Betrifft: Schlafstörungen
Neulich, nein, das konnte eigentlich kein Albtraum sein – denn dazu müsste man ja schlafen! Aber Vergnügen ist es halt auch keines, mitten in der Nacht, wach zu liegen, davon können ja Millionen Menschen in Deutschland ein verzweifelt wiederholtes Einschlafliedchen singen. Man wacht auf, starrt ratlos ins Dunkle. Fehlt was? Als käme man wie üblich ins Büro, und plötzlich ist der über Jahre hinweg vertraute Kollege nicht mehr da, Schreibtisch leer, sitzt jetzt halt woanders. Kann man da einfach weitermachen, als wäre das ganz normal? Also umdrehen und einfach weiterschlafen? Oder doch weiter nach irgendeiner Botschaft in die Stille lauschen?
Schlafforscher haben dazu eine ganz hübsche Geschichte zu erzählen. Die nämlich, dass der Fehler schon in der Vorstellung liegt, es wäre normal oder irgendwie natürlich, acht Stunden wie ein Stein durchzuschlafen, um dann erholt in den neuen Tag zu starten. Das sei lediglich ein Mythos, der zudem noch ziemlich jung sei und nur für „westlichen Schlaf“gelte. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts nämlich habe es – das zeigten Tagebücher, Briefe und Romane – zumindest in Europa so etwas wie einen „ersten“und einen „zweiten“Schlaf gegeben. Der erste endete zwischen ein und drei Uhr nachts, dann blieben die Menschen eine Zeit lang wach, mitunter traf man sich hausintern zum Stelldichein oder sogar draußen mit den Nachbarn zum Schwätzchen – und ging dann noch mal schlafen bis zum frühen Morgen. Echt jetzt!
Aber ob das hilft, heute, beim nächtlichen Wachliegen? Ist also gar nicht so unnormal, hm. Steht bloß keiner mehr am Gartenzaun. Könnte man ja mal wieder anfangen. Vielleicht zeigte sich dann auch, was fehlte. Und sei es der verlorene Kollege, der mal vorbeikommt, auf ein Schwätzchen. Eigentlich ein schöner Traum… (ws)