Krause läuft zu Bronze
Die Deutsche holt für ihre Mannschaft die erste Medaille der WM. Über 3000 Meter Hindernis beeindruckt sie durch eine taktische Meisterleistung
Doha Gesa Felicitas Krause hat der deutschen Mannschaft die erste Medaille bei der Leichtathletik-WM in Doha beschert. Über 3000 Meter Hindernis gewann die 27-Jährige nach einem taktisch klugen Rennen Bronze. Erst auf der letzten Runde hatte sie sich immer weiter nach vorne geschoben und zog am letzten Wassergraben auch noch an Winfred Mutile Yavi vorbei. Im Ziel blieb die Uhr für Krause bei 9:03,30 stehen – deutscher Rekord. Gold ging an die Weltrekordhalterin Beatrice Chepkoech, die an der Spitze ein einsames Rennen gelaufen war.
Nach der Ehrenrunde sagte Krause, dass sie vor allem zu Beginn des Rennens kurz gehadert habe. „Ich war auf dem ersten Kilometer schon etwas unsicher, weil ich mich nicht besonders gut gefühlt habe. Ich dachte schon, das ist nicht mein Tag.“Aber ihr Trainer habe ihr immer wieder gesagt, „dass ich mich in Geduld üben muss, was mir nicht immer leicht fällt. Aber die Rennen werden hinten raus entschieden.“Mit dieser Einstellung hielt sie Kontakt zur Spitzengruppe. „Und hinten raus wurde ich dann lockerer.“Ihr Rezept dafür: Man müsse im Kopf manchmal einen Schalter umlegen, denn den anderen gehe es ja auch nicht besser. Umso größer war im Ziel die Freude. „Ich bin einfach nur mega glücklich, dass ich das geschafft habe.“
Im Vorfeld der WM hatte Krause keine Mühen gescheut, sich optimal auf Doha vorzubereiten. Seit Oktober 2018 trainierte sie durch, gönnte sich keinen freien Tag. Für Außenstehende sei das vermutlich schwer vorstellbar, kommentierte sie das lapidar. Auf den längeren Strecken sind diese Umfänge aber nötig, um in der Weltspitze zu bestehen. Dazu kamen mehrere Höhentrainingslager in Kenia, den USA, der Schweiz und Südafrika. Alles für dieses eine Rennen in Doha – und natürlich auch schon für jenes, das nächsten Sommer in Tokio stattfindet. Im August hatte die zweifache Europameisterin schon angedeutet, dass sich die ganze Plackerei gelohnt haben könnte, als sie in 9:07,51 Minuten einen neuen deutschen Rekord aufstellte.
Das erste Mal hatte sie aber schon 2015 auf sich aufmerksam gemacht. Damals holte sie in Peking völlig überraschend WM-Bronze. Zwei Jahre sorgte sie in London für eine große Portion Drama, als sie stürzte, sich wieder aufrappelte und noch auf Platz neun lief. In Erinnerung blieb das TV-Interview direkt danach, als sie Einblick in ihr Innerstes gewährte. „Es ist einfach ein schwerer Schlag, wenn man so viel opfert, so viele Wochen im Jahr von zu Hause weg ist und dann nicht das zeigen kann, was in einem steckt“, sagte sie mit Tränen in den Augen. In Doha hat sich all das Training ausgezahlt. Krause konnte allen zeigen, was in ihr steckt.
Andreas Kornes