Jetzt ist der passende Zeitpunkt für Gartenarbeit
Jetzt im Herbst ist für viele Pflanzen der ideale Zeitpunkt für die Pflanzung. Das Landratsamt gibt Tipps, worauf bei einer ökologisch wertvollen Gestaltung zu achten ist
Das Landratsamt gibt Tipps, worauf bei einer ökologisch wertvollen Gestaltung im heimischen Garten zu achten ist.
Landkreis Herbstzeit ist Gartenzeit. Nicht nur, weil es mehr Freude macht, im Garten zu arbeiten, wenn die Sonne nicht mehr runterbrennt. Für viele Pflanzen ist der Herbst die beste Pflanzzeit. Daher hofft Ottmar Frimmel, Leiter der Naturschutzbehörde des Landkreises, dass mancher Gartenbesitzer jetzt Lust bekommt, seinen Garten in einen Ökogarten umzugestalten. „Die Summe aller Hausgärten in Deutschland ist flächenmäßig größer als alle Naturschutzgebiete zusammen“, verweist Frimmel auf die Chancen jedes Einzelnen, etwas für den Artenschutz zu tun. Dabei gebe es jedoch einige Faustregeln zu beachten.
Grundsätzlich sollten vor allem bei der Bepflanzung heimische Gehölze und Stauden den Vorzug erhalten. Die sind in der Regel robuster als Exoten, bieten außerdem Wildtieren und Insekten weitaus mehr Nahrung. So ernährt etwa die heimische Vogelbeere bis zu 63 Vogelarten. Der Weißdorn bietet bis zu 163 verschiedenen Insekten und 32 Vogelarten ein Nahrungsangebot, während etwa der beliebte Kirschlorbeer oder die gelb blühende Mahonie nur ganz wenigen Arten weiterhelfen. „Fichten- und ThujaHecken sind ohne ökologischen Wert, pflanzen Sie stattdessen eine Vogelschutzhecke mit heimischen Gehölzen“, rät Frimmel. Manche Frucht schmeckt nicht nur den Vögeln. So sind Sanddorn, Felsenbirne, Holunder oder Haselnuss auch für den Gärtner schmackhaft.
Neben einem entsprechenden Nahrungsangebot brauchen Wildtiere auch einen Unterschlupf zum Schlafen, Überwintern oder Ausruhen. Hier erweisen sich für Vögel Sträucher mit Dornen oder Stacheln als besonders hilfreich, da sie Katzen abhalten. Die Stubentiger sind für Singvögel eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Reisig- und Laubhäufen bieten Igeln, Erdkröten und zahllosen Insekten Brutstätten und einen Ort, wo sie den Winter sicher überdauern können. Igel und Erdkröte danken es, indem sie im Frühjahr und Sommer die Schnecken im Garten vertilgen. Eine Kohlmeisenfamilie vertilgt übers Jahr hinweg etwa 30 Kilogramm Asseln, Käfer und andere Kerbtiere. Verrottendes Laub wird wiederum zu wertvollem Humus zersetzt. Man kann Laub und Reisig auch etwas versteckt in der Hecke unterbringen, aber auch als naturnahes Gestaltungselement im Garten positionieren. Hecken könnten Frimmel zufolge auch mit Wurzelstöcken oder Lesesteinhäufen mit Hohlräumen als Unterschlupfmöglichkeit gestaltet werden. Besonders viel Leben verbirgt sich in Totholz. Daher appelliert Frimmel an die Gartenbesitzer, abgestorbene Baumstämme oder Stümpfe nicht vollständig aus dem Garten zu entfernen. Ein Totholzstamm bietet neben Millionen von Insekten mit seinen Löchern und Spalten Siebenschläfern, Haseloder Fledermäusen Nist- und Schlafplätze. Wer möchte, kann auch eine Ramblerrose am Stamm hochranken lassen und somit den toten Baumstamm optisch aufwerten. Wichtig ist dabei, Arten auszuwählen, die keine gefüllten Blüten haben. Je größer die Strukturvielfalt, so Frimmel, desto besser. Idealerweise findet vor der Hecke noch ein Wildblumensaum oder eine Blumenwiese Platz. In gut sortierten Gärtnereien und Baumschulen lassen sich auf die jeweilige Region abgestimmte Samenmischungen kaufen. Ohnehin empfehle es sich, den Rat der Profis einzuholen, sagt Frimmel und verweist auch auf die Kreisgartenfachberatung am Landratsamt Günzburg. Natürlich lasse sich das Wissen auch durch Fachliteratur aneignen. Inspiration kann man sich im Kreislehrgarten in Krumbach holen. In einem ökologisch geführten Garten haben Pestizide und synthetische Dünger keinen Platz. Insofern macht es ohnehin mehr Sinn, abgefallenes Laub, Baum- und Strauchschnitt oder getrockneten Rasenschnitt als Mulchmaterial zu verwenden, als es zur Grüngutanlage zu fahren. Grundsätzlich lohnt sich bei vielen Materialien, die als Schutt oder Abfall betrachtet werden, ein zweiter Blick. Auch ein Schutthaufen kann ein Lebensraum sein. Kaputte Dachplatten oder Ziegelbruch kann als Drainage in Steingärten oder Füllmaterial unter Magerrasenflächen verwendet werden. Wer Wege im Garten anlegt, sollte darauf achten, sie nicht zu versiegeln, sondern eher mit Kies und Sand zu verfugen. Attraktiv und gleichzeitig wertvoller Lebensraum sei auch ein Schotterrasen oder die Wege mit Kies, Rindenmulch oder Hackschnitzel anzulegen. Nicht nur horizontal, sondern auch vertikal kann der Garten Farbe gewinnen. So sehen Efeu oder Wilder Wein an Hausfassaden nicht nur schön aus, sondern helfen auch Insekten weiter. Der Zitronenfalter versteckt sich über den Winter im Efeu. „Die Fassadenbegrünung wird im Landkreis noch etwas stiefmütterlich behandelt“, sagt Frimmel. Wer den Vögeln im Winter etwas Gutes tun will, lässt am besten verblühte, Samen tragende Stauden stehen und schneidet sie erst im Frühjahr ab. Jetzt wäre auch die Zeit, Blumenzwiebeln für Frühjahrsblüher zu stecken. Frimmel hofft, mehr Menschen für ökologisches Gärtnern und den Artenschutz zu begeistern. „Unser Ziel ist es nicht, jeden Hausgarten zum absoluten Ökogarten zu machen. Wir wollen das Bewusstsein in den Köpfen ändern. Viele kleine Schritte bringen uns einen Riesensprung weiter“, sagt er. Bei allem gilt: Geduld ist eine der wichtigsten Tugenden, um sich auch bei Rückschlägen nicht entmutigen zu lassen.