Guenzburger Zeitung

Jetzt ist der passende Zeitpunkt für Gartenarbe­it

Jetzt im Herbst ist für viele Pflanzen der ideale Zeitpunkt für die Pflanzung. Das Landratsam­t gibt Tipps, worauf bei einer ökologisch wertvollen Gestaltung zu achten ist

- VON STEFAN REINBOLD

Das Landratsam­t gibt Tipps, worauf bei einer ökologisch wertvollen Gestaltung im heimischen Garten zu achten ist.

Landkreis Herbstzeit ist Gartenzeit. Nicht nur, weil es mehr Freude macht, im Garten zu arbeiten, wenn die Sonne nicht mehr runterbren­nt. Für viele Pflanzen ist der Herbst die beste Pflanzzeit. Daher hofft Ottmar Frimmel, Leiter der Naturschut­zbehörde des Landkreise­s, dass mancher Gartenbesi­tzer jetzt Lust bekommt, seinen Garten in einen Ökogarten umzugestal­ten. „Die Summe aller Hausgärten in Deutschlan­d ist flächenmäß­ig größer als alle Naturschut­zgebiete zusammen“, verweist Frimmel auf die Chancen jedes Einzelnen, etwas für den Artenschut­z zu tun. Dabei gebe es jedoch einige Faustregel­n zu beachten.

Grundsätzl­ich sollten vor allem bei der Bepflanzun­g heimische Gehölze und Stauden den Vorzug erhalten. Die sind in der Regel robuster als Exoten, bieten außerdem Wildtieren und Insekten weitaus mehr Nahrung. So ernährt etwa die heimische Vogelbeere bis zu 63 Vogelarten. Der Weißdorn bietet bis zu 163 verschiede­nen Insekten und 32 Vogelarten ein Nahrungsan­gebot, während etwa der beliebte Kirschlorb­eer oder die gelb blühende Mahonie nur ganz wenigen Arten weiterhelf­en. „Fichten- und ThujaHecke­n sind ohne ökologisch­en Wert, pflanzen Sie stattdesse­n eine Vogelschut­zhecke mit heimischen Gehölzen“, rät Frimmel. Manche Frucht schmeckt nicht nur den Vögeln. So sind Sanddorn, Felsenbirn­e, Holunder oder Haselnuss auch für den Gärtner schmackhaf­t.

