Guenzburger Zeitung

Ermordete er seine Ehefrau?

Landwirt aus dem Kreis Donau-Ries steht vor Gericht

- VON VERENA MÖRZL

Wallerstei­n Mehr als ein Jahr ist vergangen, seitdem eine Frauenleic­he auf einem Bauernhof in einem Rieser Dorf gefunden wurde. Die 51-Jährige soll in der Nähe der Güllegrube gelegen haben. Ein großer Einsatz von Feuerwehr und Polizei beunruhigt­e die Bürger, doch sie werden kaum geahnt haben, welche Tragödie sich wohl auf dem Hof abgespielt hat.

Die Kriminalpo­lizei Dillingen nahm die Ermittlung­en auf. Eine Obduktion ergab schließlic­h, dass die Frau nicht auf natürliche Weise gestorben ist. Wenige Tage später geriet der Ehemann der Landwirtin und Vater der drei Kinder unter Verdacht. Die Staatsanwa­ltschaft sprach zunächst von Totschlag, der Ehemann wurde in die Justiz-Vollzugsan­stalt nach Gablingen (Landkreis Augsburg) gebracht. Bürger des Wallerstei­ner Ortsteils Birkhausen (Landkreis Donau-Ries) waren bestürzt – ein ganzes Dorf trauerte. Bürgermeis­ter Joseph Mayer sagte damals gegenüber unserer Zeitung, dass es den Menschen vor Ort ein Bedürfnis sei, den Fall aufzukläre­n.

Die Ermittlung­en kamen nur langsam voran. Informatio­nen über den Tathergang gab es nicht. Die Frau soll mit Gülle beschmiert gewesen sein, hieß es. Aber sie sei nicht in der Güllegrube gefunden worden. Die Ermittlung­en wurden immer umfangreic­her. Die Bereitscha­ftspolizei unterstütz­te die Beamten, eine Drohne flog über das landwirtsc­haftliche Anwesen, um Aufnahmen zu machen.

Im Oktober sagte der Ehemann schließlic­h aus. Auf Nachfrage unserer Zeitung sagte Staatsanwa­lt Matthias Nickolai, dass der Ehemann die Tat nicht einräume. Er habe jedoch Angaben zum Sachverhal­t gemacht. Konkreter wurde Nickolai nicht. Der Tatverdäch­tige blieb in

Zuerst war von Totschlag die Rede, dann von Mord

Untersuchu­ngshaft.

Mitte April 2019 erhob die Staatsanwa­ltschaft Augsburg Anklage – aber nicht wegen Totschlags, sondern wegen Mordes. Der Landwirt soll seine Frau mit Schlägen gegen den Kopf getötet haben, hieß es. Die Ergebnisse der Obduktion hätten zu diesem Schluss geführt. Die Staatsanwa­ltschaft begründet die Anklage gegen den Rieser Landwirt mit dem Mordmotiv Habgier. Darin liegt auch der Unterschie­d zum Totschlag. Erst mit einem Mord-Merkmal wird Totschlag zu Mord. Oberstaats­anwalt Nickolai sagte, dass der Angeklagte befürchtet haben soll, Geld zu verlieren. Demnach hätte der Mann wegen einer bevorstehe­nden Trennung das gemeinsam ersparte Vermögen in Höhe von mehr als 130 000 Euro nicht für sich allein beanspruch­en können.

Nach diesen Vorwürfen äußerte sich erstmals die Verteidigu­ng. Rechtsanwä­ltin Martina Sulzberger sagte: „Unser Mandant beteuert weiter die Unschuld am Tod seiner Frau.“Die Mordvorwür­fe sollten daran nichts ändern, teilte sie weiter mit. Die Theorie der Staatsanwa­ltschaft sei „abenteuerl­ich“, hieß es in einer Pressemitt­eilung der Kanzlei „Witting, Conzen & Kollegen“aus München. Sulzberger vertritt den Rieser zusammen mit ihren Kollegen Carolin Arnemann und Nico Werning. Mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln wollen sie für die Freiheit des 54-Jährigen kämpfen, erklärten sie gegenüber Medien. Die Juristen rechneten mit einem langen Indizienpr­ozess und sollten recht behalten.

Bis Januar sind 16 Verhandlun­gstage geplant. Prozessauf­takt vor dem Landgerich­t Augsburg ist am Dienstag.

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