Breaking Bad geht weiter
Nach sechs Jahren kehrt die Streaming-Erfolgsserie zurück – mit dem zweistündigen Film „El Camino“, natürlich auf Netflix
Jesse Pinkman (Aaron Paul) ist auf der Flucht. Gezeichnet von Folter und Sklaverei unter einer NaziGang, die ihn missbrauchte – physisch wie psychisch. Damit beginnt „El Camino“dort, wo die bei uns durch Netflix populär gewordene Serie „Breaking Bad“vor sechs Jahren endete.
Überraschend war es damals, dass Serienschöpfer Vince Gilligan ankündigte, die Erfolgsserie mit einem zweistündigen Film als Nachklapp fortzusetzen. Und genauso ist die Handlung dieses Streifens jetzt auch. Zwar lässt sich in wenigen Worten sagen, worum es geht. Den Spielfilm dann zu sehen ist aber etwas ganz anderes. Von der ersten Sekunde an fühlt sich alles wie „Breaking Bad“– und sieht auch so aus. Die gewohnten Zeitraffer-Aufnahmen, die Musik, die Kameraeinstellungen – das ist „Breaking Bad“.
Kurz zur Handlung: Die Serie endet im Hauptquartier der NaziGang, die Pinkman entführt und als Sklave die Droge Crystal Meth kochen ließ. In der letzten Folge wird er von seinem alten Partner Walter White (Bryan Cranston) fulminant befreit. Pinkman flüchtet mit einem Chevrolet El Camino vor der Polizei. Interessanter Nebenaspekt: El Camino heißt auf Deutsch „die Straße“.
Zuflucht sucht er bei seinen alten Freunden Badger (Matt L. Jones) und Skinny Pete (Charles Baker). Doch Ruhe ist ihm nicht gegönnt. Da wird in Wohnungen eingebrochen, Menschen werden bedroht, es wird mit Gangstern verhandelt und eine Lösung für Jesses Dilemma gesucht. Immer wieder treiben Rückblenden die Geschichte an und bieten einigen lieb gewordenen – aber bereits in der Serie verstorbenen – Charakteren einen Kurzauftritt.
Aaron Paul als Pinkman liefert eine herausragende Leistung. Zeigt sich mal gebrochen, mal überzeugt, einen Ausweg zu finden. Die Spannung bleibt bis zum Ende auf hohem Niveau. Das ist jedenfalls beeindruckend, wenn man bedenkt, dass Netflix diesen Film für ein relativ schmales Budget von sechs Millionen Dollar produzierte.
Zwei Probleme gibt es jedoch: Zuschauer ohne Vorwissen von „Breaking Bad“werden weder die Handlung noch die Anspielungen verstehen. Und: Der Streifen fühlt sich wie eine einzige lange Folge der Serie an. Manch einen könnte das stören, jedoch wäre diese Folge eine der besten in der gesamten Serie gewesen. Regie führt der Serienschöpfer Gilligan selbst.
Abschließend ein Wort zur Veröffentlichung. Sie erfolgte eher unspektakulär auf dem Streamingdienst Netflix am Freitag. Eine Premiere im Wohnzimmer sozusagen. Doch da war ja „Breaking Bad“auch schon zu Hause.
OEl Camino, 122 Minuten, Netflix, Regie Vince Gilligan. Mit Aaron Paul und Johnathan Banks.