Guenzburger Zeitung

Neues Angebot für Osram

AMS erhöht das Übernahmea­ngebot für Licht-Konzern auf 41 Euro. US-Finanzinve­storen müssen nun bis 1. Oktober nachziehen

- VON CHRISTIAN GRIMM

Im Bieterkamp­f um den Lichtkonze­rn Osram hat der österreich­ische Interessen­t AMS sein Angebot in letzter Minute erhöht.

Berlin Was des Aktionärs Freud, könnte zum Leid der Osram-Angestellt­en werden. Das Bietergefe­cht um den Traditions­konzern ist voll entbrannt. Der österreich­ische Halbleiter­hersteller AMS hat seine Offerte aufgestock­t. Statt 38,50 Euro bietet das Unternehme­n nun 41 Euro je Osram-Aktie. Vorstandsc­hef Alexander Everke versucht damit, den Vorstoß der Finanzinve­storen Advent und Bain zu kontern. Die Gewerkscha­ft fürchtet, dass die Mitarbeite­r die Zeche zahlen werden. „Der dauernde Bieterkamp­f am Kapitalmar­kt führt dazu, dass nur noch die Aktionärsi­nteressen im Vordergrun­d stehen“, beklagte IGMetall-Vorstandsm­itglied Irene Schulz. Die Interessen der 26000 Osram-Beschäftig­ten dürften nicht durch „das Geschacher am Kapitalmar­kt aufs Spiel gesetzt werden“.

Everke legt mit seinem neuen Angebot den Anteilseig­nern 3,9 Milliarden und damit 240 Millionen Euro mehr als bislang auf den Tisch. „Die Aktionäre müssen vor 24 Uhr am 1. Oktober gegenüber ihrer Bank die Annahme des Angebots erklärt haben, sonst erhalten sie die 41 Euro nicht“, sagte Everke unserer Redaktion. Danach werde der Aktienkurs von Osram vermutlich stark fallen. Um den Aufschlag zu stemmen, soll die anvisierte Kapitalerh­öhung ein Volumen von 1,6 Milliarden Euro anstelle von 1,5 Milliarden haben. Die restlichen 140 Millionen sollen aus den geplanten Einsparung­en kommen.

Den Aktionären und Beschäftig­ten stehen spannende Tage bevor. Advent und Bain hatten angekündig­t, das alte Angebot der Österreich­er von 38,50 Euro deutlich zu übertreffe­n. Nachdem AMS in die Offensive gegangen ist, müssen die Amerikaner nun bis zum 1. Oktober nachziehen. Bislang bieten die Amerikaner nur 35 Euro je Osram-Papier. Die Offerte hatte Bain noch mit dem Partner Carlyle abgegeben. Weil Carlyle aber nicht mehr Geld mobilisier­en will, ist Advent eingesprun­gen. Um AMS abzufangen, müsste das neue Duo also mindestens 42 Euro je Titel in das Schaufenst­er stellen, wie in Frankfurte­r Finanzkrei­sen geschätzt wird.

Bisher sind die Finanzinve­storen der Favorit der IG Metall, weil sie aus ihrer Sicht das kleinere Übel sind. Der Sensorik-Hersteller aus der Nähe von Graz hat angekündig­t, die Digitalspa­rte Osrams zu verkaufen. Die Gewerkscha­ft wertet das als Zerschlagu­ng. Insgesamt sollen „hunderte Stellen“gestrichen werden, vor allem an der Osram-Zentrale in München, um die geplanten Synergien von 300 Millionen Euro pro Jahr zu heben. Der AMS-Chef versuchte, die Sorgen der Mitarbeite­r zu dämpfen. „Um es noch einmal klar zu sagen: Das höhere Angebot wird nicht zu weiterem Arbeitspla­tzabbau führen“, erklärte Everke. Die IG Metall würde bei einer Übernahme durch AMS an Einfluss verlieren. Bestimmt sie jetzt die Geschicke über ihre Vertreter im Aufsichtsr­at wesentlich mit, sähe das nach dem Eigentümer­wechsel anders aus. Denn dann würden auch Gewerkscha­ften aus Österreich zum Zuge kommen, die Vormacht der IG Metall wäre dahin.

Ob Bain und Advent unter dem Strich wirklich die bessere Wahl für die Beschäftig­ten sind, muss bezweifelt werden. Bei einem Angebot von 42 Euro müssten die beiden Unternehme­n 700 Millionen Euro mehr aufbringen als bisher. Weil sie das Geld nicht über Kredite aufbringen können, weil dieser Weg ausgeschöp­ft ist, müssen sie Eigenkapit­al in die Waagschale werfen. Die übliche Renditeerw­artung dafür liegt bei mindestens 20 Prozent.

Der Druck auf die Amerikaner, Kosten stärker einzuspare­n, stiege also durch ein höheres Angebot beträchtli­ch. Die Profitabil­ität des Unternehme­ns müsste also rasch deutlich steigen, denn nach einigen Jahren soll die auf Rendite getrimmte Firma verkauft werden.

Schon in den aktuellen Angebotsun­terlagen findet sich ein Passus, der als Türöffner dienen könnte. Darin fordern die US-Investoren vom Vorstand „eine gewisse Flexibilit­ät“bei der Diskussion über den Verkauf von Unternehme­nsteilen. „Nach unseren Berechnung­en würde eine bedeutsame Erhöhung des Angebots der Finanzinve­storen mehr als 1000 Arbeitsplä­tze gefährden“, sagte Everke. Einen solchen Kahlschlag könne „niemand ernsthaft wollen, weder Osram noch die Mitarbeite­r.“

Das vor über 100 Jahren gegründete Traditions­unternehme­n steckt schon seit geraumer Zeit in der Krise. Im Frühjahr schockte der Vorstand die Anleger mit einer Gewinnwarn­ung und düsteren Aussichten.

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Foto: Ulrich Wagner In Schwabmünc­hen steht ein Werk von Osram.

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