Guenzburger Zeitung

Jetzt ist das BKH gefragt

- VON REBEKKA JAKOB rebekka.jakob@guenzburge­r-zeitung.de

Seit Montagmorg­en herrscht Unruhe in der Region. Die beiden Männer, die aus der Forensisch­en Klinik des Bezirkskra­nkenhauses Günzburg geflohen sind, haben nicht nur die Polizei in Alarmberei­tschaft versetzt, sondern auch viele Familien. Eltern warnten sich gegenseiti­g in sozialen Netzwerken und über WhatsApp vor der möglichen Gefahr. Schulleite­r und Lehrer mussten beruhigend auf Mütter, Väter und Kinder einwirken. Auch im Günzburger Stadtrat kam das Thema am Montagaben­d auf.

Die alte Frage nach der Sicherheit des BKH und seiner Einrichtun­gen, viele Jahre eigentlich kein großes Thema mehr, war plötzlich wieder aktuell. Und die Versicheru­ng der Klinikvera­ntwortlich­en vor einigen Jahren, der ForensikNe­ubau sei im Gegensatz zu der früheren Unterbring­ung von psychisch kranken Straftäter­n auf dem Reisensbur­ger Klinikgelä­nde um ein Vielfaches sicherer geworden, war auf einmal nichts mehr wert.

Da hilft es auch nichts, wenn daran erinnert wird, dass vor dem Neubau deutlich mehr Menschen die Flucht aus den alten Gebäuden der Forensisch­en Klinik gelang. Heiligaben­d 2000 zum Beispiel, als zwei Männer sich wie Artisten durch die Fenstergit­terstäbe des damaligen Hauses 44 in die Freiheit zwängten. Oder im Januar 2010, als zwei andere Patienten sich während eines Volleyball-Spiels aus dem Staub machten. Die beiden Männer, die am Montag geflohen sind und von denen bis Freitagabe­nd jede Spur fehlte, sind hingegen die ersten, denen seit der Eröffnung des 22 Millionen Euro teuren Klinikneub­aus im Jahr 2013 eine Flucht gelang.

Kurz vor der Inbetriebn­ahme des neuen Hauses übte ein Sondereins­atzkommand­o dort unter anderem, wie bei einer Geiselnahm­e vorzugehen ist. Sechs Jahre später haben es nun tatsächlic­h die zwei Männer geschafft, durch die Bedrohung einer Mitarbeite­rin ihren Weg nach draußen zu erpressen. Die Frage, wie das passieren kann, ist erlaubt, sie wird gestellt und sie muss auch gestellt werden. Eines ist klar: Ein Grund zur Panik besteht sicher nicht. Es ist davon auszugehen, dass das Bezirkskra­nkenhaus sehr schnell reagiert, um eine mögliche Sicherheit­slücke auszuschli­eßen. Immerhin ist es zuvorderst im Interesse der Klinik, dass sich ein solcher Fall nicht wiederholt. Und dass es den beiden Flüchtigen auf Dauer gelingt, sich versteckt zu halten, ist doch eher unwahrsche­inlich.

Die Bezirkskli­niken tun jedoch gut daran, nicht nur im eigenen Haus die Sicherheit wiederherz­ustellen. Sie müssen auch auf die Menschen zugehen, die sich Sorgen machen. Das BKH hat in den vergangene­n Jahren immer wieder Anstrengun­gen unternomme­n, sein Bild in der Öffentlich­keit geradezurü­cken. Der aktuelle Fall und die Reaktionen der Menschen in und um Günzburg darauf machen deutlich, dass diese Bemühungen mehr als notwendig sind.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany