Guenzburger Zeitung

Ein Hoch auf das Ehrenamt in Krumbach

Informatio­nsmesse Im Stadtsaal in Krumbach präsentier­ten Aussteller vielfältig­e Möglichkei­ten, um sich zu engagieren

- VON STEFAN FOAG

Krumbach „Ehrenamtli­che leben länger“stand auf der Bühne des Stadtsaals in Krumbach. Dort fand am Sonntag die Ehrenamtsm­esse statt. Knapp 30 Stände waren aufgebaut, an denen sich Interessie­rte über Engagement­möglichkei­ten informiere­n konnten. Veranstalt­et wurde die Messe vom Freiwillig­enzentrum Stellwerk. Dessen Leiterin, Inge Schmidt, erklärt den Spruch auf der Bühne: „Es gibt wissenscha­ftliche Studien, die belegen: Menschen, die ein Ehrenamt übernehmen, sind glückliche­r und somit auch gesünder.“

Ein Beispiel dafür scheint Ewald Landsperge­r zu sein. Der 66-jährige Rentner aus Breitenbru­nn engagiert sich für ein Projekt des Stellwerks. Als Jobmentor hilft er Langzeitar­beitslosen zurück ins Berufslebe­n zu finden. Er hat 40 Jahre lang bei der Arbeitsage­ntur gearbeitet. Daher hat er viele Kontakte zu Unternehme­n. Doch für Landsperge­r ist es auch wichtig, den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen und Verständni­s zu haben. Er baut auf einen persönlich­en Umgang, der im Jobcenter oft zu kurz kommt.

Mit Begeisteru­ng erzählt er von seinen Erfolgserl­ebnissen: ein türkischer Ingenieur, den er einer Firma in Frankfurt vermittelt hat; ein Bekannter, der sich nicht traute, seinen alten Arbeitgebe­r zu kontaktier­en. Durch Landsperge­rs Zureden tat er es doch und erhielt prompt eine Stelle. Bis zu vier Stunden in der Woche investiert Ewald Landsperge­r derzeit für sein Engagement. Zukünftig will er gerne doppelt so viel Zeit aufbringen. Auf die Frage, ob er dafür nicht andere Dinge vernachläs­sige, antwortet er verschmitz­t: „Meine Frau meint oft, dass ich zu Hause mehr anpacken soll.“

Dass es schwierig sein kann, Privatund Berufslebe­n mit einem Ehrenamt zu vereinbare­n, wurde auch bei der Eröffnung der Ehrenamtsm­esse thematisie­rt. Der Kinderschu­tzbund Günzburg führte hierzu ein kurzes Theaterstü­ck auf. Die Botschaft: Es gibt viele Möglichkei­ten für unterschie­dliche Lebenssitu­ationen. Das wollten auch die Vereine, Organisati­onen, Einrichtun­gen an der Messe zeigen. Vor Ort waren zum Beispiel das Mittelschw­äbische Heimatmuse­um, das Therapieze­ntrum Burgau und das Technische Hilfswerk (THW) Krumbach. Unter den Besuchern waren zwar prominente Köpfe wie die beiden Landratska­ndidaten Hans Reichhart und Maximilian Deisenhofe­r sowie der Landtagsab­geordnete Alfred Sauter. Doch der Altersdurc­hschnitt war hoch. Der 21-jährige Julius Krafft stach da regelrecht heraus.

In einem Freiwillig­en Ökologisch­en Jahr war der Kettershau­ser bereits ehrenamtli­ch aktiv – für zehn Monate. Nun beginnt er eine zweijährig­e Ausbildung und möchte sich anderweiti­g einbringen. Wie genau, weiß er noch nicht.

An ihm zeigt sich ein Phänomen, das die Veranstalt­erin Inge Schmidt im Gespräch mit unserer Zeitung betont: „Das Ehrenamt ist im Wandel. Es gibt immer mehr Angebote und viele Menschen wollen sich nicht längerfris­tig binden.“Die Zeiten, in denen die Leute selbstvers­tändlich in die örtlichen Vereine gehen und sich viele Jahre engagieren, seien vorbei. Wer Ehrenamtli­che sucht, muss daher flexibler werden, so Schmidt. Außerdem sei es wichtig, auf die bereits im Verein Tätigen zuzugehen und sich nach deren Bedürfniss­en zu erkundigen.

Das Freiwillig­enzentrum Stellwerk versucht dabei zu unterstütz­en und den Kontakt zu neuen Ehrenamtli­chen herzustell­en. Die Messe war ein Beispiel dafür. Sportverei­ne waren dort nicht vertreten. Diese würden Inge Schmidt und ihre Kollegen gern an Bord holen. In zwei Jahren wollen sie wieder eine Ehrenamtsm­esse veranstalt­en.

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Foto: Stefan Foag In Krumbach fand eine Informatio­nsmesse für Menschen statt, die sich engagieren wollen. Die Aussteller präsentier­en viele Möglichkei­ten.

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