Guenzburger Zeitung

Immer tapfer lächeln

Während der Woche fertigt der Meister Tottenham ab, im eigenen Stadion gibt es aber eine 1:2-Pleite gegen Hoffenheim. Der Wiesn-Besuch gerät damit zur lästigen Pflicht

- VON FLORIAN EISELE SC Amiens – Olympique Marseille PSG Paris – SCO Angers HSC Montpellie­r – AS Monaco FC Nantes – OGC Nizza FC Toulouse – Girondins Bordeaux FCO Dijon – Racing Straßburg Stade Brest – FC Metz OSC Lille – Olympique Nimes Stade Rennes – Stad

München Es schien alles perfekt angerichte­t für den FC Bayern: Nach der Sternstund­e gegen Tottenham unter der Woche sollte am Samstag mal eben schnell der Außenseite­r aus Hoffenheim in der heimischen Arena abgefertig­t werden, bevor es am Sonntag auf die Wiesn ging. Dass die TSG, die bis dato nur fünf Punkte geholt hatte und zwei der jüngsten drei Spiele mit 0:3 verloren hatte, nur ein etwas besserer Sparringsp­artner sein würde, bezweifelt­e niemand so richtig – auch wenn Bayern-Trainer Niko Kovac noch fast flehentlic­h drum gebeten hatte, den Gegner doch bitteschön ernst zu nehmen. Die Warnungen des Trainers verhallten offenbar ungehört: Der Champion FC Bayern stürzte über den Außenseite­r aus Hoffenheim – und der obligatori­sche Besuch auf dem Oktoberfes­t geriet damit zur lästigen Pflichtver­anstaltung. Niko Kovac ließ sich zwar mit Hasan Salihamidz­ic und Karl-Heinz Rummenigge ablichten, der Unmut über die Blamage am Samstag war dem Coach aber deutlich anzumerken.

Bei der 1:2-Niederlage machte sich einer einen Namen, den ebenfalls keiner auf der Rechnung hatte: Sargis Adamyan traf doppelt und düpierte bei seinen Treffern die Bayern-Abwehr. Der zwischenze­itliche Ausgleich durch Lewandowsk­i wurde zur Randnotiz: Es war der 16. Treffer des Polen im 17. Spiel gegen TSG-Keeper Oliver Baumann. Dass Jérôme Boateng sich von Adamyan zweimal tunneln ließ, obwohl sein Torwart Manuel Neuer ihn schon nach dem ersten Gegentreff­er gebeten hatte, die Beine zu schließen, passt zum Vorwurf, den sich die Bayern machen lassen müssen: Sie schienen den Gegner nicht ernst genommen zu haben.

Neuer selbst widersprac­h dieser Sichtweise am Sky-Mikro: „Die Motivation war da, sie war die ganze Woche über da.“Etwas anders sah die Sache der Bayern-Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic. In der Mixed Zone nach dem Spiel betonte der 42-Jährige: „Von Beginn an haben es nicht geschafft, vielleicht auch die richtige Einstellun­g zu bringen.“Dass man nun mit einer Niederlage in die Länderspie­lpause gehe, tue weh, so Salihamidz­ic. Weil Mönchengla­dbach am Sonntag das Spiel gegen den FC Augsburg gewann, ist der FC Bayern mittlerwei­le auch die Tabellenfü­hrung los.

Für Niko Kovac bedeutete die überrasche­nde Niederlage das Ende einer vereinsint­ernen Rekordjagd: Wäre die Partie gegen die TSG nicht verloren gegangen, wäre es das 21. Bundesliga­spiel in Folge gewesen, das der FC Bayern ungeschlag­en beendet hätte. Damit wäre Kovac mit dem von der Vereinsfüh­rung ungleich höher geschätzte­n Pep Guardiola gleichgezo­gen, der ebenfalls 21 Spiele lang ungeschlag­en blieb. Gegen den FC Augsburg hätte sich Kovac sogar die alleinige Rekordmark­e holen können. Hätte.

Stattdesse­n gab es schon kurz vor dem Spielbegin­n eine bittere Nachricht aus der medizinisc­hen Abteilung des Rekordmeis­ters: David Alaba fällt mit einem Haarriss im Rippenbere­ich auf unbestimmt­e Zeit aus, erlitten hat der Österreich­er diese Verletzung gegen Tottenham. Weil Lucas Hernández Schmerzen in seinem operierten Knie verspürt, fällt auch der zweite Linksverte­idiger mit Weltklasse­format aus. Gegen Hoffenheim spielte Pavard links hinten. Gut möglich, dass Kovac noch öfter improvisie­ren muss. Ärger droht zudem, wenn Hernández gegen den Willen der Bayern zur Nationalel­f reisen muss.

Die Personalso­rgen trugen nicht dazu bei, die Stimmung von Kovac zu heben – am meisten ärgerte den Kroaten aber die Niederlage, wie er betonte: „Ich hätte mir mehr Entschloss­enheit erwartet.“Hatte Kowir vac zuletzt noch freudig betont, welchen Entwicklun­gssprung seine Mannschaft hingelegt hatte, kommt die unnötige Niederlage gegen biedere Hoffenheim­er einem heftigen Systemabst­urz gleich. Diese Niederlage wird in der Länderspie­lpause wie ein bitterer Nachgeschm­ack am FC Bayern haften – das weiß auch Trainer Kovac, der betonte: „Der letzte Eindruck ist immer der, der bleibt. Wir können uns nichts dafür kaufen, was in London war.“

Neuer – Kimmich, Süle, Boateng, Pavard – Thiago, Tolisso (60. Perisic) - Coman (60. Müller), Philippe Coutinho, Gnabry – Lewandowsk­i

Baumann – Posch, Akpoguma, B. Hübner, Skov – Grillitsch (67. Nordtveit) – Kaderabek (62. Stafylidis), Rudy, Geiger, Bebou – Adamyan (81. Bicakcic) 0:1, 1:2 Adamyan (54., 79.), 1:1 Lewandowsk­i (73.),

75 000 Stieler LIGUE 1 FRANKREICH

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Foto: Stefan Matzke, Paulaner Es gab schon Zeiten, in denen beim FC Bayern leidenscha­ftlicher gefeiert wurde. Am Tag nach der Niederlage mussten Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic, Trainer Niko Kovac und Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge im Bierzelt die Maßkrüge stemmen. Richtig zum Feiern zumute scheint Kovac aber nicht zu sein.

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