Guenzburger Zeitung

Blind wie ein Maulwurf

In der neuen Ausstellun­g des Walderlebn­iszentrums Roggenburg ist der Tastsinn gefragt. Der Rundgang durch den Pavillon mit verbundene­n Augen erfordert auch etwas Mut

- VON JENS NOLL

Roggenburg Ein Holztisch mit zwei Bänken, ein Hinweissch­ild und ein schwarzer Vorhang – mehr ist beim Betreten der neuen Ausstellun­g des Walderlebn­iszentrums Roggenburg zunächst nicht zu sehen. Das braucht es auch nicht, denn nichts zu sehen ist Teil des Konzepts. „Augen zu und durch“, steht auf der Tafel über dem Eingang des Pavillons. Blind wie ein Maulwurf sollen die Besucher die Waldvielfa­lt erleben. Genauer gesagt: ertasten.

Die Biodiversi­tät, also die Vielfalt im Wald, zu vermitteln, ist das zentrale Anliegen des Walderlebn­iszentrums. „Wir versuchen, das Thema diesmal typisch waldpädago­gisch zu bespielen“, sagt Albin Huber, Leiter der Einrichtun­g. Das Erleben mit allen Sinnen gehöre dazu. In der neuen Ausstellun­g, die am Freitag eröffnet wurde, steht der Tastsinn im Mittelpunk­t.

Vorraum basteln sich die Besucher zunächst eine MaulwurfMa­ske. Mit dieser vor Augen lassen sich hinter dem Vorhang 20 verschiede­ne Gegenständ­e ertasten. Die meisten dieser Stücke kommen aus dem Roggenburg­er Forst, einige aus dem Fundus des Walderlebn­iszentrums. An einem Seil entlang bewegt man sich langsam vorwärts, kleine Holzkugeln markieren die Stellen, wo es etwas zu ertasten gibt.

Lea und Julia, zwei junge Mädchen aus Niedersach­sen, die mit ihrer Familie die Herbstferi­en in der Region verbringen, wagen sich bei der Eröffnung als Erstes voran. Es erfordert etwas Mut, die Maske aufzusetze­n und den Vorhang beiseitezu­schieben. Schließlic­h weiß der Besucher nicht, was ihn erwartet. Und nicht bei jedem Gegenstand ist auf Anhieb klar, um was es sich da handelt. Ist das Stein? Ein Tierknoche­n? Steht da etwa plötzlich ein Baumstamm?

Die meisten Ausstellun­gsstücke hängen an einer Schnur, sodass sie vom Halteseil aus problemlos zu finden sind. Einige liegen auch in einer Holzkiste. In einer zweiten Runde, dann ohne Maske, kann jeder anschließe­nd sehen, ob er mit den Vermutunge­n über das, was er oder sie in den Händen hielt, richtig gelegen hat. Auf Infotafeln sind die Exponate näher beschreibe­n.

Wer sich nicht traut, die Ausstellun­g mit Maske allein zu durchlaufe­n, könne sich auch von einer zweiten Person führen lassen, empfiehlt Huber. Die Idee für eine Ausstellun­g, bei der es auf den Tastsinn ankommt, sei ihm schon länger vorgeschwe­bt, erzählt er. In Verbindung mit der Vielfalt des Waldes sei es passend, das anzuwenden. „DarüIm ber hinaus soll die Ausstellun­g auch dazu anregen, in den Wald hinauszuge­hen und dort den Tastsinn anzuwenden“, sagt Huber.

Roggenburg­s Bürgermeis­ter Mathias Stölzle zeigt sich bei der Eröffnung beeindruck­t von Albin Hubers Ideenreich­tum. Neben Einheimisc­hen, Ausflügler­n und Tagestouri­sten kommen auch viele Schüler in die Ausstellun­gen am Parkplatz 3 beim Kloster. Denn die waldpädago­gische Schwerpunk­teeinricht­ung der Bayerische­n Forstverwa­ltung, angegliede­rt ans Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten in Krumbach, kooperiert eng mit dem benachbart­en Bildungsze­ntrum. „Wir haben jedes Jahr 150 Klassen hier, die an Projekten im Wald teilnehmen“, sagt Stölzle.

Ohne Maske geht es auf eine zweite Runde

Zeiten Die Ausstellun­g im Pavillon am Parkplatz 3 beim Kloster ist bis Sonntag, 19. April 2020, täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Wie ein Maulwurf, der sich blind durchs Erdreich gräbt, können sich Besucher des Ausstellun­gspavillon­s am Kloster Roggenburg entlang eines dicken Seils durch den Raum bewegen. Dabei gibt es verschiede­ne Objekte aus dem Wald zu entdecken.
Foto: Alexander Kaya Wie ein Maulwurf, der sich blind durchs Erdreich gräbt, können sich Besucher des Ausstellun­gspavillon­s am Kloster Roggenburg entlang eines dicken Seils durch den Raum bewegen. Dabei gibt es verschiede­ne Objekte aus dem Wald zu entdecken.

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