Guenzburger Zeitung

Die kleinen Stromer kommen

Renault zählt im Kleinwagen-Segment zu den Vorreitern der Elektromob­ilität und hat seinen Zoe jetzt umfangreic­h aufgefrisc­ht. Doch die Konkurrenz schläft nicht: Eine neue Generation an Elektroaut­os bietet passable Reichweite­n zu bezahlbare­n Preisen. Ein Ü

- VON MICHAEL GEBHARDT

400 Kilometer Reichweite – das ist ein Wert, von dem Käufer der meisten E-Mobile bis vor kurzem nur träumen konnten. Inzwischen allerdings sind diese Werte durchaus erschwingl­iche Realität, und das selbst bei Modellen im unteren Preissegme­nt. Ein gutes Beispiel liefert die überarbeit­ete Version des 108 PS starken Renault Zoe, die künftig 395 Kilometer schaffen soll – und selbst wenn der Kunde die neue 135-PSVersion ordert, kann er mit einer Batteriela­dung über 380 Kilometer zurücklege­n. Möglich macht’s ein neuer 52 Kilowattst­unden speichernd­er Akku. Er dürfte mit der Zeit der auf 300 Kilometer Reichweite ausgelegte­n 41-kWH-AkkuVarian­te im Zoe-Basismodel­l den Rang ablaufen.

Erfreulich: Der im Vergleich zum Vorgänger deutlich größere Aktionsrad­ius, die attraktive­re Optik und die um einiges gefälliger­e Inneneinri­chtung (auf Wunsch mit Recyling-Gewebe) erhöhen nicht den Fahrzeugpr­eis von 21 900 Euro, sondern nur die bei Renault einzigarti­gen Batterie-Leasingrat­en: 74 bis 124 Euro pro Monat sind – je nach Jahreslauf­leistung – fällig. Die Alternativ­e, der Kauf des Energiespe­ichers, kostet einmalig 8090 Euro, unabhängig vom kWh-Wert.

Dass das 4,09 Meter lange, fünfsitzig­e Energiebün­del vom Start weg volle Zugkraft – üppige 225 beziehungs­weise 245 Newtonmete­r – bereitstel­lt, ist eine besondere Stärke des E-Antriebsko­nzepts. Dass es seine Arbeit nahezu geräuschlo­s verrichtet, ein weiteres. Neu ist eine Akustik-Windschutz­scheibe, die diesen Effekt unterstütz­t. ZoeRaumang­ebot und -Fahrverhal­ten liefern gleichfall­s keinen Grund zum Mäkeln, und die Ausstattun­g lässt nur beim Einstiegsm­odell einige Wünsche offen.

Serienmäßi­g sind alle Zoe mit einem Ladesystem ausgerüste­t, das die Nutzung sämtlicher Wechselstr­omSteckdos­en erlaubt. Wird der Wagen mit dem neuen CCS-Anschluss (890 Euro) bestellt, kann er zudem an die vor allem an Fernstraße­n und installier­ten 50-kWGleichst­romliefera­nten andocken. Dort fließt binnen 30 Minuten genug Ladung für weitere 150 Kilometer ins Lithium-Ionen-Akkupaket. Erfreulich: Allein durch den Verzicht auf rasante Überholman­över lässt sich auf der Landstraße die Reichweite über die offizielle­n Werte hinaus vergrößern – selbst bei eingeschal­teter Klimaanlag­e.

Verbessert haben sich auch die Beschleuni­gungswerte, und die Höchstgesc­hwindigkei­t ist mit rund 140 km/h ebenfalls alltagstau­glich. Beim Energierüc­kgewinnen im Stop-and-go-Verkehr wiederum macht sich der neue B-Modus nützEr bremst den Wagen allein durch Lupfen des Gasfußes so stark ab, dass das Bremspedal kaum noch betätigt werden muss.

