Gut ist, was hilft
Mit wachsender Verzweiflung wurde im Thannhauser Stadtrat und im Rathaus die fortschreitende Veralgung des Freibades beobachtet. Man kann der Stadt keineswegs Untätigkeit vorwerfen. Immer wieder wurden neue Verfahren zur Reinigung des Sees angewandt. Tagelang schipperte ein Schwimmbagger über den See, um den Schlamm und den Dreck abzusaugen. Doch die Schlammschicht in den tieferen Bereichen des bis zu acht Meter tiefen Sees wuchs trotzdem immer weiter auf eine Mächtigkeit von bis zu zwei Metern. Bis zum Frühjahr 2017, als sich immer mehr Algen und schwammartige braune Fladen an der Oberfläche sammelten. Ein ganzer Mix aus abträglichen Umwelteinflüssen setzt dem Gewässer zu. Wärmere und trockenere Sommer, im Herbst herunterfallendes Laub und der Düngereintrag ins Grundwasser sorgen nicht nur im Freibad, sondern beflügeln auch in den umliegenden Baggerseen das Algenwachstum. Die inzwischen mächtigen Graskarpfen, die sich in den tieferen Regionen des Badesees tummeln, tragen mit ihren Ausscheidungen auch nicht zur Verbesserung der Situation bei. In der Not wurden mehrere Optionen diskutiert, wie das Problem behoben werden könnte. Die Belüftung des Sees durch eine spezielle Anlage wäre nicht nur teuer gewesen, sondern hätte irgendwie auch nicht so gut zu einem Naturfreibad gepasst. Insofern waren Rat und Bürgermeister froh über die günstigere Alternative. Man mag von dem Verfahren halten, was man will. Gut ist, wenn es hilft. Und das scheint der Fall zu sein. Die Schlammschicht am Grund hat sich, laut Bademeister Oliver Schwarz, auf eine Stärke von nur noch etwa 60 Zentimeter reduziert. Wir leben in einer Zeit, in der wir gerne alles erklärt haben wollen, die Dinge rational und nachvollziehbar zu bemessen sind. Aber nur weil uns vielleicht das nötige Instrumentarium fehlt, eine Wirksamkeit zu beweisen, muss das nicht automatisch heißen, dass es sie nicht gibt. Ein See kann sich schließlich keinen Placebo-Effekt einbilden.