Guenzburger Zeitung

Lauf, Eliud, lauf!

Was es braucht, einen Marathon unter zwei Stunden zu schaffen

- VON MARCO SCHEINHOF

Mike Joyner hatte es bereits 1991 geahnt. Damals hatte der US-Mediziner berechnet, dass ein Mensch einen Marathon unter zwei Stunden bewältigen könne. 1:57:58 Stunden sei die Zeit, die möglich ist. Unter besten Konditione­n bei einem idealen Läufer. Lange hat es gedauert, bis die perfekte Mischung gefunden war. Laborbedin­gungen in Wien, ein Eliud Kipchoge – schon läuft es.

Gut, ein paar Tempomache­r waren nötig, die den Kenianer über die 42,195 Kilometer halfen. Eine Strecke, die neu asphaltier­t worden war, flach verlief und durch Bäume geschützt war. Zudem studierten die Veranstalt­er den Wetterberi­cht und legten daraufhin die Startzeit auf den Samstagmor­gen. Dass es nur neun Grad warm war und die Luftfeucht­igkeit relativ hoch, entsprach nicht den Wünschen. Egal. Kipchoge hat trotzdem Grenzen verschoben. Er hat gezeigt: Alles ist möglich! Erst recht, wenn hinter einem begabten Läufer eine Vielzahl von Wissenscha­ftlern monatelang an der Detailplan­ung sitzt. Die Bedeutung von Kipchoges Lauf vergleiche­n viele Experten sogar mit der Mondlandun­g. Viele kleine Schritte für den Kenianer, ein großer Schritt für die Menschheit. Nun stellt sich die Frage, was Kipchoges Leistung aber tatsächlic­h bringt. Dem Chemiekonz­ern, der ihn unterstütz­te, eine Menge Aufsehen. Dem Athleten Heldenstat­us, wie Sie im Sport lesen können. Was nun noch kommen kann? Schließlic­h blieb Kipchoge mit seinen 1:59:40 Stunden weit über der von Joyner prognostiz­ierten Zeit. Da muss also noch mehr gehen. Vielleicht einfach mehr Gefälle in die Strecke einbauen, ausschließ­lich für Rückenwind sorgen und den 34-Jährigen noch mehr von seinen ohnehin nur 57 Kilogramm Gewicht verlieren lassen. Dann kann er im Zweifel ins Ziel fliegen.

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Foto: dpa

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