Wie Obama in München landet
Am Sonntag spricht der frühere US-Präsident bei einer Veranstaltung in München. Wie die Macher ihn dazu bewegten
München Köln, 4. April, in der Lanxess Arena. Gegen 20 Uhr tritt Auma Obama auf die Bühne, die Halbschwester des ehemaligen USPräsidenten. „Begrüßen Sie meinen kleinen Bruder, Barack Hussein Obama“, sagt sie auf Deutsch. Rund 14 000 Menschen im Publikum klatschen, jubeln und pfeifen. Der frühere US-Präsident setzt sich auf einen grauen Stoffsessel mit Holzbein und überschlägt seine Beine. Er wird vom Moderator auf der Bühne gefragt, wie es die ersten Wochen nach der Amtszeit so gewesen sei. Obamas Antwort: „Ich musste plötzlich selbst Kaffee kochen und wusste nicht, wie die Maschine funktioniert.“Der Kaffee sei schrecklich gewesen.
Das war Obamas erster Auftritt als Ex-Präsident in Deutschland – zwei Jahre nachdem die US-Amerikaner Donald Trump ins Amt gewählt haben. Obama war an diesem Abend der Top-Redner des Kongresses „World Leadership Summit“. Auch seinetwegen verkaufte der Veranstalter rund 17000 Tickets, die nach wenigen Tagen vergriffen waren. Bis zu 5000 Euro ließen sich die Besucher das Spektakel kosten – in der höchsten Preiskategorie gab es sogar ein Selfie und einen Platz am Tisch der Obamas dazu. Aber warum wollen alle den Ex-Präsidenten sehen, obwohl er nicht mehr im Amt ist? Der Hype um seine Person ist jedenfalls ungebrochen. Der Name Obama polarisiert. Er schenkt Hoffnung und steht für Veränderung. Es ist die Sehnsucht der Menschen nach einem „Yes, we can!“in einer Zeit, die von Unruhen und Unsicherheiten durchzogen ist. Auch deshalb spricht Barack Obama am Sonntag in München auf dem Start-up-Festival Bits & Pretzels, das seit 2014 stattfindet. In einem einstündigen Gespräch soll er Gründer ermutigen, die Welt positiv zu beeinflussen – so kündigen die Veranstalter Obama an. Das klingt unspektakulär. Dabei soll Obama der Höhepunkt der gesamten Festivalreihe sein. Dabei leisteten die Macher von Bits & Pretzels, Felix Haas, Bernd Storm van’s Gravesande und Andy Bruckschlögl, drei Jahre lang Vorarbeit. Dabei verdient Barack Obama laut der New York Times rund 400000 Dollar für einen Auftritt als Redner, der Großteil fließt in Stiftungen.
Wenn die Veranstalter die Geschichte erzählen, wie sie Obama nach München holten, klingt das eigentlich nach dem Traum dreier junger Männer, den sie an einem launigen Abend spinnen und wegen Unmöglichkeit am nächsten Morgen verwerfen müssen. Doch er wurde wahr. Vor drei Jahren, sagt Felix Haas unserer Redaktion, hätten sich die Gründer gefragt: „Wer wäre eigentlich der spektakulärste Redner, den wir einladen könnten?“Die Antwort: Barack Obama. Also versuchten sie, den einst mächtigsten Mann der Welt nach Bayern zu bewegen. Sie drehten Videos über Bits & Pretzels. Immerhin sprachen schon Amazons Vizepräsident Werner Vogels oder Nico Rosberg bei dem Festival. Die Macher schickten Briefe an Obamas Agentur. Doch eine ganze Weile sei nichts passiert. „Wir haben monatlich nachgehakt, aber immer hieß es: No Update“, erzählt Andy Bruckschlögl. Also setzten sie Obamas Agentur eine Deadline. Und dann zeigte er Interesse. Wenige Wochen später im Juli des Jahres erhielten Haas, Bruckschlögl und Storm van’s Gravesande eine Mail. Der erste Satz lautete: „Good things come to those who wait“– die Zusage Obamas.