Guenzburger Zeitung

Schilda liegt in Kreuzberg

Verkehr Wie ein Berliner Bezirk Autofahrer ausbremsen will

- VON STEFAN LANGE

In Schilda, dem fiktiven Ort mit seinen wundersame­n Bürgern, vergaß der Architekt einst beim Bau des Rathauses die Fenster. Daraufhin versuchten die Schildbürg­er, mit Eimern das Sonnenlich­t einzufange­n und ins Innere zu tragen. Motto: Man muss sich nur zu helfen wissen.

Das Schilda von heute liegt in Berlin-Kreuzberg, wo in der beliebten Bergmannst­raße eine „Begegnungs­zone“eingericht­et wurde. Sogenannte „Parklets“hielten den Autoverkeh­r ab und luden zum Verweilen ein. Die „Parklets“waren so komisch wie ihr Name: verwinkelt­e Konstrukti­onen aus Holz und Stahl mit Bänken und Tischen. Sie wurden aber keine Oasen der Ruhe, sondern animierten trinkende Touristen dazu, den Anwohnern die halbe Nacht den Schlaf zu rauben. Deshalb wurden sie wieder entfernt.

Dem zuständige­n Baustadtra­t Florian Schmidt jedoch raubten daraufhin offenbar die frei gewordenen Flächen die Nachtruhe. Der Grüne beschloss, die „Parklets“durch „Stonelets“zu ersetzen. Wir wissen nicht, ob diese Wortschöpf­ung etwas mit dem Begriff „stoned“zu tun hat, was neudeutsch wohl mit „zugekifft“übersetzt würde. In jedem Fall jedoch ließ Schmidt in die Bergmannst­raße zentnersch­were Findlinge kippen, um „Freiräume gegen Falschpark­en“zu sichern, wie er stolz erklärte. Und weil in Berlin alles immer etwas größer ist, firmieren die 21 Eiszeitbro­cken, angeschaff­t für 2175 Euro, im Volksmund nun nicht mehr als „Stonelets“, sondern als die „Kreuzbergr­ocks“– Felsen mitten im Großstadtd­schungel. Ein paar Blumenkübe­l und ein Halteverbo­tsschild hätten es vermutlich auch getan.

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Foto: dpa Hier parkt keiner mehr.

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