Guenzburger Zeitung

Wo soll man die Grenze ziehen?

- VON STEFAN REINBOLD redaktion@guenzburge­r-zeitung.de

In der ersten Gefühlsauf­wallung mag man den Eindruck haben, dass da mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird, wenn Diebe, die in Wertstoffc­ontainern wühlen, mit dem Hubschraub­er verfolgt werden. Natürlich spielen Kosten-Nutzen-Erwägungen auch bei der Polizei eine Rolle. Nicht jeder Parkremple­r kann mit der gleichen Personalin­tensität behandelt werden wie ein Mordfall. So viel ist wohl jedem klar. Aber was soll die Polizei denn im Krumbacher Fall machen? Die Diebe laufen lassen? Zu zweit drei Einbrecher­n hinterherr­ennen? Immer spielt bei diesen Erwägungen auch eine Rolle, wie erfolgvers­prechend die zu ergreifend­en Maßnahmen sind. Da haben die ermittelnd­en Beamten vor Ort sicher den besten Überblick. Zum Glück lassen sich die Polizisten dabei nicht von persönlich­en Befindlich­keiten leiten, sondern von den Gesetzen. Manchmal erweist sich im Lichte der Ergebnisse die Wahl der Mittel als falsch. Hinterher ist man bekanntlic­h immer klüger und aus der Distanz der Emotionsma­schine Facebook erst recht. Da kommt es mitunter schon vor, dass jemand schnell einen unqualifiz­ierten Beitrag ins Netz jagt und die Polizisten, die Kupferdieb­e mit dem Hubschraub­er suchen, für blöd erklärt. Aber ehrlich gesagt will doch keiner, dass die Polizei bei der Verfolgung von Verbrecher­n die Hände in den Schoß legt, weil das möglicherw­eise zu kleine Fische sind. Wo sollte man da auch die Grenze ziehen? Wieso sollte es wichtiger sein, dass Einbrecher, die in ein Einfamilie­nhaus einsteigen, verfolgt werden, als wenn sie alte Handy oder Altmetall in einem Wertstoffh­of klauen? Man muss sich den Aufschrei vorstellen, den eine derartige Unterschei­dung seitens der Polizei völlig zu Recht hervorrufe­n würde. Es wäre nichts anderes als die Kapitulati­on des Rechtsstaa­ts vor dem Verbrechen.

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