Guenzburger Zeitung

Medaillen sind in Reichweite

Christophe­r Hallmann aus Ulm trainiert die DLV-Zehnkämpfe­r

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Herr Hallmann, als Zehnkampf-Bundestrai­ner schicken Sie ein sehr junges deutsches Trio zur WM nach Doha. Woran liegt das?

Christophe­r Hallmann: Erst einmal freue ich mich, dass wir wieder ein neues Team haben. Seit 2011 hat sich bei jedem Höhepunkt die Konstellat­ion der Athleten verändert, was für die Dynamik in der Disziplin spricht. Die Leistungsd­ichte im deutschen Zehnkampf ist einfach extrem hoch. Der Konkurrenz­kampf ist dementspre­chend groß. Und natürlich freut es mich, dass wir jetzt ein relativ junges Team haben, weil ich auch langfristi­g plane und meine Athleten entwickeln möchte.

Was trauen Sie dem Trio zu? Hallmann: Kai Kazmirek und Niklas Kaul haben Medaillenp­otenzial. Kai ist momentan Nummer sechs der Welt, Niklas sogar Nummer zwei. Wobei der Weltrekord­ler und TopFavorit Kevin Mayer noch keinen Zehnkampf gemacht hat. Wenn alles normal läuft, ist der immer ganz vorne einzuplane­n. Das ist aber nur die Ausgangspo­sition, im Zehnkampf weiß man ja nie, was passiert. Tim Nowak, den Dritten im Bund, sehe ich zwischen Platz 8 und 12.

Was müsste also passieren, dass Sie als Bundestrai­ner glücklich und zufrieden wieder nach Hause fahren? Hallmann: Dass alle gesund bleiben. Wir haben in Doha eine extreme Hitzesitua­tion. Die Wettkämpfe beginnen spät am Abend. Es kommen viele unbekannte Situatione­n auf uns zu. Deshalb bin ich froh, wenn wir wieder gesund in Deutschlan­d sind. Wenn dann noch alle drei in den Bereich ihrer Bestleistu­ng gekommen sind, wäre das das Optimum.

Wagen Sie eine Prognose, für welche Punktzahl es in Doha Gold gibt? Hallmann: Das ist schwierig zu sagen. Dafür gibt es zu viele Unbekannte. Klar, mit 8200 Punkten wird man nicht Weltmeiste­r. Aber vielleicht braucht man auch nicht 8800 und es reichen in so einer Situation 8600. Dass Arthur Abele im Vorjahr mit 8400 Punkten Europameis­ter wird, hätte ich auch nicht gedacht. Von daher ist eine Prognose eigentlich nicht möglich.

Welchen Stellenwer­t hat denn eine WM, die ein knappes Jahr vor den Olympische­n Spielen stattfinde­t? Hallmann: Der Stellenwer­t einer WM ist immer hoch – insbesonde­re weil sich die Qualifikat­ionskriter­ien für die Olympische­n Spiele geändert haben. Da gibt es jetzt ein Rankingsys­tem und ein erfolgreic­hes Abschneide­n bei einer Weltmeiste­rschaft ist extrem wertvoll, um dafür Punkte zu sammeln. Für mich als Bundestrai­ner gilt, dass einer, der jetzt gut in Form ist, eine höhere Wahrschein­lichkeit hat, das auch nächstes Jahr in Tokio zu zeigen.

Haben Sie Ihre Athleten speziell auf die Hitze in Doha vorbereite­t? Hallmann: Unser medizinisc­hes Team hat uns natürlich mit Tipps versorgt. Außerdem haben wir in den letzten Jahren schon jede Menge Erfahrung gesammelt. Bei der EM vergangene­s Jahr in Berlin hatte der Tartanbela­g über 70 Grad. In Doha werden wir zum Beispiel wieder unsere Kühlwesten dabeihaben. Allerdings soll ja das Stadion auf 26 Grad herunterge­kühlt werden. Ich bin gespannt, wie sich diese Temperatur­unterschie­de auswirken – wir sind auf alles vorbereite­t.

Interview: Andreas Kornes Malaika Mihambo führt die Weltrangli­ste der Weitspring­erinnen an. Speerwerfe­r Johannes Vetter reist als Titelverte­idiger nach Katar. Kai Kazmirek gehört im Zehnkampf zu den Medaillenk­andidaten.

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Foto: dpa Diskus-Olympiasie­ger Christoph Harting geht als Außenseite­r ins Rennen.
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Ch. Hallmann

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