Homöopathie für’s Freibad
Vor zwei Jahren war das Thannhauser Freibad wegen einer Algenblüte geschlossen. Dank einer bioenergetischen Behandlung hat sich die Wasserqualität des Sees deutlich verbessert
Thannhausen Zugegeben, es klingt ein bisschen nach Hokuspokus, was die Firma Natursinn da im Thannhauser Freibad macht. Bioenergetisch aufgeladenes Quarzmehl wird im Wasser verteilt und soll dazu beitragen, die Wasserqualität des Sees zu verbessern.
Selbst wenn man nicht an Zauberei, Homöopathie und andere esoterisch angehauchte Wirksamkeit glauben mag: Es wirkt doch. Das Wasser ist seit Beginn der Behandlung viel klarer geworden, Algen und Schlamm lösen sich immer mehr auf. „Aus unserer Sicht hat’s funktioniert“, bestätigt auch Bürgermeister Georg Schwarz. In der Tat ist das Wasser wieder sehr klar, hie und da springt ein Fischlein nach einer Fliege aus dem Wasser. Kaum vorstellbar, dass das Bad im Sommer 2017 wegen einer massiven Algenblüte vorübergehend geschlossen war.
Dicke, braune und nicht gerade wohlriechende Fladen trieben an der Oberfläche des Badesees, weshalb der Stadtrat damals die Notbremse zog und die Tore des Bades schloss. Gleichzeitig wurde nach einem sinnvollen, kostengünstigen Verfahren gesucht, das Algen- und Schlammproblem in dem See dauerhaft zu lösen. Zunächst war ein aufwendiges Verfahren angedacht, bei dem über Schläuche und Kompressoren Sauerstoff, ähnlich wie in einem Aquarium Luft, in den See gepumpt werden sollte. Sicherlich ein wirksames Mittel zur Belüftung und zur Aktivierung der Schlamm und Algen fressenden Mikroben in dem Gewässer. Mit einem Kostenaufwand von rund 50000 Euro allein für die Installation der Belüftungsanlage und den dazugehörigen Folgekosten für Strom und Wartung allerdings nicht ganz billig. Da kam das in etwa um die Hälfte günstigere Angebot der Augsburger Firma sehr gelegen. Eine Belüftung sei keine nachhaltige Strategie, sagt Frank Servos, Geschäftsführender Gesellschafter von Natursinn. Während das Verfahren seiner Firma für eine langfristige Stabilisierung der Gewässerbiologie sorge.
Laut Servos wird in einem speziellen Verfahren das elektromagnetische Frequenzmuster etwa von Sauerstoff auf Quarzmehl als Trägermaterial gespeichert. Servos vergleicht das Vorgehen mit Tonträgern. „Wenn Sie eine CD chemisch analysieren, können sie die Musik, die darauf gespeichert ist, nicht greifen.“
Die entsprechenden Frequenzmuster aktivierten dann die Mikrobiologie im See. Seit rund 20 Jahren arbeitet die Firma Natursinn mit dieser Methode und kann auch über Thannhausen hinaus positive Referenzen vorweisen. Von den Wasserwirtschaftsämtern werde man aber immer noch belächelt, sagt Servos. Insgesamt rund 25000 Euro hat die Stadt Thannhausen bislang für das Projekt ausgegeben. Geplant ist, die Maßnahmen weiter zu führen, jeim Umfang stark zu reduzieren. Der Bürgermeister hofft, dass sich der See irgendwann wieder selbst regulieren kann. Dazu werde bereits jetzt versucht, herunterfallendes Laub soweit als möglich schnell abzurechen, dass möglichst wenig davon von den Herbststürmen in den See geblasen wird. Das Grundproblem des Gewässers besteht ja in einem zu hohen Eintrag von Biomasse und fehlender Möglichkeiten, die daraus entstehenden Nährstoffe abzubauen. Deswegen kann sich Bürgermeister Schwarz auch Wasserpflanzen zur Reinigung des Wassers vorstellen. Zusätzlich soll eine Art Wasserfall, der wie ein Vorhang von der Brücke des Bades ins Becken strudelt, für zusätzliche Belüftung sorgen. Außerdem gäbe es so eine optische Abtrennung des Nicht-Schwimmerbereichs.
Bademeister Oliver Schwarz ist begeistert von dem natürlichen Verfahren. „Wir hatten dieses Jahr keine Algenbildung mehr, im Gegensatz zu anderen Badeseen in der Umgebung.“Im August beurteilte zuletzt das Labor Scheller die Sauberkeit des Wassers. Demnach könnte man das Wasser bedenkenlos trinken. Aktuell muss Schwarz den See noch einmal pro Woche mit dem Quarzmehlgranulat behandeln. Dreimal in der Saison werden in einer mikrobiologischen Behandlung zusätzlich zwischen zehn und 15 Kanister mit einer Lösung ausgebracht, in der sich, salopp gesprodoch chen, die guten Bakterien befinden, die die überschüssige Biomasse im Gewässer auffressen. Das Quarzmehl fungiert dabei gewissermaßen als eine Art Katalysator, der die Arbeit der Bakterien verbessert.
Der Bademeister geht davon aus, dass die Behandlung vorerst auf jeden Fall weiter gehen muss. Eine Bepflanzung zur dauerhaften Verbesserung der Wasserqualität sieht er skeptisch. Um tatsächlich eine effektive Reinigungswirkung wie etwa beim Naturfreibad in Fischach zu entfalten, müsste seiner Ansicht nach etwa die Hälfte der Fläche des Sees bepflanzt werden. Angesichts der begrenzten räumlichen Situation des Freibads, sei das leider keine Option. »Kommentar