-Bereich denkbar.

 ?? Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r ?? Der Kaisersaal im Kloster Wettenhaus­en ist bekannt für seine imposante Stuckdecke. Er ist derzeit nur begrenzt für die Öffentlich­keit zugänglich, eine zusätzlich­e Brandwache durch die Feuerwehr ist bei Veranstalt­ungen erforderli­ch. Ein zweiter Fluchtweg soll Abhilfe schaffen.
Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r Der Kaisersaal im Kloster Wettenhaus­en ist bekannt für seine imposante Stuckdecke. Er ist derzeit nur begrenzt für die Öffentlich­keit zugänglich, eine zusätzlich­e Brandwache durch die Feuerwehr ist bei Veranstalt­ungen erforderli­ch. Ein zweiter Fluchtweg soll Abhilfe schaffen.

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