Das war’s noch nicht
Das Augsburger Amtsgericht verurteilt den FCA-Profi Caiuby wegen Körperverletzung zu einer Geldstrafe von 49 500 Euro. Der Brasilianer will dagegen in Berufung gehen
Augsburg Es ist ein Motto, das in krassem Kontrast zu dem steht, für das Caiuby sonst bekannt ist: „tudo tranquilo“– zu Deutsch: „alles ruhig“– stand auf Portugiesisch auf dem T-Shirt von Caiuby, als er am Freitagmorgen das Augsburger Justizzentrum betrat. Der 31-jährige Brasilianer mag, wenn er fit und motiviert ist, über viele sportliche und menschliche Qualitäten verfügen. Ein Garant für Ruhe zu sein, gehörte bislang aber nicht zu seinen ausgewiesenen Stärken.
Mit eben dieser Ruhe soll es auch an diesem Sonntagmorgen im Mai vergangenen Jahres nicht weit her gewesen sein. Nach einer durchfeierten Nacht kam es in der Augsburger Maximilianstraße erst zu Pöbeleien, dann zu Handgreiflichkeiten. Ein heute 27-Jähriger bekam einen Kopfstoß ab und wurde dadurch am Kopf und am Jochbein verletzt. Laut dem Opfer kam der Kopfstoß von Caiuby – laut dem Brasilianer soll aber einer seiner Freunde die Beherrschung verloren und den Mann verletzt haben.
Das Augsburger Amtsgericht sah es nach der Anhörung von 17 Zeugen anders. Unter anderem waren die FCA-Geschäftsführer Stefan Reuter und Michael Ströll geladen. Am Freitag wurde Caiuby wegen vorsätzlicher Körperverletzung zu einer Geldstrafe von insgesamt 49500 Euro (165 Tagessätze zu jeweils 300 Euro) verurteilt. Mit einbezogen ist dabei eine Verurteilung wegen Schwarzfahrens, wegen der der Brasilianer bereits 30 Tagessätzen Strafe bekommen hatte.
Staatsanwalt Moritz Bamberger hatte in seinem Plädoyer in der vergangenen Woche eine Freiheitsstrafe von zehn Monaten zur Bewährung sowie eine Geldbuße von 75000 Euro gefordert, während Caiubys Anwalt Fabian Krötz auf Freispruch plädiert hatte.
Gegen einen Strafbefehl über insgesamt 130 Tagessätze hatte Caiuby Einspruch eingelegt, sodass es zur Verhandlung gekommen war. Das Paradoxe an dem Urteil: Die Anzahl der Tagessätze ist nun zwar angestiegen, die Tagessatzhöhe – und damit die Gesamtstrafe – ist aber nun deutlich niedriger als bisher angesetzt. Hintergrund ist ein Detail, das im Laufe der Verhandlung bekannt geworden war: Der suspendierte Caiuby besitzt beim FC Augsburg zwar noch einen Vertrag bis Juni 2020, erhält vom Bundesligisten aber keinen Cent Gehalt. Auf die sportlichen Dienste legt der Klub nach mehreren Eskapaden keinen Wert mehr. Deswegen sank die Tagessatzhöhe von 750 Euro auf nun 300 Euro. Aktuell lebt Caiuby in seiner Heimat Brasilien von 5000 Euro Mieteinnahmen und seinem angesparten Vermögen, das bei etwa einer Million Euro liegt.
Richter Julian Mertes ging in seiner Begründung hart mit Caiuby ins Gericht: Auch wenn der Brasilianer seine Unschuld beteuerte, habe er als Richter nicht den geringsten Zweifel daran, dass er es war, der den 27-Jährigen mit einem Kopfstoß verletzte. „Sie waren aufgebracht und in Pöbelstimmung.“ Dass einige von Caiubys Begleitern ihn entlasteten und einer sogar die Tat auf sich nehmen wollte, habe das Gericht nicht überzeugt: „Es wurde immer wieder abgewiegelt, als ob man jemand schützen will. Diese Entlastungszeugen waren unglaubwürdig.“Die Staatsanwaltschaft hatte zudem rechtliche Schritte wegen Falschaussage angekündigt. Als wesentlich glaubwürdiger stufte das Gericht die Aussagen von zwei Türstehern ein. Diese hatten das Geschehen beobachtet und gaben an, den Kopfstoß des Brasilianers gesehen zu haben.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig – und soll es nach dem Willen von Caiuby auch gar nicht werden. Sein Anwalt Fabian Krötz kündigte an, Berufung einlegen zu wollen. Krötz betont, dass er von der Beweisführung des Gerichts nicht überzeugt ist: „Es gibt zu viele Widersprüche.“So hätte etwa der genaue Ort, an dem der Kopfstoß sich zugetragen haben soll, nicht zweifelsfrei ermittelt werden können, so der Anwalt.