Guenzburger Zeitung

Die Stimme aus dem Sarg

Wie ein toter Ire die eigenen Trauergäst­e zum Lachen brachte

- VON ANDREAS FREI

Reden wir über den Tod. Vielmehr: Lassen wir Shay Bradley darüber reden. Ein Ire aus der Hauptstadt Dublin, ein Berg von einem Mann, Tätowierun­g auf dem linken Unterarm, vor allem: Zwei Zentner geballter Humor. Bradley, das ist der traurige Teil der Geschichte, war 62 und schwer krank. Er wusste, dass er sterben würde. Also fing er an, seine Beerdigung zu planen. Und damit seinen Streich aus dem Sarg.

Nun ist die Welt voller neuer Ideen, und sie macht vor der Beerdigung­skultur nicht halt. Es gibt Seminare, auch in Deutschlan­d, in denen das Zusammenzi­mmern des eigenen Sargs gelehrt wird. Die Engländer haben die Do-it-yourselfTr­effen zu Coffin Clubs institutio­nalisiert – Coffin bedeutet Sarg.

Und Shay Bradley? Es war der Tag seiner Beerdigung. Der Sarg war ins Grab hinabgelas­sen worden, die Angehörige­n trösteten sich gegenseiti­g, als sie plötzlich Klopfgeräu­sche hörten. Und dann die Stimme von Shay Bradley. Sie kam aus dem Sarg und sagte: „Wo verdammt noch mal bin ich? Lasst mich hier raus. Es ist verdammt dunkel hier. Ist das der Priester, den ich höre? Hier ist Shay, ich bin in der Kiste.“ Die Nachwelt kennt diesen Wortlaut so genau, weil seine Tochter Andrea ein Video drehte und es auf Facebook veröffentl­ichte. Darin zu sehen ist, wie die Trauergäst­e erst völlig konsternie­rt sind – und dann in Lachen ausbrechen. Die Erklärung ist: Bradley hatte auf eigenen Wunsch im Sarg einen Lautsprech­er anbringen lassen, kurz vor seinem Tod den Text aufgenomme­n und seine Tochter gebeten, die Aufnahme genau in diesem Moment abspielen zu lassen. Andrea lieferte dann auch noch die Begründung für seinen Streich: Er würde sich freuen, wenn er wüsste, wie viele Menschen er zum Lachen gebracht hat.

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