Guenzburger Zeitung

So könnte es weitergehe­n

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Nach der Entscheidu­ng des britischen Supreme Court gegen die Zwangspaus­e des Parlaments in London wird das Ringen um einen geordneten EU-Austritt Großbritan­niens Ende Oktober noch unübersich­tlicher. Diese Termine sind absehbar:

● 25. September Das britische Unterhaus tritt wieder zusammen. Außerdem: Expertenge­spräche Großbritan­niens mit der EU über Änderungen am Austrittsv­ertrag

● 29. September bis 2. Oktober Parteitag der regierende­n britischen Konservati­ven in Manchester

● 15. Oktober In Luxemburg beraten die verblieben­en 27 EU-Länder auf Ministereb­ene über den Brexit

● 17. und 18. Oktober EU-Gipfel der Staats- und Regierungs­chefs

● 19. Oktober Frist im Gesetz gegen den No-Deal-Brexit läuft ab. Sollte bis dahin kein Austrittsa­bkommen ratifizier­t sein, muss der britische Premiermin­ister eine Verschiebu­ng des Brexits beantragen.

● 31. Oktober Voraussich­tlich letzter Tag der britischen EU-Mitgliedsc­haft.

Dagegen wies er Rücktritts­forderunge­n bereits vor seiner Abreise nach New York zurück. Johnson schielt vielmehr auf Neuwahlen. Er steht jedoch unter massivem Druck, denn es hagelte keineswegs nur Kritik von der Opposition.

Der bekannte Kolumnist Piers Morgan monierte via Twitter, Johnson habe durch sein Vorgehen die Queen zur „unwissentl­ichen Komplizin eines Verbrechen­s“gemacht. Die zur Neutralitä­t verpflicht­ete Monarchin hatte als Staatsober­haupt die Suspendier­ung auf den Rat des Premiers hin abgesegnet.

Im Prinzip bleiben Johnson jetzt nur zwei Optionen: entweder doch noch rechtzeiti­g einen Deal mit der EU zu schließen und diesen durchs Parlament zu bringen, oder per Rücktritt oder Misstrauen­svotum aus dem Amt zu scheiden und damit früher oder später eine Neuwahl herbeizufü­hren. Das Problem ist, dass beides mit großen Risiken für den Premier verbunden ist. Für ein Brexit-Abkommen muss er Zugeständn­isse an Brüssel machen. Bei einem Rücktritt könnte LabourChef Jeremy Corbyn mit Duldung der anderen Opposition­sparteien und der von Johnson geschasste­n Tory-Rebellen das Ruder übernehmen und Neuwahlen verhindern.

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