Leuchtende Beispiele
In der Reihe „Bürger machen Kultur“steht die Ausstellung des Kunstvereins Off Art im und am Günzburger Forum. Dabei stechen die Lichtinstallationen besonders hervor
Günzburg Das ambitionierte Vorhaben der Stadt, gemeinsam mit Bürgern das kulturelle und gesellschaftliche Leben Günzburgs zu gestalten, hat seine erste Manifestation. Oberbürgermeister Gerhard Jaunernig erläuterte den rund 70 Besuchern der Vernissage im Forum, weshalb sich möglichst viele und unterschiedliche Menschen in das auf drei Jahre angelegte Programm „Bürger machen Kultur“, einbringen sollen. Die Reihe ist dabei mehr als eine bloße Plattform für künstlerische Gestaltung. Es geht vielmehr darum, städtische Identität zu schaffen und sich aktiv mit Kultur im weiten Sinne auseinanderzusetzen, sie nicht nur zu konsumieren.
Eine sich im ständigen Wandel befindliche Gesellschaft, die heute weniger denn je auf Dauerhaftigkeit setzen kann, muss sich immer neuen Herausforderungen stellen. „Das erfordert die Bereitschaft, den Wandel mitzugestalten.“Die Initiatoren erhoffen sich, mit Kulturprojekten neue Denkansätze zu erschließen, den Bürgern die Möglichkeit und zu geben sich auf kreative Weise mit den Fragen der Gegenwart und auch der Zukunft auseinanderzusetzen und so aktiv an der Gestaltung des städtischen Lebens mitzuwirken. Das Einbringen, Verantwortung übernehmen, Gestalten, ist allerdings keine Kulturtechnik der Jetztzeit. Bereits seit dem 19. Jahrhundert haben Bürger der Stadt diese kulturell geprägt und die Weichen für die Zukunft gestellt, wie ab 13. Oktober im Museum zu erfahren sein wird, stellte Kulturamtsleiterin Karin Scheuermann fest.
Die heute aktiven Künstler des Günzburger Off Art Vereins zeigen seit Donnerstagabend, wie sie sich mit den Fragen der Gegenwart auseinandersetzen. Das geschieht teils in kleinen, unspektakulären Bildern, die zum Nachdenken und genauen Hinschauen anregen.
Drei Lichtinstallationen, erläuterte Off Art-Vorsitzende Karen Steifensand, verwandeln den Platz um das Forum in den kommenden Wochen zu einem Freilichtmuseum. Die einzelnen Kunstwerke, geschaffen von Susanne Pögl-Aßfalg, Gabriele Birkner und Karen Steifensand fügen sich zu einer Kurzfilmtrilogie, die sich in bewegten Bildern kritisch mit unserem Scheuklappenblick auf die Meere auseinandersetzt. Gefeiert als Sehnsuchtsort und Traumkulisse sind sie ebenso Fluchtweg und Müllkippe. Die gefilmte Boje von Karen Steifensand, die ebenso Treibgut wie Anker sein kann, hat ihr haptisches Gegenstück als Installation im Foyer des Forums.
Zum bunten Hingucker hat sich der Pusteblumenbrunnen gewandelt. Um das Brunnenprojekt von Gabriele Birkner, Susanne Pögl-Aßfalg und Rolf Eichelmann in seiner Vielschichtigkeit zu erkennen, muss man sich Zeit lassen. Da ist zum einen die bunte Wasserkugel. Die Projektionen tauchen die Wasserstrahlen in immer wieder sich ändernde flirrende Farben, zu denen die klar konturierten Bildprojektionen der Künstler kontrastieren. Gabriele Birkner projiziert das typiChance sche Bild der Frau: schön, geheimnisvoll, leidenschaftlich in der Brunneninstallation und fordert dazu auf, sich mit der alltäglichen Diskriminierung der Frau in unserer Gesellschaft auseinanderzusetzen. Susanne Pögl-Aßfalgs Tierporträts rufen Empathie hervor, die schnell wieder ad acta gelegt wird, wenn das riesige Kotelettstück auf dem Teller lockt. Und Eichelmanns bunte Zugvögel, deren Rückkehr im idyllischen Lied gefeiert werden, stehen im scharfen Kontrast zu Leimruten und Fangnetzen. Hinschauen lohnt sich, Nachdenken ist gefordert und: natürlich – Mitgestalten an der städtischen Kultur.
Die Bilder regen zum genauen Hinschauen an
OAusstellung Die Bilder und Objekte im Forum sind bis 22. Oktober zu den Öffnungszeiten des Forums und auf Anfrage. Die Lichtinstallationen an der Hotelwand und die Brunnenprojektion sind an folgenden Tagen nach Einbruch der Dunkelheit zu sehen: Montag, 30. September, Dienstag, 1. Oktober, Mittwoch, 2. Oktober, Montag 7. Oktober, Dienstag. 8. Oktober, Mittwoch 9. Oktober, Donnerstag bis Sonntag 17. bis 20. Oktober, sowie 24. und 25. Oktober