Wie kommt der Kuchen in den Tee?
Ernährung Viele Teesorten tragen oft klangvolle Namen und sollen etwa wie Apfelstrudel schmecken. Das beutetet aber auch, dass Aromen zugesetzt wurden. Deren Inhaltsstoffe sind oft ein Geheimnis
Wird es draußen allmählich kühler, wächst im Supermarkt das Angebot an wärmenden Teesorten. Sie tragen oft klangvolle Namen und schmecken angeblich nach Köstlichkeiten wie Apfelstrudel oder Erdbeerkäsekuchen, nach gebrannten Mandeln oder roter Grütze. Schaut man auf die Zutatenliste solcher Produkte, findet sich da – wenig überraschend – kein Kuchen, sondern meist eine Früchteteemischung. Üblich dafür sind etwa Äpfel, Hagebutten, Hibiskus oder auch Rooibos.
Für den besonderen Geschmack bedarf es der Hilfe von zugesetzten Aromastoffen. Woraus die sich genau zusammensetzen, bleibt ein Geheimnis. Trotzdem gibt die Zutatenliste wertvolle Informationen. Steht zum Beispiel das Erdbeeraroma bereits an zweiter Stelle der Zutatenliste, die Erdbeeren aber an letzter Stelle, bedeutet das, dass sie nur zu einem kleinen Anteil im Tee enthalten sind. Der Erdbeergeschmack stammt folglich aus dem Aroma und nicht aus der Frucht.
Wer möchte, dass das Aroma zumindest aus Erdbeeren stammt, muss auf die Bezeichnung „natürliches Erdbeeraroma“achten. Nur stammen die verwendeten Aromastoffe tatsächlich zu 95 Prozent aus Erdbeeren. Die restlichen fünf Prozent dürfen zur Abrundung oder Stabilisierung des Geschmacks auch aus anderen Quellen stammen. Steht nur „natürliches Aroma“in der Angabe, können beliebige pflanzliche, tierische oder mikrobielle Ausgangsstoffe für die Herstellung verwendet werden.
Ein Tee, der wie eine Kuchensorte heißt, soll auch ein wenig süßlich schmecken. Das lässt sich durch die richtige Mischung von Früchten und Aromen erreichen, in manchen Früchteteemischungen sind zu diesem Zweck Steviablätter zugesetzt. Auch Früchtetees speziell für Kinder können diese Blätter enthalten. Stevia, auch Süßblatt oder Honigkraut genannt, ist eine Staude aus Südamerika mit stark süß schmeckenden Blättern. Eigentlich gelten solche Lebensmittel als neuartiges „Novel Food“und benötigen eine Zulassung, bevor sie in der EU vermarktet werden dürfen. Da aber Steviablätter schon seit etlichen Jahren auch hierzulande in Teemischungen verwendet werden, ist dies auch ohne ausdrückliche Zulassung erlaubt.
Manchmal finden sich in Teemischungen auch Frucht- oder Fruchtsaftgranulate. Das sind Zuckerkristalle wie Maltodextrin, auf die beispielsweise Kirschsaft aufgedann sprüht wird. Das Ganze schmeckt ein bisschen süß und ein bisschen nach Frucht, ohne dass tatsächlich viel Kirsche enthalten ist.
Dabei lassen sich interessante neue Geschmacksrichtungen auch ohne Tricks aus dem Lebensmittellabor kreieren. Teemischungen mit Gewürzen wie Pfeffer, Ingwer, Zimt oder Kardamom zum Beispiel sorgen für besonders kräftiges Aroma. Mischungen mit Kräutern wie Zitronengras, Minze oder Zitronenverbene ergeben frische, spritzige Geschmacksnoten, getrocknete Orangen- und Zitronenschalen schmecken fruchtig-frisch.
Wichtig für die Zubereitung ist, Tee immer mit frisch aufgekochtem Wasser zuzubereiten. Das hilft bei der Geschmacksentwicklung und ist gleichzeitig eine Hygienemaßnahme.