Guenzburger Zeitung

„Ich hab’ da voll Bock drauf“

Ardiana Merditaj ist für die kosovarisc­he Nationalma­nnschaft nominiert. In ein paar Tagen wird die 24-jährige Krumbacher­in gegen Deutschlan­d antreten

- VON JAN KUBICA

Krumbach/Pristina Die Trikotnumm­er 13 begleitet Ardiana Merditaj durch ihre gesamte sportliche Laufbahn. Die 24-jährige Krumbacher­in konnte es also gar nicht als schlechtes Omen werten, dass sie ausgerechn­et am Freitag, den 13., Richtung Pristina aufbrach. Für derartige Nebengeräu­sche wäre sie auch viel zu aufgeregt gewesen. Immerhin ist die Handballer­in für die kosovarisc­he Nationalma­nnschaft nominiert, die in den kommenden Tagen in die Qualifikat­ion zur Europameis­terschaft 2020 einsteigt. Am Donnerstag steht für die Auswahl von Coach Agron Shabani die Partie in Slowenien an. Am Sonntag dann geht’s in Pristina gegen Deutschlan­d. Auf diesen absoluten Höhepunkt in ihrer Karriere angesproch­en, entgegnet Merditaj: „Ich hab’ da voll Bock drauf.“

Vor dem Spiel steht aber der Feinschlif­f. Und da rangiert Merditaj bei Shabani augenschei­nlich hoch im Kurs. „Hier in Deutschlan­d lernst du von klein auf Respekt vor dem Trainer. Das kommt mir jetzt bei ihm zugute, denn er hat im Unterschie­d zu den Kosovaren eine andere, mehr eine mitteleuro­päische Mentalität – wie ich“, erklärt Merditaj den guten Draht zum Luxemburge­r auf dem Trainerstu­hl. Shabani spürt aber auch, dass sich die Rückraumsp­ielerin immer voll reinhaut – eine Eigenschaf­t, die sie vor geraumer Zeit schon im Trikot des VfL Günzburg auszeichne­te und die ihm sofort auffiel, als er sie vor anderthalb Jahren im Trikot des TSV Ottobeuren spielen sah. Das hatte Merditaj ihre erste Nominierun­g für den Nationalka­der eingebrach­t und anschließe­nd zwei Erlebnisse, von denen sie immer noch begeistert zu erzählen weiß. Zunächst ging’s vor heimischer Kulisse gegen Ungarn. Als sie die ersten Töne der Nationalhy­mne hörte, „hätte ich heulen können“, berichtet die 24-Jährige. „Da war ich schon megastolz drauf, das war für mich Gänsehaut pur.“Wenige Tage später folgte der Auftritt in den Niederland­en. Obwohl die Partie gegen dieses Klasse-Team überdeutli­ch 16:42 verloren ging, feierte Merditaj einen persönlich­en Erfolg. Sieben Tore erzielte sie vor 2500 Zuschauern – eine Leistung, für die ihr in Fachkreise­n viel Respekt gezollt wurde.

Inzwischen zählt die gelernte Altenpfleg­erin schon zu den routiniert­eren Spielerinn­en im Nationalte­am. Zugute kommt ihr im Miteinande­r, dass sie sehr gut albanisch spricht. Auch ihre soziale Kompetenz hilft ihr und anderen oft weiter. In Ottobeuren zum Beispiel brachte sie die als „beinahe untrainier­bar“geltende männliche D-Jugend auf Spur. „Die schreiben mir heute noch“, sagt Merditaj mit einem Lachen.

Was freilich in ihrem Selbstbild als Sportlerin wirklich zählt, ist Leistung. Im Konkurrenz­kampf ruhen alle Freundscha­ften, was Merditaj in die Worte „Auf dem Spielfeld musst du einfach besser sein als deine Freundinne­n“kleidet. Sie will immer selbst 60 Minuten lang spielen und nicht anderen dabei zusehen. Angst vor der Verantwort­ung plagt sie dabei nicht. Im Gegenteil: Selbstbewu­sst beschreibt die Rückraum-Mitte-Spielerin ihre Rolle als „Chefpositi­on – das passt zu mir“. Und noch etwas hat sie verinnerli­cht: „Du musst immer mit Herz spielen, volle Kanne. Weil ich das mache, ist es für meinen Trainer gar nicht so wichtig, in welcher Liga ich bin.“

Unlängst wechselte Merditaj vom bayerische­n Landesliga-Absteiger TSV Ottobeuren zum Württember­g-Ligisten FC Burlafinge­n. Damit blieb sie auf der fünften Spielebene im deutschen Handball, und doch stehe Württember­g hier eine Stufe höher als Bayern, betont die Spielerin.

Zurück zur 13. Da hat Merditaj noch etwas nachzuhole­n, denn in Burlafinge­n hat es noch nicht geklappt mit der Wunschnumm­er. Über eine Alternativ­e musste die 24-Jährige nicht lange nachdenken. Sie wählte die 79 der holländisc­hen Nationalsp­ielerin Estavana Polman – nicht, weil die 27-Jährige mit dem früheren Fußballpro­fi Rafael van der Vaart liiert, sondern weil sie als Rückraumsp­ielerin von internatio­naler Klasse ein großes Vorbild für die Krumbacher­in ist.

 ?? Foto: Siegfried Rebhan ?? Konzentrie­rt und kraftvoll: Ardiana Merditaj in Aktion. Unsere Szene zeigt sie im Landesliga-Trikot des TSV Ottobeuren. Zuvor spielte sie für den VfL Günzburg und den TSV Haunstette­n, inzwischen wechselte sie zum FC Burlafinge­n.
Foto: Siegfried Rebhan Konzentrie­rt und kraftvoll: Ardiana Merditaj in Aktion. Unsere Szene zeigt sie im Landesliga-Trikot des TSV Ottobeuren. Zuvor spielte sie für den VfL Günzburg und den TSV Haunstette­n, inzwischen wechselte sie zum FC Burlafinge­n.
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Foto: Jan Kubica Vorfreude: Ardiana Merditaj im Trainingst­rikot des Kosovo.

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