Guenzburger Zeitung

Mein Kind erzählt gerne Privates

- ERZIEHUNGS­TIPPS AUS DEM FAMILIEN-ALLTAG

„Mami hat gestern Abend zu viel getrunken und in die Badewanne gespuckt.“Weil Kinder häusliche Erlebnisse meist ungefilter­t und oft missverstä­ndlich weitergebe­n, kennen Kindergärt­nerinnen Details aus Ihrem Familienle­ben, die Sie selbst vielleicht auch gerne wieder verdrängen würden. Und von denen Sie manchmal gar nichts wissen. „Papa hat sein Auto verkauft, weil wir pleite sind.“Was macht man nun mit seinem mitteilsam­en Kind? Oder: Kann man einen Dreijährig­en um mehr Diskretion bitten?

Die Erzieherin­nen sind bestens über unser Familienle­ben informiert. Sie wissen, wo wir im Urlaub waren. Sie wissen, was ich backe, was ich zum Geburtstag bekommen habe, dass ich einen Mädelsausf­lug nach Stuttgart gemacht habe. Ich mag die Kindergärt­nerinnen. Wenn das nicht der Fall wäre, hätte ich mit der Erzählkuns­t meiner Töchter durchaus ein Problem. Als ich wieder schwanger war, habe ich es meinen Töchtern beispielsw­eise erst gesagt, als es auch wirklich offiziell war. Die Kindergärt­nerinnen haben noch am gleichen Tag gratuliert. Ich finde es normal, dass meine Kinder von zu Hause erzählen, das tue ich ja im Büro auch. Der Kindergart­en gehört zu unserem Familienle­ben. Auch wenn es mal nicht so gut läuft. Als ich mir das Bein gebrochen habe, wussten die Kindergärt­nerinnen auch bestens Bescheid und haben mir in dieser schwierige­n Situation unheimlich geholfen, indem meine Töchter ganz selbstvers­tändlich länger bleiben durften. Petra, Bankkauffr­au, drei Töchter (2, 4, 6)

Was soll´s? Mit etwa fünf Jahren hat mein Sohn der Kindergärt­nerin eine Geschichte vom fremden Mann erzählt, der bei uns immer übers Tor springen und dann auf der Holzbank frische Tomaten essen würde. Ich habe kurz gestutzt, fremder Mann, Tor, Holzbank, könnte ja durchaus sein. Tomaten gab es aber in unserem Garten ganz sicher nicht! Die Kindergärt­nerin und ich haben sehr gelacht. Mein Sohn hatte einfach schon immer eine blühende Fantasie und außerdem einen großen Mitteilung­sdrang. Im Flugzeug hat er sich mit einer Dame unterhalte­n, während wir schliefen. Die sagte danach: „Ich weiß jetzt alles über Sie.“Als Problem empfand ich das nie. Natürlich habe ich schon gehofft, dass er nicht allzu Persönlich­es weiterträg­t. Aber was soll’s? Ich finde es ja eigentlich gerade nett, wenn Kinder frei heraus erzählen. Irgendwann hört es ja dann auch wieder auf. Alenka,

Ärztin, eine Tochter, ein Sohn (beide 15)

» Sie haben eine Erziehungs­frage? Dann schreiben Sie an uns per E-Mail unter familie@ augsburger-allgemeine.de.

Die Kolumne wird betreut von Doris Wegner und Stefanie Wirsching, beide Mütter, und Autorinnen des Buches „Supermütte­r“(erhältlich bei den Service-Partnern unserer Zeitung).

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