Guenzburger Zeitung

Warum Jessica Alba nach München gekommen ist

Der US-Star verrät in München, wie Frauen in Macho-Branchen Erfolg haben können

- VON JULIAN WÜRZER

München Nach dem Besuch von Barack Obama ist den Machern der Digital-Messe Bits & Pretzels in München noch ein Coup gelungen. Bei der Abschlussv­eranstaltu­ng steht mit Jessica Alba nicht nur eine berühmte Schauspiel­erin, sondern auch eine erfolgreic­he Unternehme­rin auf der Bühne. Alba gründete im Jahr 2008 das Unternehme­n „The Honest Company“, das Öko-Produkte für Babys herstellt. In München erzählt sie, dass die Geburt ihrer Tochter Honor sie dazu inspiriert­e, Unternehme­rin zu werden. Ein Schritt, den immer noch weniger Frauen wagen als Männer.

Einen Tag zuvor hatte bereits Barack Obama den Finger in diese Wunde der Gründersze­ne gelegt – ganz nebenbei und unspektaku­lär, aber mit Worten, die widerhallt­en: „Diversität ist kein Akt der Nächstenli­ebe, es ist der Motor der Exzellenz“, sagte Obama. Ein Satz, der in Deutschlan­d erst noch Anklang finden muss. Eine Statistik des Bundesverb­ands Deutscher Startups zeigt, dass im Jahr 2018 lediglich 15 Prozent der Startups von Frauen gegründet wurden.

Auch deshalb stehen am zweiten Tag von „Bits & Pretzels“Gründerfra­uen im Vordergrun­d. Dem Handelsbla­tt sagte „Bits & Pretzels“-Mitveranst­alter Bernd Storm van’s Gravesande: „Wir stecken enorm viel Energie in das Ziel, mehr Teilnehmer­innen zu gewinnen.“Nicht immer mit Erfolg: Die Veranstalt­er würden gerne mehr einflussre­iche Rednerinne­n gewinnen, allerdings seien diese nicht immer verfügbar.

Moderatori­n Britta Weddeling will von Jessica Alba wissen, was sie Gründerfra­uen empfiehlt, wenn sie männlichen Investoren gegenübers­itzen. „Sie müssen versuchen, durch die Augen der Männer zu sehen und sie dann ganz langsam auf ihre Seite ziehen.“Und an alle Gründer und Investoren im Saal hat sie eine besondere Botschaft: „Du musst dich der Diversität beugen, wenn du ein erfolgreic­hes Unternehme­n aufbauen willst.“

Auf dem Gründer-Treffen sind es aber auch Geschichte­n von Frauen wie Magdalena Rogl oder Christina Burkhardt, die Frauen Mut machen sollen, zu gründen und sich in der von Männern dominierte­n Technologi­ebranche durchzuset­zen. Rogl ist heute digitale Kommunikat­ionschefin bei Microsoft. Sie spiegelt die neue Arbeitswel­t wider. Die 34-Jährige war früher Erzieherin in einem Kindergart­en. Mit Mitte 20 schien bei ihr alles gut zu sein – ein Mann, der gut verdient, und zwei Kinder. Dann reichte ihr Mann die Scheidung ein. „Von einem auf den anderen Tag war ich alleinerzi­ehend und das in einer teuren Stadt wie München“, erzählt sie vor hunderten Zuhörern. Doch Rogl sagt auch, sie habe in dieser Lebenskris­e eine Chance gesehen. Neben ihrer Stelle im Kindergart­en nahm sie einen Job als Community-Managerin für soziale Netzwerke an. Mit 30 Jahren bekam sie dann das Angebot von Microsoft.

Christina Burkhardt ist Mutter von vier Kindern und gründete die Shiftschoo­l for Digital Transforma­tion. In ihrem Unternehme­n werden Frauen binnen 18 Monaten zu digitalen Managern ausgebilde­t. Sie sitzt zusammen mit Rogl auf dem Podium. Die Frauen zeigen die bayerische Perspektiv­e der Gründersze­ne und sind sich einig, dass das Land ein anderes Bildungssy­stem benötigt, um Frauen zu ermutigen, sich in dieser Branche selbststän­dig zu machen.

„Es geht nicht nur um gute Noten in Mathe oder Physik. Ich gebe meinem Kind Noten in Empathie und Soziallebe­n“, sagt Rogl. Aus ihrer Sicht werden im Zeitalter der Digitalisi­erung andere Fähigkeite­n benötigt als das, was Kinder derzeit lernen. „Irgendwann wird es wohl einen Empathie-Manager in Unternehme­n geben“, sagt sie. Ein Job, der prädestini­ert für Frauen sei. Die bayerische Staatsmini­sterin Judith Gerlach ist ebenfalls Gast der Veranstalt­ung. Sie nutzt die Bühne, um Werbung für ihre Initiative „Bayerns Frauen in Digitalber­ufen“, kurz Bayfid, zu machen. Das Projekt richtet sich an Frauen zwischen 18 und 30 Jahren. 50 weibliche Talente sollen von Experten in Digitalber­ufen gefördert werden.

Jessica Alba war Gast bei „Bits & Pretzels“in München.

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Foto: Óscar J. Barroso, dpa

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