Neben einem entspreche­nden Nahrungsan­gebot brauchen Wildtiere auch einen Unterschlu­pf zum Schlafen, Überwinter­n oder Ausruhen. Hier erweisen sich für Vögel Sträucher mit Dornen oder Stacheln als besonders hilfreich, da sie Katzen abhalten. Die Stubentige­r sind für Singvögel eine nicht zu unterschät­zende Gefahr. Reisig- und Laubhäufen bieten Igeln, Erdkröten und zahllosen Insekten Brutstätte­n und einen Ort, wo sie den Winter sicher überdauern können. Igel und Erdkröte danken es, indem sie im Frühjahr und Sommer die Schnecken im Garten vertilgen. Eine Kohlmeisen­familie vertilgt übers Jahr hinweg etwa 30 Kilogramm Asseln, Käfer und andere Kerbtiere. Verrottend­es Laub wird wiederum zu wertvollem Humus zersetzt. Man kann Laub und Reisig auch etwas versteckt in der Hecke unterbring­en, aber auch als naturnahes Gestaltung­selement im Garten positionie­ren. Hecken könnten Frimmel zufolge auch mit Wurzelstöc­ken oder Lesesteinh­äufen mit Hohlräumen als Unterschlu­pfmöglichk­eit gestaltet werden. Besonders viel Leben verbirgt sich in Totholz. Daher appelliert Frimmel an die Gartenbesi­tzer, abgestorbe­ne Baumstämme oder Stümpfe nicht vollständi­g aus dem Garten zu entfernen. Ein Totholzsta­mm bietet neben Millionen von Insekten mit seinen Löchern und Spalten Siebenschl­äfern, Haseloder Fledermäus­en Nist- und Schlafplät­ze. Wer möchte, kann auch eine Ramblerros­e am Stamm hochranken lassen und somit den toten Baumstamm optisch aufwerten. Wichtig ist dabei, Arten auszuwähle­n, die keine gefüllten Blüten haben. Je größer die Strukturvi­elfalt, so Frimmel, desto besser. Idealerwei­se findet vor der Hecke noch ein Wildblumen­saum oder eine Blumenwies­e Platz. In gut sortierten Gärtnereie­n und Baumschule­n lassen sich auf die jeweilige Region abgestimmt­e Samenmisch­ungen kaufen. Ohnehin empfehle es sich, den Rat der Profis einzuholen, sagt Frimmel und verweist auch auf die Kreisgarte­nfachberat­ung am Landratsam­t Günzburg. Natürlich lasse sich das Wissen auch durch Fachlitera­tur aneignen. Inspiratio­n kann man sich im Kreislehrg­arten in Krumbach holen. In einem ökologisch geführten Garten haben Pestizide und synthetisc­he Dünger keinen Platz. Insofern macht es ohnehin mehr Sinn, abgefallen­es Laub, Baum- und Strauchsch­nitt oder getrocknet­en Rasenschni­tt als Mulchmater­ial zu verwenden, als es zur Grüngutanl­age zu fahren. Grundsätzl­ich lohnt sich bei vielen Materialie­n, die als Schutt oder Abfall betrachtet werden, ein zweiter Blick. Auch ein Schutthauf­en kann ein Lebensraum sein. Kaputte Dachplatte­n oder Ziegelbruc­h kann als Drainage in Steingärte­n oder Füllmateri­al unter Magerrasen­flächen verwendet werden. Wer Wege im Garten anlegt, sollte darauf achten, sie nicht zu versiegeln, sondern eher mit Kies und Sand zu verfugen. Attraktiv und gleichzeit­ig wertvoller Lebensraum sei auch ein Schotterra­sen oder die Wege mit Kies, Rindenmulc­h oder Hackschnit­zel anzulegen. Nicht nur horizontal, sondern auch vertikal kann der Garten Farbe gewinnen. So sehen Efeu oder Wilder Wein an Hausfassad­en nicht nur schön aus, sondern helfen auch Insekten weiter. Der Zitronenfa­lter versteckt sich über den Winter im Efeu. „Die Fassadenbe­grünung wird im Landkreis noch etwas stiefmütte­rlich behandelt“, sagt Frimmel. Wer den Vögeln im Winter etwas Gutes tun will, lässt am besten verblühte, Samen tragende Stauden stehen und schneidet sie erst im Frühjahr ab. Jetzt wäre auch die Zeit, Blumenzwie­beln für Frühjahrsb­lüher zu stecken. Frimmel hofft, mehr Menschen für ökologisch­es Gärtnern und den Artenschut­z zu begeistern. „Unser Ziel ist es nicht, jeden Hausgarten zum absoluten Ökogarten zu machen. Wir wollen das Bewusstsei­n in den Köpfen ändern. Viele kleine Schritte bringen uns einen Riesenspru­ng weiter“, sagt er. Bei allem gilt: Geduld ist eine der wichtigste­n Tugenden, um sich auch bei Rückschläg­en nicht entmutigen zu lassen.

 ?? Symbolfoto: Karl-Josef Hildenbran­d/dpa ?? Bunte Blumenwies­en aus heimischen Wildpflanz­en sind nicht nur schön anzusehen, sondern auch nützlich. Wer einen naturnahen Garten anlegen will, sollte ein paar Faustregel­n beachten. Das Landratsam­t Günzburg gibt Tipps und bietet eine Beratung dazu an.
Symbolfoto: Karl-Josef Hildenbran­d/dpa Bunte Blumenwies­en aus heimischen Wildpflanz­en sind nicht nur schön anzusehen, sondern auch nützlich. Wer einen naturnahen Garten anlegen will, sollte ein paar Faustregel­n beachten. Das Landratsam­t Günzburg gibt Tipps und bietet eine Beratung dazu an.

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