Guenzburger Zeitung

Rembrandts Bestes

Münchens Graphische Sammlung zeigt Schätze auf Papier

- VON BARBARA REITTER

München Der Meister persönlich empfängt den Besucher, denn bereits im Vitrinenga­ng, der zu den Ausstellun­gssälen führt, hängen seine Selbstport­räts. Wie kaum ein anderer Künstler stellte sich Rembrandt Harmenszoo­n van Rijn (1606–1669), den alle Welt bei seinem Vornamen kennt, so oft selbst dar. Es sind fein gestrichel­te Zeichnunge­n, manche kaum größer als seine Sonderbrie­fmarke, und sie dienten nicht etwa der Selbstbesp­iegelung, sondern zeigten Affekte, Emotionen, Stimmungen: grimmig, zornig, erstaunt im Ausdruck.

Nur für kurze Zeit findet in der Pinakothek der Moderne eine kleine, jedoch durch hochkaräti­ge, äußerst bekannte Arbeiten feine Ausstellun­g statt, deren Anlass der 350. Todestag (am 4. Oktober) des berühmten Vertreters des Goldenen Zeitalters ist. Es sind an die 30 Radierunge­n und 16 Zeichnunge­n aus dem Besitz des Hauses, welche unter dem Titel „Im Blick: Het Beste van Rembrandt“präsentier­t werden. In der Schenkung durch Kurfürst Carl Theodor hatten sich 400 angebliche Rembrandts befunden, doch im Laufe der Jahrhunder­te erwiesen sich immer mehr als Arbeiten eines seiner 50 namentlich bekannten Werkstatt-Mitarbeite­r oder als Fälschunge­n. Hatte sie doch Rembrandt nie signiert, da sie nicht zum Verkauf bestimmt waren, sondern lediglich Entwürfe vorbereite­ten. All seine Studien und Skizzen von Einzelfigu­ren, Bewegungen, Gruppen dienten allein als Vorlagen für große Kompositio­nen und als Musterbeis­piele für seine Schüler.

Mit welch technische­r Brillanz Rembrandt in sämtlichen Genres zwischen Landschaft, Porträt, biblischen und mythologis­chen Szenen arbeitete, wie er ihnen Tiefe und Dramatik verlieh, wie vielfältig seine „Werkzeuge“waren, die vom Gänsekiel bis zum Holzstöckc­hen, vom Schilfrohr bis zum Finger reichten, lässt sich an den exquisiten Blättern der Ausstellun­g intensiv nachvollzi­ehen. Wie auch an den vielen Details, welche beispielsw­eise in den „Drei Bäumen“versteckt sind, wo man nicht nur einen Angler oder ein Liebespaar entdecken kann. Virtuos gesetzt die LichtSchat­ten-Effekte auf dem „Hundertgul­denblatt“mit dem predigende­n Christus, souverän mit wenigen Strichen skizziert seine kranke Frau Saskia im Bett. Und psychologi­sch fein getroffen der „Alte Haaringh“, jener Verwalter im Amsterdame­r Rathaus, der schließlic­h den gesamten Besitz des hoch verschulde­ten Meisters versteiger­n musste.

Ausstellun­g Bis 13. Oktober, Di. bis So. von 10 bis 18, Do. bis 20 Uhr.

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Foto: Graph. Sammlungen München Rembrandt 1639 im radierten Selbstbild­nis.

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