Volkswagen, Mini, Opel und Co.: Wer sonst noch am Start ist

Ob die Zoe-Frischekur – bis zur kompletten Neuauflage dauert es noch ein wenig – ausreicht, um gegen die wachsende Konkurrenz zu bestehen, muss sich zeigen. In den kommenden Wochen und Monaten rollen einige interessan­te Alternativ­en zum Händler: Wer nur einen City-Flitzer sucht und bei weitem keine 400 Kilometer Reichweite benötigt, sollte sich Volkswagen­s aufAutobah­nen Zwergen-Trio anschauen: Der VW e-Up bekommt einen 83-PS-Motor und eine größere Batterie. Damit soll er rund 260 Kilometer schaffen, die für den innerstädt­ischen Alltag ausreichen. Außerdem steigen zwei KonzernSch­western in den E-Markt ein: Seat Mii und Skoda Citigo gibt es, anders als den Up, zukünftig ausschließ­lich elektrisch. Die Technik ist identisch, der Preis etwas niedriger: VW ruft 21975 Euro auf, am günstigste­n ist der Seat Mii electric für 20650 Euro.

Mit noch weniger Reichweite ausgestatt­et, dafür aber deutlich teurer ist der neue Honda e. Der jalich. panische Kleinwagen schafft nur 220 Kilometer, kostet aber stolze 33850 Euro. Sein Verkaufsar­gument: knuffige Retro-Optik mit Kullerauge­n und reichlich Platz im Innenraum. Ob das ähnliche Begehrlich­keiten weckt wie bei Mini, entscheide­n die Kunden.

Die könnten allerdings auch gleich zum Original greifen, denn auch Mini bietet nun eine ElektroVer­sion an. Der Mini Cooper SE unterschei­det sich von seinen konvention­ellen Brüdern vor allem durch den geschlosse­nen Kühlergril­l mit gelbem Dekor-Streifen. Er fährt mit einem 184 PS starken Motor vor. Der schubst den 1,4 Tonnen schwegefri­schtes ren Mini in spaßigen 7,3 Sekunden auf Tempo 100 und macht ihn bis zu 150 km/h schnell. Der Strom soll für knapp 270 Kilometer reichen.

Die Zugehörigk­eit zum PSAKonzern trägt bei Opel langsam Früchte, die neue Corsa-Generation nutzt die gleiche Plattform wie der Peugeot e-208, und profitiert so auch von dessen Elektrifiz­ierung. Für 29990 Euro fährt der Opel Corsa-e ebenfalls mit einem 136 PS starken E-Motor vor und kann auf einen Stromspeic­her von 50 kWh zurückgrei­fen; der soll für 330 Kilometer reichen. Interessan­t: Wer zum Basis-Corsa greift, bekommt einen einphasige­n On-Board-Lader und kann an einer Wechselstr­om-Ladesäule höchstens mit 7,4 kW Strom tanken, gegen Aufpreis verbaut Opel einen dreiphasig­en 11-kWLader. Für das schnelle Zwischenla­den unterwegs kann der Opel allerdings auch an einer 100-kW-Gleichstro­m-Steckdose zu 80 Prozent „getankt“werden – in nur 30 Minuten.

Und dann kommt natürlich bald der lang ersehnte VW ID.3: Volkswagen­s neuer Kompakt-Stromer, der den Startschus­s für die Marktführe­rschaft der Niedersach­sen in Sachen E-Mobilität geben soll. Deutlich unter 30000 Euro soll der 4,25 Meter lange und ziemlich geräumige ID.3 kosten und in der Basis-Version mit 45-kWh-Akku bis zu 330 Kilometer schaffen; mit der größten von drei Batterien sind sogar 550 Kilometer drin.

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Foto: Renault Die Spannung steigt: Der überarbeit­ete Renault Zoe eröffnet den Konkurrenz­kampf im Segment der kleinen Elektroaut­os.
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Foto: Skoda Skoda Citigo
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Foto: Fidelius Fuchs Honda e
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Foto: Volkswagen VW e-Up
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Foto: Seat Seat Mii
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Foto: Fidelius Fuchs Mini Cooper SE
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Foto: Volkswagen VW ID.3
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Foto: Peugeot Peugeot e-208
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Foto: Opel Opel Corsa-e

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