Wissensriesen und Handlungszwerge
Das ist der Titel eines Buches, das ich mir vor Jahren wegen genau dieses Titels gekauft habe. Es drückt das aus, was ich in meinem persönlichen Leben und auch im Miteinander der Gesellschaft oft spüre. Wir wissen viel, haben Zugang zu unendlich vielen Informationen nur durch einen kurzen Mausklick, werden von den Medien überflutet mit Artikeln, Kommentaren, Statistiken, Dokumentationen und wissenschaftlichen Erkenntnissen, und trotzdem ändern wir wenig an unserem Lebensstil und unserer Weltsicht.
So, wie ich für mich selbst schon lange weiß, welche Ernährung für mich gut wäre oder dass ich mich mehr bewegen sollte, um gesund zu bleiben, so wissen wir im Allgemeinen doch schon lange, was wir tun sollten, um unsere Welt zu schützen, damit wir eine Zukunft haben. Wir wiederholen immer wieder, was wir wissen, blähen uns auf zu Moralaposteln oder zu Besserwissern, bilden Arbeitsgruppen und starten Projekte. Das Ergebnis davon sind kleine Korrekturen und ein Immerweiter-so. Für mich selbst weiß ich gute Ausreden, warum mir nicht gelingt, was doch hilfreich wäre – keine Zeit, zu viel Druck, zu wenig Handlungsspielraum, zu viel Angebote usw. Und weil es mir ja gut geht, schiebe ich die Folgen meines Nichthandelns oder einer notwendigen Veränderung immer wieder in die Zukunft, mit der Hoffnung, es wird schon nicht so schlimm werden. Vielleicht habe ich ja Glück. Ich glaube, so halten wir es auch in der Weltgemeinschaft. Solange es uns nicht ganz persönlich trifft, sind wir zwar erschrocken, wenn wir von schlimmen Dingen hören, und sind dabei froh, noch mal davongekommen zu sein. Wenn wir allerdings im Persönlichen wie im Allgemeinen den Bogen überspannen, dann ist es zu spät. Und das wissen wir. Was muss also geschehen, dass wir zu Handlungsriesen werden, zu unserem eigenen Schutz und für die Zukunft der Menschheit?