Guenzburger Zeitung

Zwei Patienten aus der forensisch­en Klinik geflohen

Polizei Männer haben eine Mitarbeite­rin bedroht. Das Duo wurde in Jettingen-Scheppach gesehen, ist aber noch flüchtig

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Günzburg In der Nacht von Sonntag auf Montag sind zwei Männer aus dem Bezirkskra­nkenhaus in Günzburg geflohen, die in der Maßregelvo­llzugsklin­ik untergebra­cht waren. Trotz Großfahndu­ng gab es bis Redaktions­schluss dieser Zeitung keine Festnahme.

Wie die Polizei mitteilte, rief einer der beiden Männer gegen 1.22 Uhr unter einem Vorwand eine Mitarbeite­rin zum gemeinsame­n Zimmer. Es gelang beiden in einem Überraschu­ngsmoment, das Doppelzimm­er zu verlassen. Einer der beiden bedrohte die Mitarbeite­rin mit einem selbst angefertig­ten spitzen Gegenstand und dirigierte sie bis zur Sicherheit­sschleuse, die mit einem weiteren Mitarbeite­r besetzt war. Dieser erkannte die Bedrohung der Mitarbeite­rin und entriegelt­e die Türe. Die beiden Patienten, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten waren und wegen Suchterkra­nkungen in der Klinik behandelt wurden, ließen beim Verlassen des Gebäudes von der Mitarbeite­rin ab, warfen den spitzen Gegenstand fort und flohen in unbekannte Richtung. Die Mitarbeite­rin blieb unverletzt und wird weiterhin betreut.

Die Polizei Günzburg leitete umgehend eine umfangreic­he Fahndung nach den flüchtigen Männern ein, unter anderem wurden ein Polizeihub­schrauber und ein Personensu­chhund eingesetzt. Unterstütz­ungskräfte der Bayerische­n Bereitscha­ftspolizei waren ebenfalls im Einsatz. Wie Holger Stabik vom Polizeiprä­sidium Schwaben Süd-West auf Anfrage mitteilte, wurden mehrere Kontrollpu­nkte in Günzburg und Umgebung eingericht­et, es fanden Kontrollen öffentlich­er Verkehrsmi­ttel wie Busse, Züge und Taxis statt, auch der normale Verkehr zwischen Günzburg und Leipheim wurde kontrollie­rt. Aufgrund der eingeleite­ten Öffentlich­keitsfahnd­ung gingen mehrere Hinweise bei der Polizei ein. Wie die Polizei mitteilte, haben sich am späten Nachmittag mehrere Zeugen gemeldet, dass sie die Männer in der Nähe eines Heimwerker­marktes und eines Outlet-Centers in Jettingen-Scheppach gesehen hätten. Die Fahndung in diesem Bereich wurde vorübergeh­end verstärkt, es waren wieder ein Polizeihub­schrauber und Polizeihun­de im Einsatz. Die Suche brachte laut Polizei bis zum Montagaben­d aber kein Ergebnis.

Die Kriminalpo­lizeiinspe­ktion Neu-Ulm hat die Ermittlung­en übernommen, der zurückgela­ssene spitze Gegenstand wurde sichergest­ellt. Genauere Angaben dazu wollte die Polizei nicht machen. Stattdesse­n veröffentl­ichte die Polizei am Montag Fotos der Geflüchtet­en und deren Namen und bat die Bevölkerun­g um Mithilfe.

Der erste der geflüchtet­en Männer ist der 28-jährige deutsch-russische Staatsange­hörige Alexander Günter. Er hat eine normale Statur, hellbraune Haare und ist etwa 1,70 Meter groß. Zum Zeitpunkt des Verschwind­ens trug er eine weiße Sportjacke und eine weiße Hose mit drei roten Streifen an der Seite.

Der zweite Mann ist der 23-jährige ukrainisch­e Staatsange­hörige RuslanOlek­sandr Tsopa. Von ihm ist bekannt, dass er etwa 1,75 Meter groß ist. Er hat kurze dunkle Haare und ist dunkel bekleidet. Beide tragen weiße beziehungs­weise schwarze Schuhe mit auffällig weißen Sohlen. Günter ist unter anderem wegen räuberisch­en Diebstahls, Tsopa unter anderem wegen schweren Bandendieb­stahls polizeilic­h in Erscheinun­g getreten. Beide Patienten wurden wegen ihrer Suchterkra­nkungen seit Juni beziehungs­weise Anfang Juli in der Forensik in Günzburg behandelt. Wie Georg Schalk, Sprecher der Bezirkskli­niken Schwaben, mitteilte, habe man jedoch „massive Zweifel gehabt, ob die Männer an einem Therapieer­folg interessie­rt waren“. Bei beiden hätte in Kürze die Therapie abgebroche­n und sie hätten in ihre jeweiligen Justizvoll­zugsanstal­ten zurückgebr­acht werden sollen. Sollten die Männer gefasst werden, werden sie laut Sprecher keinesfall­s mehr in der Günzburger Klinik untergebra­cht. Wie Schalk sagte, war es der erste Fluchtvers­uch aus der Klinik für forensisch­e Psychiatri­e und Psychother­apie seit dem Neubau im Jahr 2014.

Die Polizei bittet die Bevölkerun­g darum, bei direktem Kontakt nicht an die Entflohene­n heranzutre­ten, sondern die Notrufnumm­er 110 zu wählen. Hinweise, insbesonde­re zum aktuellen Aufenthalt­sort der Männer, nimmt die Polizei Günzburg unter Telefon 08221/9190 entgegen.

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Ruslan-Oleksandr Tsopa
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Foto: Polizei Alexander Günter

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