Wie Kunden künftig gesünder einkaufen können
Ab dem kommenden Jahr soll ein neues Nährwert-Logo die Auswahl erleichtern
Augsburg Lange hat Julia Klöckner sich dagegen gesträubt, nun beugt sie sich dem Willen der Verbraucher: Die Bundesernährungsministerin will den sogenannten NutriScore einführen. Auf einer Pressekonferenz präsentierte Klöckner die Ergebnisse einer Umfrage unter Verbrauchern. Ihr Ministerium hatte vier unterschiedliche Kennzeichnungsmodelle von 1600 Menschen testen lassen. Der in Frankreich erfundene Nutri-Score, eine Art Lebensmittel-Ampel, schnitt demnach am besten ab. Klöckner kündigte an, dass bis 2020 die Voraussetzungen für das neue Logo stehen sollen.
Mit dem Siegel können Supermarkt-Kunden auf einen Blick erkennen, von welchen Lebensmitteln sie eher die Finger lassen sollten. Das System rechnet den Gehalt an Zucker, Fett und Salz sowie empfehlenswerte Inhaltsstoffe wie Proteine gegeneinander auf und gibt dann einen Gesamtwert an. Der Nutzer erkennt anhand einer fünfstufigen Skala von dunkelgrün bis rot, wie das Produkt in der Wertung abgeschnitten hat.
Ministerin Klöckner brachte die Verkündung der Neuigkeiten am Montag so schnell hinter sich, dass man fast vergessen könnte, wie lang sich das Ringen um die richtige Nährwertkennzeichnung in den vergangenen Jahren hingezogen hat. Der überwiegende Teil der Lebensmittelindustrie hat sich lange gegen ein Logo gestemmt, Verbraucherschutz-Aktivisten wie die Organisation Foodwatch forderten dagegen vehement die Einführung einer besseren Lebensmittel-Kennzeichnung. Auch Ärzte trommelten für ein einheitliches Logo, denn Übergewicht infolge von ungesunder Ernährung wird zum immer größeren Problem. Hierzulande gelten nach Angaben des Ernährungsministeriums 47 Prozent der Frauen, 62 Prozent der Männer und 15 Prozent der Kinder als übergewichtig – mit schwerwiegenden Folgen für die Gesundheit. Denn zu viel Zucker, Fett und Salz erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes.
Julia Klöckner selbst war allerdings lange eine der größten Kritikerinnen einer farbigen Nährwertkennzeichnung. Auch auf ihrer Pressekonferenz verhehlte die Ministerin nicht, dass sie den NutriScore nicht für perfekt hält. Er sage nichts darüber aus, wie gesund oder ungesund ein Lebensmittel ist, betonte Klöckner. Eines ihrer gerne zitierten Beispiele war in der Vergangenheit frischer Orangensaft, der aufgrund seines Zuckergehalts eine schlechte Bewertung bekommen könne – während Cola light deutlich besser abschneiden würde.
Mittlerweile klingt Klöckner aber ein wenig anders. Die zusätzliche Kennzeichnung könne helfen, „die gesunde Wahl zur einfachen Wahl zu machen“, sagte die Ministerin. Sie will nun noch im Oktober eine Verordnung auf den Weg bringen, die den Rechtsrahmen schafft, um das neue Logo zu verwenden. Wie viele Hersteller am Ende mitmachen, muss sich jedoch erst noch zeigen. Denn bindend soll das neue Logo nicht sein.