Guenzburger Zeitung

Bruchlandu­ng für Günzburger Handballer

Weil die Günzburger Handballer den Matchplan ihres Trainers sowie eigene Erfahrungs­werte ignorieren, verlieren sie zum ersten Mal in dieser Runde

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Würzburg Nach einem desolaten Spiel haben die Bayernliga-Handballer des VfL Günzburg zum ersten Mal in dieser Spielzeit verloren. Bei der TG Heidingsfe­ld gab’s ein auch in der Deutlichke­it verdientes 22:26 (10:15). Die Niederlage war vor allem deshalb bitter, weil sie in die Kategorie „absolut vermeidbar“einzuordne­n ist. Wenigstens wurde am Ende noch gekämpft. Die jungen Weinroten nahmen sich schon während der Rückfahrt aus Unterfrank­en vor, aus dem Erlebten zu lernen – die Partie ansonsten aber schnell zu vergessen.

Die Gastgeber hatten einen denkbar schlechten Start in die Saison erwischt. Beide Begegnunge­n gingen verloren. Das Spiel gegen Günzburg sollte ihnen als Wendepunkt dienen. Erwartungs­gemäß stand den Spielern von Coach Gábor Czakó also eine Mannschaft gegenüber, die alles dafür gegeben hat, ihren Auftakt in die Bayernliga nicht vollends zu versemmeln.

Von Minute eins an zerschellt­e Angriffswo­ge um Angriffswo­ge der Günzburger entweder an den Felsen Verteidigu­ng oder am überragend haltenden Torhüter und besten Spieler an diesem Tag, Robert Tschuri. Die Lösung hatten die Günzburger eigentlich schon parat. Parallelen hätten zum Auftaktspi­el in Unterhachi­ng gezogen werden können. Auch hier hatte der Angriff massive Probleme zum Torerfolg zu kommen, auch hier warf der Gegner alles in die Waagschale, auch hier war die einzige Lösung gewesen, eine effektiver­e Abwehr zu spielen als der Gegenüber. Obschon zwischen beiden Spielen lediglich zwei Wochen lagen, schien alles wie weggewisch­t. Die Abwehr agierte in den ersten 30 Minuten lethargisc­h und ließ die Torhüter sträflich im Stich. Für den Angriff hatte Czakó vor der Begegnung die Stoßrichtu­ng klar vorgegeben. Heidingsfe­ld würde mit vielen Fallen spielen, also die Weinroten in scheinbar dankbare Wurfpositi­onen bringen und dem eigenen Torwart somit eine Chance geben, sich genau darauf einzustell­en. Nachdem die Günzburger zu Beginn genau ebenjene Warnung fahrlässig ignoriert und Wurf für Wurf vorbei gejagt hatten, wurde seitens der Bank wiederholt, dass die vermeintli­ch schwächere­n Verteidige­r verstärkt attackiert werden müssen. Es half nicht viel. Geschlagen­e 20 Minuten sollten vergehen, bis Pascal Buck und Michael Jahn sich erbarmten und das erste Mal die richtigen Räume angriffen. Zu diesem Zeitpunkt war beim Stand von 10:8 wenigstens noch alles offen.

Völlig unverständ­lich folgte der Einbruch. Bis der Halbzeitpf­iff die jungen Spieler erlöste, lag der VfL zwischenze­itlich gar mit sechs, dann noch mit fünf Toren Differenz zurück. Gefühlt alles wurde verworfen und die völlig falsche Reaktion in der Abwehr gezeigt, nämlich keine.

Trotz der bis dahin schlechtes­ten Leistung in der noch jungen Runde war immerhin noch nichts verloren. Die Weinroten hatten in der Vergangenh­eit schon mehr Tore in deutlich weniger Zeit aufgeholt. Spät und damit immer noch nicht zu spät wachten die Gäste dann auch aus ihrem Schlaf auf. Endlich stand die Abwehr, im Tor wurden Bälle gehalten und nach und nach näherder ten sich die Zahlen auf der Anzeigenta­fel an. Beim Stand von 19:18 (48.) hatten die Schwaben dank großartige­n Kampfgeist­s den Anschluss geschafft. Das Spiel schien zugunsten der Günzburger zu kippen. Plötzlich aber fehlte Konsequenz. Leichte Fehler im Angriff, einige arg unglücklic­he Durchbrüch­e in der Abwehr und durchgehen­des Hadern mit ein paar strittigen Entscheidu­ngen der insgesamt gut pfeifenden Unparteiis­chen reichten, dass die TG Heidingsfe­ld zum vorentsche­idenden 23:19 davoneilte.

Czakó nahm noch einige Umstellung­en vor – keine sollte fruchten, das Spiel war davor schon verloren worden. Insbesonde­re der Umgang einiger Spieler mit den Schiedsric­htern steht sinnbildli­ch für das Günzburger Manko an diesem Tag: Viel zu viel wurde sich über Sachen außerhalb des eigenen Wirkungskr­eises aufgeregt. Die eigene Leistung geriet zu oft aus dem Fokus. (zg)

VfL Günzburg Bieber, Rösch, Mendle; Bandlow (7/4), Pfetsch (3), Guckler, M. Jahn (3), S. Jahn, Buck (1), J. Hermann (5), Jensen (1), N. Hermann (2), Jäger

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 ?? Foto: Ernst Mayer ?? Unsanft auf dem Hosenboden gelandet sind die Günzburger Handballer (unser Foto aus dem Derby gegen Friedberg zeigt Nicolai Jensen) bei der bis dahin punktlosen TG Heidingsfe­ld. Für die Weinroten gilt es nun, aus der Partie zu lernen – und sie dann schnell abzuhaken.
Foto: Ernst Mayer Unsanft auf dem Hosenboden gelandet sind die Günzburger Handballer (unser Foto aus dem Derby gegen Friedberg zeigt Nicolai Jensen) bei der bis dahin punktlosen TG Heidingsfe­ld. Für die Weinroten gilt es nun, aus der Partie zu lernen – und sie dann schnell abzuhaken.

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