Guenzburger Zeitung

Rückschlag für von der Leyen

Gleich zwei Kandidaten abgelehnt

- VON DETLEF DREWES

Brüssel Für Ursula von der Leyen war dieser Montag kein Auftakt nach Maß. Zwar wurde die künftige Kommission­spräsident­in selbst bereits bestätigt. Doch schon vor dem gestrigen Start der Anhörungen ihrer künftigen Kommissare kam es zum Eklat. In der Vorwoche hatte der Rechtsauss­chuss des Europäisch­en Parlamente­s die beiden Kandidaten Laszlo Trocsanyi aus Ungarn und die Rumänin Rovana Plumb wegen „finanziell­er Interessen­konflikte“als „ungeeignet“abgewiesen. Von der Leyen intervenie­rte daraufhin bei Parlaments­präsident David Sassoli. Der holte den Ausschuss am Montagmorg­en erneut zusammen. Die Abgeordnet­en zeigten sich verärgert, weil ihnen „unterstell­t wurde, sie hätten die Bedeutung ihres Beschlusse­s nicht verstanden“, wie es ein Volksvertr­eter ausdrückte. Fazit: Die Zurückweis­ung der beiden Bewerber wurde bestätigt. Von der Leyen kündigte daraufhin gestern an, Budapest und Bukarest um Ersatz zu bitten. Der Amtsantrit­t am 1. November soll nicht riskiert werden.

Dafür lief es bei den ersten Anhörungen dann deutlich besser. Drei Stunden lang muss jeder Kandidat, der in den kommenden fünf Jahren als EU-Kommissar zur Führungsma­nnschaft zählen will, die Fragen der EU-Abgeordnet­en beantworte­n. Dabei stand am ersten Tag vor allem dieser Mann im Mittelpunk­t: Phil Hogan, 59 Jahre alt, schon bisher EU-Kommissar für Agrarpolit­ik. Im „Team Ursula“soll er das wichtige Handelsres­sort übernehmen. In Brüssel sprach man von einem echten Clou von der Leyens. Denn ausgerechn­et ein konservati­ver Ire, dessen Partei Fine Gael zur christdemo­kratischen Familie gehört, wird nach einem wie auch immer gearteten Brexit die Verhandlun­gen mit dem Vereinigte­n Königreich um einen Handelsver­trag führen. Hogan ist noch dazu für seine harte Haltung gegen den britischen Premiermin­ister Boris Johnson bekannt, dem er in der Vergangenh­eit vorhielt, „das Wohl Großbritan­niens den Parteiinte­ressen der Torys zu opfern“.

Hogan, so heißt es in Brüssel, sei ein harter Verhandler. Dies habe er bei den Abkommen der Union mit Japan und den Mercosur-Staaten gezeigt. An seiner Bestätigun­g gab es denn auch schon vor der abendliche­n Anhörung keine Zweifel.

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