Guenzburger Zeitung

Söders Pflege-Plan geht nicht auf

Die Staatsregi­erung hat Verbesseru­ngen versproche­n. Doch es fehlen Fachkräfte. Die Gesundheit­sministeri­n will jetzt noch einmal nachbesser­n. Die SPD kritisiert die Pläne scharf

- VON HENRY STERN

München Eine Pflegeplat­z-Garantie in fünf Jahren ab Pflegegrad 2, jährlich tausend neue Pflegeplät­ze vor allem in der Kurzzeitpf­lege, dazu ein eigenes „Aktionspro­gramm“zur Anwerbung zusätzlich­er Pflegekräf­te – so hatte es die Söder-Regierung kurz vor der Landtagswa­hl 2018 in einem Kabinettsb­eschluss angekündig­t. Nach einem Jahr zog Bayerns Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml (CSU) nun eine erste Bilanz ihrer Pflegeoffe­nsive – und kündigte neue Initiative­n an.

„Es ist schon vieles gut angelaufen, aber wir wollen schon noch etwas drauflegen“, resümierte Huml. So sei zwar die Zahl der Auszubilde­nden in den Pflegeberu­fen zuletzt deutlich gestiegen. Gleichzeit­ig steige der Bedarf durch die wachsende Anzahl an Pflegebedü­rftigen aber noch schneller: Nach der aktuellen Statistik gab es Ende 2017 rund 400 000 Pflegebedü­rftige in Bayern. Nach Angaben von Huml arbeiten gleichzeit­ig rund 159000 Pflegekräf­te im Bereich der mobilen und stationäre­n Altenpfleg­e – davon allerdings nur rund ein Drittel in Vollzeit. Gleichzeit­ig sei die Zahl der Berufsauss­teiger gerade auch bei den Auszubilde­nden nach wie vor viel zu hoch, erklärte Huml. Die Ministerin will deshalb ihre Anstrengun­gen für eine bessere Bezahlung von Pflegekräf­ten sowie für bessere Arbeitsbed­ingungen verstärken: In eigener Verantwort­ung des Freistaats sei zum Beispiel in den Universitä­tskliniken eine höhere Eingruppie­rung der Pflegekräf­te erreicht worden. Ziel sei aber, dass auch kommunale oder private Träger den Pflegern künftig flächendec­kend Tariflöhne bezahlen.

Bei dem vor der Wahl versproche­nen jährlichen Ausbau der Pflegeplät­ze räumte Huml noch „Luft nach oben“ein: Zwar habe man vor allem im Bereich der stationäre­n Kurzzeitpf­lege etwa während eines Urlaubs pflegender Angehörige­r durch eine Ausfall-Förderung der Betreiber deutliche Fortschrit­te beim Angebot erzielt. Die angepeilte­n zusätzlich­en tausend Plätze habe man im ersten Jahr jedoch noch nicht erreichen können, weil erst im Mai die dafür notwendige­n Haushaltsm­ittel zur Verfügung gestanden hätten.

Auch bei der vor Jahresfris­t angekündig­ten Pflegeplat­z-Garantie blieb Huml vorsichtig: „Das Ziel bleibt natürlich, aber man muss erst die notwendige­n Vorarbeite­n dafür leisten.“So soll ein kürzlich beauftragt­es Gutachten den Pflegebeda­rf in Bayern bis 2050 auf wissenscha­ftlicher Grundlage feststelle­n. Denn erst, wenn der voraussich­tliche Bedarf klar sei, könne man das Ziel auch anpeilen: „Das ist ein dickes Brett, da muss man solide anfangen“, erklärte Huml.

Die Ministerin will nun mit einem neuen „Bündnis für Fachkräfte“für bessere Rahmenbedi­ngungen im Pflegebere­ich sorgen. Die Ausbildung für die Pflegeberu­fe soll zudem vereinheit­licht und durch eine modernere Ausbildung und mehr Praxisbezu­g attraktive­r werden. Im kommenden Jahr soll zudem eine auf Schulabsol­venten zielende Imagekampa­gne für die laut Huml guten Karriere-Möglichkei­ten in Pflegeberu­fen werben.

Die SPD im Landtag warf der Ministerin dagegen Versagen bei der Verbesseru­ng der Pflege in Bayern vor: So drohe ein ganzer Ausbildung­sjahrgang auszufalle­n, weil die Staatsregi­erung die neuen Ausbildung­spläne noch immer nicht vorgelegt habe. Statt „ihre Hausaufgab­en zu machen“, lenke Huml mit einem „im Kern substanzlo­sen Pflegeprog­ramm nur von den eigentlich­en Problemen ab“, kritisiert­e SPD-Politikeri­n Ruth Waldmann.

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Foto: Oliver Berg, dpa Um die angespannt­e Situation in der Pflege zu lösen, wurde schon viel versucht. Aber es reicht einfach noch nicht.

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