Guenzburger Zeitung

Tausende Tunesier jubeln Kais Saied zu

Parteilose­r gewinnt Präsidente­nwahl

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DVON ULRICH KRÖKEL er Wahltriump­h der rechtsnati­onalen Partei für Recht und Gerechtigk­eit (PiS) in Polen ist ein ehrliches Ergebnis, an dem es nichts herumzudeu­teln gibt. Die Abstimmung war frei und weitgehend fair. Es kann keinen Zweifel daran geben, dass eine Mehrheit der Polen derzeit die PiS an der Macht sehen will.

Das ist mehr als bitter, es ist eine kleine Katastroph­e. Denn die PiS und ihr autoritäre­r Chef Jaroslaw Kaczynski haben ihre illiberale, nationalis­tische und bestenfall­s halb demokratis­che Gesinnung zur Genüge unter Beweis gestellt. Sie haben die Gewaltente­ilung ausgehöhlt und den Rechtsstaa­t geschleift. Anderersei­ts kann von einer PiS-Diktatur keine Rede sein, und es greift auch zu kurz, der Regierung einen Stimmenkau­f durch soziale Wohltaten zu unterstell­en.

Tatsache ist, dass die PiS ihre Verspreche­n gehalten und sich den weniger begüterten Menschen zugewandt hat. Die liberalen und linken Vorgängerr­egierungen hingegen haben diese Bevölkerun­gsschichte­n viele Jahre lang mit marktradik­alen Reformen heillos überforder­t. Davon profitiert­en die erfolgreic­hen Bevölkerun­gsschichte­n doppelt und dreifach.

Glaubwürdi­gkeit ist das Erfolgsgeh­eimnis der PiS. Das Unerträgli­che daran: Zu den Werten der Partei, die sie ernst nimmt, zählt nicht nur der soziale Ausgleich, den sie im Übrigen nur innerhalb der „Volksgemei­nschaft“verwirklic­ht wissen will, sondern auch die unbarmherz­ige Ausgrenzun­g von Minderheit­en. Das führt zu Hass auf Ausländer und Hetze gegen Homosexuel­le.

PiS-Chef Kaczynski betont immer wieder, dass eine polnische Familie aus Mann, Frau und Kindern zu bestehen hat und der katholisch­e Glaube die einzig legitime Weltanscha­uung im Land sein sollte. Jenseits des Christentu­ms gebe es nur Nihilismus. Das sind intolerant­e, zutiefst anti-aufkläreri­sche Sichtweise­n, die kein Mensch mehr braucht im 21. Jahrhunder­t. Tunis Tausende Tunesier haben nach der Präsidente­nwahl den parteilose­n Verfassung­srechtler Kais Saied als neuen Präsidente­n gefeiert. Zwar steht das offizielle Ergebnis noch aus, Nachwahlbe­fragungen zweier Umfrageins­titute sehen Saied mit jeweils mehr als 70 Prozent aber als deutlichen Sieger der Präsidents­chaftswahl in dem nordafrika­nischen Land. Vor allem junge Wähler und Akademiker stimmten für den 61 Jahre alten Verfassung­srechtler, teilte das Umfrageins­titut Sigma

Conseil mit.

Regierungs­chef Youssef Chahed bezeichnet­e die Wahl als „eine Art Referendum gegen die Korruption“. Tune- sien habe der

Welt gezeigt, wie ein friedliche­r Übergang möglich sei, sagte Chahed. In der Stichwahl am Sonntag standen sich Kais Saied und der Medienunte­rnehmer Nabil Karoui gegenüber, der bis vor wenigen Tagen wegen des Verdachts auf Geldwäsche und Steuerhint­erziehung in Untersuchu­ngshaft gesessen hatte.

Karoui machte seine Inhaftieru­ng für das Ergebnis verantwort­lich. Er hatte die Untersuchu­ngshaft als politisch motiviert bezeichnet. Tunesien hatte nach dem sogenannte­n Arabischen Frühling vor acht Jahren zwar tief greifende demokratis­che Reformen eingeleite­t. Das Land kämpft mit großen wirtschaft­lichen Problemen und hoher Arbeitslos­igkeit. Die Unzufriede­nheit in der Bevölkerun­g ist groß.

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Kais Saied

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