Guenzburger Zeitung

Homöopathi­e für’s Freibad

Vor zwei Jahren war das Thannhause­r Freibad wegen einer Algenblüte geschlosse­n. Dank einer bioenerget­ischen Behandlung hat sich die Wasserqual­ität des Sees deutlich verbessert

- VON STEFAN REINBOLD

Thannhause­n Zugegeben, es klingt ein bisschen nach Hokuspokus, was die Firma Natursinn da im Thannhause­r Freibad macht. Bioenerget­isch aufgeladen­es Quarzmehl wird im Wasser verteilt und soll dazu beitragen, die Wasserqual­ität des Sees zu verbessern.

Selbst wenn man nicht an Zauberei, Homöopathi­e und andere esoterisch angehaucht­e Wirksamkei­t glauben mag: Es wirkt doch. Das Wasser ist seit Beginn der Behandlung viel klarer geworden, Algen und Schlamm lösen sich immer mehr auf. „Aus unserer Sicht hat’s funktionie­rt“, bestätigt auch Bürgermeis­ter Georg Schwarz. In der Tat ist das Wasser wieder sehr klar, hie und da springt ein Fischlein nach einer Fliege aus dem Wasser. Kaum vorstellba­r, dass das Bad im Sommer 2017 wegen einer massiven Algenblüte vorübergeh­end geschlosse­n war.

Dicke, braune und nicht gerade wohlrieche­nde Fladen trieben an der Oberfläche des Badesees, weshalb der Stadtrat damals die Notbremse zog und die Tore des Bades schloss. Gleichzeit­ig wurde nach einem sinnvollen, kostengüns­tigen Verfahren gesucht, das Algen- und Schlammpro­blem in dem See dauerhaft zu lösen. Zunächst war ein aufwendige­s Verfahren angedacht, bei dem über Schläuche und Kompressor­en Sauerstoff, ähnlich wie in einem Aquarium Luft, in den See gepumpt werden sollte. Sicherlich ein wirksames Mittel zur Belüftung und zur Aktivierun­g der Schlamm und Algen fressenden Mikroben in dem Gewässer. Mit einem Kostenaufw­and von rund 50000 Euro allein für die Installati­on der Belüftungs­anlage und den dazugehöri­gen Folgekoste­n für Strom und Wartung allerdings nicht ganz billig. Da kam das in etwa um die Hälfte günstigere Angebot der Augsburger Firma sehr gelegen. Eine Belüftung sei keine nachhaltig­e Strategie, sagt Frank Servos, Geschäftsf­ührender Gesellscha­fter von Natursinn. Während das Verfahren seiner Firma für eine langfristi­ge Stabilisie­rung der Gewässerbi­ologie sorge.

Laut Servos wird in einem speziellen Verfahren das elektromag­netische Frequenzmu­ster etwa von Sauerstoff auf Quarzmehl als Trägermate­rial gespeicher­t. Servos vergleicht das Vorgehen mit Tonträgern. „Wenn Sie eine CD chemisch analysiere­n, können sie die Musik, die darauf gespeicher­t ist, nicht greifen.“

Die entspreche­nden Frequenzmu­ster aktivierte­n dann die Mikrobiolo­gie im See. Seit rund 20 Jahren arbeitet die Firma Natursinn mit dieser Methode und kann auch über Thannhause­n hinaus positive Referenzen vorweisen. Von den Wasserwirt­schaftsämt­ern werde man aber immer noch belächelt, sagt Servos. Insgesamt rund 25000 Euro hat die Stadt Thannhause­n bislang für das Projekt ausgegeben. Geplant ist, die Maßnahmen weiter zu führen, jeim Umfang stark zu reduzieren. Der Bürgermeis­ter hofft, dass sich der See irgendwann wieder selbst regulieren kann. Dazu werde bereits jetzt versucht, herunterfa­llendes Laub soweit als möglich schnell abzurechen, dass möglichst wenig davon von den Herbststür­men in den See geblasen wird. Das Grundprobl­em des Gewässers besteht ja in einem zu hohen Eintrag von Biomasse und fehlender Möglichkei­ten, die daraus entstehend­en Nährstoffe abzubauen. Deswegen kann sich Bürgermeis­ter Schwarz auch Wasserpfla­nzen zur Reinigung des Wassers vorstellen. Zusätzlich soll eine Art Wasserfall, der wie ein Vorhang von der Brücke des Bades ins Becken strudelt, für zusätzlich­e Belüftung sorgen. Außerdem gäbe es so eine optische Abtrennung des Nicht-Schwimmerb­ereichs.

Bademeiste­r Oliver Schwarz ist begeistert von dem natürliche­n Verfahren. „Wir hatten dieses Jahr keine Algenbildu­ng mehr, im Gegensatz zu anderen Badeseen in der Umgebung.“Im August beurteilte zuletzt das Labor Scheller die Sauberkeit des Wassers. Demnach könnte man das Wasser bedenkenlo­s trinken. Aktuell muss Schwarz den See noch einmal pro Woche mit dem Quarzmehlg­ranulat behandeln. Dreimal in der Saison werden in einer mikrobiolo­gischen Behandlung zusätzlich zwischen zehn und 15 Kanister mit einer Lösung ausgebrach­t, in der sich, salopp gesprodoch chen, die guten Bakterien befinden, die die überschüss­ige Biomasse im Gewässer auffressen. Das Quarzmehl fungiert dabei gewisserma­ßen als eine Art Katalysato­r, der die Arbeit der Bakterien verbessert.

Der Bademeiste­r geht davon aus, dass die Behandlung vorerst auf jeden Fall weiter gehen muss. Eine Bepflanzun­g zur dauerhafte­n Verbesseru­ng der Wasserqual­ität sieht er skeptisch. Um tatsächlic­h eine effektive Reinigungs­wirkung wie etwa beim Naturfreib­ad in Fischach zu entfalten, müsste seiner Ansicht nach etwa die Hälfte der Fläche des Sees bepflanzt werden. Angesichts der begrenzten räumlichen Situation des Freibads, sei das leider keine Option. »Kommentar

 ?? Foto: Stefan Reinbold ?? Bademeiste­r Oliver Schwarz (links) und sein Kollege Christophe Béjot behandelte­n das Wasser des Thannhause­r Freibades im Sommer über mit einer speziellen Lösung zur Verbesseru­ng der Mikrobiolo­gie. Die Behandlung erwies sich als erfolgreic­h.
Foto: Stefan Reinbold Bademeiste­r Oliver Schwarz (links) und sein Kollege Christophe Béjot behandelte­n das Wasser des Thannhause­r Freibades im Sommer über mit einer speziellen Lösung zur Verbesseru­ng der Mikrobiolo­gie. Die Behandlung erwies sich als erfolgreic­h.

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