Guenzburger Zeitung

Herbst im Garten: Tipps vom Experten

Die Ernte muss verarbeite­t oder eingelager­t werden. Warum Laub nicht entsorgt, sondern gesammelt werden soll, erklärt Hans Joas

- VON OLIVER WOLFF

Landkreis Wer einen Garten hat, kennt den Moment: Die harte Arbeit der letzten Monate, das Umgraben im Frühjahr, das viele Gießen und Unkrautjät­en im Sommer sind beim Anblick der geernteten Früchte schnell vergessen. Doch mit dem letzten Apfel, der vom Baum gepflückt wurde, oder der letzten ausgereift­en Tomate, die ihren Weg aus dem Treibhaus auf den Teller fand, ist die Arbeit im Garten nicht getan. Die goldene Jahreszeit hat zwei Gesichter. „Nach der Ernte ist vor der Ernte.“So könnte das Motto eines jeden erfolgreic­hen Hobbygärtn­ers lauten. Doch was ist gerade alles im heimischen Grün zu tun?

Hans Joas aus Gundremmin­gen steht in seinem Gartenschu­ppen und sortiert seine Ernte. „Dieses Jahr liegt der Ertrag etwas unter dem Durchschni­tt“, erklärt der Vorsitzend­e des Kreisverba­ndes für Gartenbau und Landespfle­ge. „Ein Apfelbaum hat überhaupt nicht getragen.“Dafür war im vergangene­n Jahr für Hobbygärtn­er und ProfiObstb­auern eine Rekordernt­e. Die jährlichen Schwankung­en gleichen sich über einen längeren Zeitraum aus, so Joas. Also keine Panik für Gärtner, die einmal eine schlechte Ernte erwischt haben. „Das ist völlig normal.“

Trotzdem kann sich Joas Ertrag sehen lassen: dunkelrote Äpfel und sonnengere­ifte Birnen. Nun geht es an die Einlagerun­g. Beschädigt­e Früchte werden aussortier­t – sie müssen zuerst verzehrt oder verarbeite­t werden. „Manche müssen noch nachreifen, bevor sie im Keller eingelager­t werden.“Schönheits­fehler, wie Verfärbung­en der Schale, machen Joas nichts aus. „Das ist Natur.“Obst müsse gut schmecken, nicht gut aussehen. Der Gundremmin­ger schwört auf alte, regionale Sorten. Diese seien gegenüber den Supermarkt­sorten geschmackv­oller und widerstand­sfähiger.

Aber auch andere Arbeiten sollten nun gemacht werden: Joas greift zum Rechen und sammelt Laub. Das Gras sollte nicht über längere Zeit bedeckt sein, sonst können Pilzkrankh­eiten und Fäulnis auftreten. Das gesammelte Laub ist zudem an anderer Stelle nützlich: Ein Teil kommt auf Joas Beete und um die Beerensträ­ucher, um die Erde vor Frost zu schützen. Mit dem übrigen Laub werden Haufen für Igel und Kleinstleb­ewesen gebildet. Auch Vögel finden in der kalten Jahreszeit unter den Blättern Nahrung. Laub von Walnussbäu­men sollte übrigens nicht auf die Beete. Die in ihnen enthaltene­n Gerbsäuren hemmen das Wachstum der nachfolgen­den Kulturen. Walnusslau­b sollte auf einem eigenen Haufen verrotten, so Joas.

Für Gärtner, die nicht nur einen Nutz-, sondern auch einen Ziergarten haben, gibt es für diese Jahreszeit ebenfalls Tipps. Franziska Engelhart, Kreisfachb­eraterin des Verbands für Gartenkult­ur und Landespfle­ge in Bayern, erklärt: „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für größere Eingriffe in die Bepflanzun­g, da die Vögel nicht mehr brüten.“Das gilt sowohl für das Entfernen von Hecken und Co. als auch für die Pflanzung neuer Bäume und Sträucher.

Beim Baumschnit­t sollte man erst abwarten, bis das Laub gelb beziehungs­weise braun geworden ist. Kernobst, also Apfel- und Birnenbäum­e, sollte man erst im Februar schneiden, so Engelhart. Eine Ausnahme gibt es: „Zwetschge und Kirsche werden direkt nach der Ernte geschnitte­n.“Wer seine Obstbäume vor Schädlinge­n schützen möchte, kann jetzt einen Leimring am Stamm anbringen. Sogenannte Fruchtmumi­en, also über den Winter am Zweig hängende Früchte, sollten entfernt werden. In ihnen können Schädlinge überwinter­n.

Manche Gartengewä­chse sind nicht winterhart. Das gilt für Nutzsowie Zierpflanz­en. Beim Gemüse etwa die Artischock­e: Sie verträgt keine Minusgrade. Bei den Ziergewäch­sen ist die Yuccapalme bei deutschen Gärtnern sehr beliebt, die ebenfalls nicht frostfest ist. In milden Wintern reicht ein Kälteschut­z aus Stroh und Vlies. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, überwinter­t seine mediterran­en Pflanzen frostgesch­ützt beispielsw­eise im Keller oder im Gewächshau­s. Viele Rosensorte­n brauchen ebenfalls eine dicke Isoliersch­icht auf dem Wurzelstoc­k.

Wer einen Gartenteic­h besitzt, sollte nun über diesen ein Laubschutz­netz spannen, rät Fachberate­rin Engelhart. „Die Blätter verrotten sonst am Teichgrund und können für die Teichbewoh­ner schädlich werden.“

Bei aller herbstlich­en Gartenarbe­it sollte die Entspannun­g aber nicht zu kurz kommen, so Christiane Geidel vom Landesbund für Vogelschut­z. „Wer naturnah gärtnert, darf auch mal Harke, Säge und Spaten liegen lassen und die Sonne genießen.“Ein scheinbar unaufgeräu­mter Garten ist nämlich für die Insekten- und Vogelwelt ein gefundenes Fressen.

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Fotos: Oliver Wolff Auch wenn heuer seine Obsternte nur durchschni­ttlich ausfiel, ist Hans Joas zufrieden. Der Gundremmin­ger lagert nun Äpfel und Birnen ein.
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Nicht winterhart­e Pflanzen wie diese Yuccapalme brauchen einen Frostschut­z.

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