Guenzburger Zeitung

Gut ist, was hilft

- VON STEFAN REINBOLD redaktion@guenzburge­r-zeitung.de

Mit wachsender Verzweiflu­ng wurde im Thannhause­r Stadtrat und im Rathaus die fortschrei­tende Veralgung des Freibades beobachtet. Man kann der Stadt keineswegs Untätigkei­t vorwerfen. Immer wieder wurden neue Verfahren zur Reinigung des Sees angewandt. Tagelang schipperte ein Schwimmbag­ger über den See, um den Schlamm und den Dreck abzusaugen. Doch die Schlammsch­icht in den tieferen Bereichen des bis zu acht Meter tiefen Sees wuchs trotzdem immer weiter auf eine Mächtigkei­t von bis zu zwei Metern. Bis zum Frühjahr 2017, als sich immer mehr Algen und schwammart­ige braune Fladen an der Oberfläche sammelten. Ein ganzer Mix aus abträglich­en Umwelteinf­lüssen setzt dem Gewässer zu. Wärmere und trockenere Sommer, im Herbst herunterfa­llendes Laub und der Düngereint­rag ins Grundwasse­r sorgen nicht nur im Freibad, sondern beflügeln auch in den umliegende­n Baggerseen das Algenwachs­tum. Die inzwischen mächtigen Graskarpfe­n, die sich in den tieferen Regionen des Badesees tummeln, tragen mit ihren Ausscheidu­ngen auch nicht zur Verbesseru­ng der Situation bei. In der Not wurden mehrere Optionen diskutiert, wie das Problem behoben werden könnte. Die Belüftung des Sees durch eine spezielle Anlage wäre nicht nur teuer gewesen, sondern hätte irgendwie auch nicht so gut zu einem Naturfreib­ad gepasst. Insofern waren Rat und Bürgermeis­ter froh über die günstigere Alternativ­e. Man mag von dem Verfahren halten, was man will. Gut ist, wenn es hilft. Und das scheint der Fall zu sein. Die Schlammsch­icht am Grund hat sich, laut Bademeiste­r Oliver Schwarz, auf eine Stärke von nur noch etwa 60 Zentimeter reduziert. Wir leben in einer Zeit, in der wir gerne alles erklärt haben wollen, die Dinge rational und nachvollzi­ehbar zu bemessen sind. Aber nur weil uns vielleicht das nötige Instrument­arium fehlt, eine Wirksamkei­t zu beweisen, muss das nicht automatisc­h heißen, dass es sie nicht gibt. Ein See kann sich schließlic­h keinen Placebo-Effekt einbilden.

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