Guenzburger Zeitung

Ansagen an den Juniorchef

Joshua Kimmich kritisiert die Auftritte des FC Bayern. Seine Vorgesetzt­en finden das forsche Auftreten des 24-Jährigen gut, fordern nun aber auch eine Reaktion des Allrounder­s

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London Karl-Heinz Rummenigge trat den London-Trip des FC Bayern mit ganz besonderer Neugierde an – und sehr klaren Ansagen. Der Münchner Vorstandsc­hef ist nicht nur gespannt auf die brandneue Arena von Tottenham Hotspur. In dem Milliarden-Bau muss das eigene, neuformier­te Ensemble um den neuen Fixpunkt Philippe Coutinho am Dienstag (21 Uhr, DAZN) gegen den letztmalig­en Finalisten nachweisen, ob es in Europa wieder Titelambit­ionen anmelden darf. „Ich bin schon neugierig. Es wird sicherlich ein sehr anspruchsv­olles Spiel werden, ein schwerer Prüfstein für uns“, sagte Rummenigge am Montag und formuliert­e die Zielsetzun­g für das Topspiel in Gruppe B: „Wir wollen idealerwei­se nach dem Spiel weiter Tabellenfü­hrer sein.“

Englands Topklubs sind aktuell der Maßstab in Europa, auch wenn Tottenham zum Auftakt nur 2:2 gegen Olympiakos Piräus spielte. Nach dem kollektive­n Achtelfina­lK.o. des Bundesliga-Trios Bayern (gegen Liverpool), Dortmund (gegen Tottenham) und Schalke (gegen Manchester City) in der vergangene­n Spielzeit geht es für den deutschen Meister auch darum, den Ruf der Bundesliga internatio­nal aufzupolie­ren. Dafür werden die Bayern freilich anders auftreten müssen als beim nachlässig­en 3:2-Erfolg am Wochenende in Paderborn. „Da hat schon einiges gefehlt, um in London zu bestehen. Da muss man nicht groß herumreden“, betonte Rummenigge. „Ich hoffe, dass wir in der Champions League unser Spiel von der ersten Minute an spielen werden“, so Robert Lewandowsk­i. Das Duell des Torjägers mit TottenhamG­oalgetter Harry Kane könnte spielentsc­heidend werden. „Es sind vielleicht die beiden besten Mittelstür­mer der Welt im Moment“, bemerkte Rummenigge: „Jeder ist für seine Mannschaft fast überlebens­notwendig. Ich hoffe, dass Robert das eine Tor mehr gelingt als Harry Kane.“

Neugierde weckt zudem, ob Coutinho Bayerns Offensivsp­iel auch im ersten großen Europa-Test entscheide­nd prägen kann. Rummenigge ist optimistis­ch: „Er wird sogar noch besser werden in den nächsten Wochen, weil er jetzt in die beste körperlich­e Verfassung kommt.“

Einen Münchner Profi rückte der Bayern-Chef dann noch neben Coutinho und Lewandowsk­i in den Fokus: Joshua Kimmich. Der Nationalsp­ieler profiliert sich gerade als schärfster interner Kritiker. „Wir laufen so ein bisschen unserem Anspruch hinterher“, monierte der Juniorchef trotz der Eroberung der Tabellenfü­hrung in der Bundesliga und formuliert­e klare Ansprüche für London. „Ein Champions-LeagueAben­d gegen Tottenham in London ist etwas Besonderes. Da können wir mal wieder ein Ausrufezei­chen setzen, dass wir internatio­nal noch auf der Bildfläche sind. Und das wollen wir auf jeden Fall machen.“Kimmichs Worte sind in der Münchner Chefetage vernommen worden. Und Rummenigge reagierte mit einer Forderung an den 24-Jährigen: „Wenn man kritisch ist, muss man die Flagge in die Hand nehmen, nach oben halten – und alle müssen demjenigen hinterherr­ennen. Dann muss er auch große Leistungen liefern, den Anspruch muss er jetzt an sich selbst haben.“Als Bezugsgröß­e für Kimmich wählte Rummenigge die „älteren Herren“Neuer, 33, und Lewandowsk­i, 31. „Die sind da gute Vorbilder auch für Joshua“, urteilte der Vorstandsv­orsitzende.

Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic urteilte in die gleiche Richtung: „Wer die Klappe aufmacht, muss natürlich auch vorneweg marschiere­n. Das tut er auch.“Grundsätzl­ich befürworte­te er das klare Auftreten von Kimmich. „Ich mag ja Spieler, die was sagen, die Verantwort­ung übernehmen. So ist der Josh.“

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Foto: Friso Gentsch, dpa Joshua Kimmich ist der Überzeugun­g, dass seine Mannschaft ein wenig dem eigenen Anspruch hinterherl­äuft.

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