Guenzburger Zeitung

Wissensrie­sen und Handlungsz­werge

- VON KATH. DIPL. THEOL. GERTRUD BREM, GABLINGEN-HOLZHAUSEN

Das ist der Titel eines Buches, das ich mir vor Jahren wegen genau dieses Titels gekauft habe. Es drückt das aus, was ich in meinem persönlich­en Leben und auch im Miteinande­r der Gesellscha­ft oft spüre. Wir wissen viel, haben Zugang zu unendlich vielen Informatio­nen nur durch einen kurzen Mausklick, werden von den Medien überflutet mit Artikeln, Kommentare­n, Statistike­n, Dokumentat­ionen und wissenscha­ftlichen Erkenntnis­sen, und trotzdem ändern wir wenig an unserem Lebensstil und unserer Weltsicht.

So, wie ich für mich selbst schon lange weiß, welche Ernährung für mich gut wäre oder dass ich mich mehr bewegen sollte, um gesund zu bleiben, so wissen wir im Allgemeine­n doch schon lange, was wir tun sollten, um unsere Welt zu schützen, damit wir eine Zukunft haben. Wir wiederhole­n immer wieder, was wir wissen, blähen uns auf zu Moralapost­eln oder zu Besserwiss­ern, bilden Arbeitsgru­ppen und starten Projekte. Das Ergebnis davon sind kleine Korrekture­n und ein Immerweite­r-so. Für mich selbst weiß ich gute Ausreden, warum mir nicht gelingt, was doch hilfreich wäre – keine Zeit, zu viel Druck, zu wenig Handlungss­pielraum, zu viel Angebote usw. Und weil es mir ja gut geht, schiebe ich die Folgen meines Nichthande­lns oder einer notwendige­n Veränderun­g immer wieder in die Zukunft, mit der Hoffnung, es wird schon nicht so schlimm werden. Vielleicht habe ich ja Glück. Ich glaube, so halten wir es auch in der Weltgemein­schaft. Solange es uns nicht ganz persönlich trifft, sind wir zwar erschrocke­n, wenn wir von schlimmen Dingen hören, und sind dabei froh, noch mal davongekom­men zu sein. Wenn wir allerdings im Persönlich­en wie im Allgemeine­n den Bogen überspanne­n, dann ist es zu spät. Und das wissen wir. Was muss also geschehen, dass wir zu Handlungsr­iesen werden, zu unserem eigenen Schutz und für die Zukunft der Menschheit?

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