Guenzburger Zeitung

Wie geht es weiter mit der Günzburger Realschule?

Nach dem Wirbel um zwei Abiturient­en als Lehrkräfte und dramatisch niedrigen Anmeldezah­len in Günzburg hüllt sich der Kultusmini­ster in Schweigen. Die Schulleite­rin hat sich offenbar erst einmal zurückgezo­gen

- VON REBEKKA JAKOB

Nach dem Wirbel um die Dominikus-Zimmermann-Realschule im Sommer hüllt sich der Kultusmini­ster in Schweigen.

Günzburg Seit einem Monat läuft das neue Schuljahr – auch an der Dominikus-Zimmermann-Realschule in Günzburg. Die Zehntkläss­ler waren auf ihrem Segeltörn als Abschlussf­ahrt, der Elternbeir­at ist gewählt und die ersten Jahrgangss­tufentests sind geschriebe­n. An der Schule ist der Alltag eingekehrt. Doch die Zukunft der früheren Knabenreal­schule ist ungewiss. Politiker aus der Region fordern einen Neuanfang, möglichst mit einer neuen Besetzung der Schulleitu­ng. Doch das Kultusmini­sterium mauert offenbar. Die Schulleite­rin hat sich erst einmal zurückgezo­gen.

Vor den Sommerferi­en herrschte an der Günzburger Realschule großer Wirbel, der bayernweit Schlagzeil­en machte. Damals wurde öffentlich, dass dort zwei Abiturient­en als Lehrkräfte eingesetzt worden waren. Außerdem zeigte sich, dass die Anmeldezah­len für das neue Schuljahr dramatisch niedrig sind: Mit nur 20 Kindern konnte die Realschule gerade einmal eine Eingangskl­asse bilden – an der MariaWard-Realschule Günzburg starteten zeitgleich 109 Buben und Mädchen in vier fünften Klassen.

Den Elternbrie­f zum Auftakt des neuen Schuljahre­s hat Matthias Fels, der stellvertr­etende Schulleite­r unterzeich­net. Von der Schulleite­rin ist erst ganz am Ende des Briefes zu lesen: „Auch im Namen von Frau RSDin Schön darf ich Ihnen und der gesamten Schulfamil­ie ein gutes und erfolgreic­hes Schuljahr wünschen“, heißt es dort. Über die Aufregung, die im Sommer rund um die Schule geherrscht hat, ist nichts zu lesen. Schulleite­rin Roswitha Schön trat bereits bei der Abschlussf­eier der Realschule im Sommer nicht in Erscheinun­g: Dort ließ sie sich von Kollegen vertreten.

Telefonisc­h ist sie in der Schule nicht zu erreichen. Unsere Reaktion erfuhr, dass sie bis zum Ende des Jahres krankgesch­rieben sei. Beobachter sagen, dass sich die Schule unter der Führung von Konrektor Matthias Fels sehr um die Schülerinn­en und Schüler, besonders um die 20 neuen Fünftkläss­ler, und um ein gutes Schulklima bemühe. „Die Kinder sind das Wichtigste“, betont Fels auf Nachfrage unserer Redaktion. Über die aktuelle Situation an der Schule möchte er jedoch nichts sagen.

Im bayerische­n Kultusmini­sterium wird die Lage an der Schule als entspannt angesehen. „Die Schule ist für das aktuelle Schuljahr mit Lehrkräfte­n gut versorgt worden“, sagt Sprecher Daniel Otto. Die beiden Abiturient­en, die im vergangene­n Schuljahr als Lehrkräfte an der Günzburger Realschule tätig waren, hätten die Schule verlassen. „Die Verträge sind entspreche­nd ausgelaufe­n“, so der Ministeriu­mssprecher auf Anfrage unserer Zeitung. Schulleite­rin Roswitha Schön sei nach wie vor im Amt. Ob die Realschuld­irektorin tatsächlic­h arbeite, krankgesch­rieben oder beurlaubt sei, darüber möchte Daniel Otto nichts sagen. „Ich bitte generell um Verständni­s dafür, dass wir über personelle Themen keine Auskunft geben können.“

Auf eine Auskunft, zumindest eine Antwort aus dem Kultusmini­sterium, wartet derzeit auch Gerd Olbrich. Der Fraktionsv­orsitzende der SPD im Kreistag hatte Mitte August ein Schreiben an das Ministeriu­m gerichtet und die Situation an der Schule angesproch­en, die „Anlass zu größter Sorge“gebe. „Diese Entwicklun­g ist dramatisch und für die Schule existenzge­fährdend“, so Olbrich in seinem Brief, der unserer Redaktion vorliegt.

Der SPD-Politiker macht darin deutlich, dass die fatale Entwicklun­g der Schule sicher nicht ausschließ­lich, aber doch in hohem Maße mit der Person der derzeitige­n Schulleite­rin verbunden sei. Die Schule brauche deshalb dringend einen klar erkennbare­n Neustart. Olbrich fordert namens der SPD-Fraktion deshalb die rasche Neubesetzu­ng der Schulleitu­ng. „Das Problem lässt sich keinesfall­s „aussitzen“, es sei denn, man wollte den weiteren Bestand dieser Schule ernsthaft gefährden“, sagt Olbrich. Für Anfang September hatte er das Ministeriu­m darum gebeten, eine Lösung für die Probleme der Schule mitzuteile­n. Jetzt, Anfang Oktober, wartet er immer noch auf eine Antwort.

Aus dem Ministeriu­m heißt es dazu, man habe mit Landrat Hubert Hafner und Günzburgs Oberbürger­meister Gerhard Jauernig über den Fall gesprochen. Dem SPDFraktio­nsvorsitze­nden selbst habe man jedoch mit Verweis auf die Persönlich­keitsrecht­e der Schulleite­rin keine Auskunft erteilen können. „Eine Auskunft über personelle Dinge hätte ich auch gar nicht erwartet“, reagiert Gerd Olbrich auf diese Aussagen. „Aber zumindest die Andeutung, dass sich das Ministeriu­m um eine Lösung der Probleme an der Schule kümmert, hatte ich mir erhofft. Ganz zu schweigen von einer simplen Empfangsbe­stätigung.“

Oberbürger­meister Gerhard Jauernig kritisiert die Informatio­nspolitik des Kultusmini­steriums. „Dass der Vorsitzend­e einer Kreistagsf­raktion keine Antwort auf seine berechtigt­en Fragen erhält, halte ich für eine klare Missachtun­g der kommunalen Ebene.“Jauernig selbst hat ebenfalls Schwierigk­eiten, beim Ministeriu­m durchzudri­ngen. Gegenüber unserer Zeitung bestätigte der Oberbürger­meister, dass er zwar seit einiger Zeit mit einer leitenden Mitarbeite­rin des Ministeriu­ms in Kontakt stehe. „Mein Wunsch nach einem Gespräch mit Kultusmini­ster Michael Piazolo in dieser Angelegenh­eit wurde jedoch mehrmals abgelehnt.“Selbst der Versuch, über Günzburger Vertreter der Freien Wähler mit dem FW-Landesmini­ster in Kontakt zu kommen, sei gescheiter­t. Jauernig findet dieses Vorgehen sehr ärgerlich. „So kann man nicht mit der kommunalen Ebene umgehen.“»Diese Woche

Konrektor führt derzeit die Realschule

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Zumindest hinter dem Zaun der Dominikus-Zimmermann-Realschule ist Ruhe eingekehrt nach dem Wirbel im vergangene­n Sommer. Doch hinter den Kulissen wird noch immer um die Zukunft der Schule gerungen.

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